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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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dass wir unsere Sklaven freilassen wollen.«
    Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel. »Und was wird dann aus unserer Plantage?«
    »Die könnten wir meinetwegen sofort verkaufen. Wir leben ja jetzt hier in London und nicht mehr auf Barbados.«
    Sein Grinsen wurde breiter, und er beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Wir knutschten ein bisschen herum – und fuhren dann gerade noch rechtzeitig auseinander, als Mrs Fitzjohn mit Kaffee und heißer Milch auftauchte. Ich mischte mir eine Art Caffè Latte und dachte dabei sehnsüchtig an Venedig, wo ich jetzt gern mit Sebastiano auf der Piazza San Marco in der Sonne gesessen und richtigen Milchkaffee getrunken hätte. Stattdessen hatten wir hier eine Aufgabe zu erfüllen, die wir nicht kannten und bei der nicht mal klar war, wie wir mehr darüber herausfinden konnten.
    Sebastiano zog die goldene Uhr aus der Tasche seiner passgenau geschneiderten Seidenweste und ließ sie mit einer weltmännischen Bewegung des Handgelenks aufschnappen.
    »Wow«, sagte ich. »Hast du das geübt?«
    »Ein bisschen.« Sebastiano klappte die Uhr wieder zu. »Es ist fast zwei. In einer Stunde will Bräutigam-Ken schon mit mir zu White’s. Ich denke, wir verschieben den Besuch bei Mr Turner und Mr Stephenson lieber auf morgen, da haben wir mehr Zeit.«
    »Okay. Dann lese ich so lange, bis Iphigenia mit der neuen Zofe vorbeikommt.« Nachdenklich sah ich Sebastiano an. »Wenn ich eine Zofe kriege – müsstest du dann nicht auch einen Kammerdiener haben?«
    »Oh, ich habe einen. Er heißt Meeks und hat mir einen langen Vortrag darüber gehalten, dass wahre Gentlemen ihr Haar derzeit im Brutus-Stil tragen.«
    »Brutus? Meinte er diesen Kerl, der Cäsar ermordet hat?«
    »Ich glaube schon.«
    »Hatte der eine Frisur wie aus dem Windkanal?«
    »Keine Ahnung, aber ich vermute es.«
    »Na, wenigstens wäre damit geklärt, wieso du heute so wuschelig aussiehst. Ich dachte schon, du hättest keinen Kamm gefunden.«
    »Meeks bekäme garantiert einen Nervenzusammenbruch, wenn er das hören könnte. Er hat sich wahnsinnig viel Mühe gegeben. Und mit allem anderen auch. Heute Morgen, während du noch geschlafen hast, hat er sich mindestens eine Stunde damit befasst, mein Rasierwasser auf die passende Temperatur zu erwärmen, meine Stiefel spiegelblank zu wienern und das Ding hier fashionable zu binden.« Sebastiano zupfte an seinem elegant arrangierten, schneeweißen Halstuch. »Dieses modische Kunststück nennt sich trône d’amour . Aber frag mich nicht, warum.«
    »Ich finde jedenfalls, dass es super aussieht. Du siehst super aus.« Ich wollte ihm gerade mit einem Kuss beweisen, wie sehr ich von ihm beeindruckt war, als es erneut klopfte und Mr Fitzjohn auf der Bildfläche erschien. Ich fiel hastig auf meinen Stuhl zurück und versteckte mich so gut es ging hinter meiner leeren Kaffeetasse. Wir mussten besser aufpassen, sonst flog unsere Tarnung noch auf, bevor wir herausbekommen hatten, worin unser Job als Zeitwächter hier überhaupt bestand.
    Mr Fitzjohn brachte eine zusammengefaltete und mit einem Tropfen Siegelwachs verschlossene Nachricht, die wieder stilecht auf dem kleinen Silbertablett lag.
    »Das kam soeben mit der Penny Post«, sagte Mr Fitzjohn.
    Die Liste der unbekannten Begriffe wurde immer länger, aber immerhin konnte ich mir diesmal leicht selbst zusammenreimen, was gemeint war.
    »Irgendetwas Wichtiges?«, fragte ich neugierig, nachdem Sebastiano das Siegel aufgerissen und die Botschaft überflogen hatte.
    »Ach, nichts Besonderes«, erwiderte er in gelangweiltem Ton, doch er konnte mich nicht täuschen, mir war sofort aufgefallen, wie er sich beim Lesen angespannt hatte.
    »Wünschen Eure Lordschaft noch etwas?«, erkundigte Mr Fitzjohn sich.
    »Ja. Lassen Sie bitte sofort Jerry mit der Kutsche vorfahren. Wir haben noch etwas zu erledigen.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Sebastiano wartete, bis der Butler den Raum wieder verlassen hatte, dann sah er mich sehr ernst an und reichte mir die Botschaft. Sie bestand nur aus einer einzigen Zeile, trotzdem erschrak ich beim Lesen, denn sie stammte von José.
    Kommt sofort und ohne Aufsehen nach Spitalfields. Ihr müsst zurück.

    Wir verloren keine Zeit und nahmen nichts weiter mit als ein paar Sachen, von denen wir dachten, dass es Verschwendung sei, sie hierzulassen. Vor allem die Schatulle mit dem Schmuck und das Geld, von dem Sebastiano eine ziemlich hohe Summe bei der Bank abgehoben hatte und das – genauso wie die Klunker – dem Bund

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