Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)
die Brauen zusammen. »Du hast recht. Es ist zu gefährlich.« Mit einer brüsken Bewegung hielt er mir die Maske hin. »Steck sie wieder ein.«
Ich nahm sie zögernd. »Wollen wir sie nicht besser wegschließen?«
»Nein, du musst sie ständig bei dir tragen, denn du weißt ja nie, wann du in Lebensgefahr gerätst.« Es sollte ironisch klingen, aber ich sah die Sorge in seinen Augen. Mir war klar, dass er mich am liebsten aus allem herausgehalten hätte, doch wir wussten beide, dass das nicht mehr ging.
Dass wir nur zwei Spielfiguren in einer Art intergalaktischem Monopoly waren, hatte ihn nicht weiter irritiert. Tatsächlich hatte er, wie er sagte, etwas Ähnliches schon häufiger vermutet. Gleichzeitig nahm er an, dass dieses Spiel einen ernsten Hintergrund für die Alten hatte. »Ich glaube, es geht für sie um mehr als bloß ums Gewinnen oder Verlieren. Wenn du mich fragst, hängt ihr Leben davon genauso ab wie unseres. Nur vielleicht auf eine etwas andere Weise.«
»Inwiefern anders?«
»Ich denke, dass sie dieses Spiel am Laufen halten müssen, um weiter existieren zu können. Sei es nun in echt oder als Projektion aus einer unbekannten Dimension.« Er beugte sich vor und küsste mich, dann ging er zur Tür und schloss sie auf. »Kommst du?« Er streckte mir die Hand hin.
»Wohin?«
»Mittagessen. Ich hab Hunger.«
»Und was machen wir danach?«
»Um drei holt mich Reggie ab, wir wollen bei Manton’s ein bisschen schießen. Später gehen wir zu einem Boxkampf, bei dem irgendwelche wichtigen Champions gegeneinander antreten. Er will mir da ein paar wichtige Leute vorstellen. Unter anderem höchstwahrscheinlich den Prinzregenten.«
»Warte, sag es nicht – Frauen haben dort keinen Zutritt, stimmt’s?«
»Stimmt.« Er lachte und küsste mich auf die Nase. »Falls wir jemals in unsere Zeit zurückkommen, können wir ja zusammen zu einem Boxkampf gehen.«
Ich erwiderte sein Lachen. Aber in meinen Gedanken hallte das Wörtchen falls lange nach.
»Sagen Sie, Mr Fitzjohn – was wissen Sie eigentlich über den Prinzregenten?«, fragte ich unseren Butler, als er mir nach dem Mittagessen in der Bibliothek Tee servierte.
»Was wünschen Mylady denn über Seine Gnaden zu erfahren?« Er schenkte mir Tee ein und reichte mir dann eine Platte mit lecker aussehenden kleinen Biskuits.
Ich schob das Journal über Kutschen beiseite, in dem ich gerade diverse Abbildungen betrachtet hatte. Jerry hatte mir mit großer Geduld noch ein paar Unterschiede zwischen den Modellen erklärt, aber so richtig blickte ich immer noch nicht durch.
»Na ja, mich würde interessieren, wie der Prinzregent so ist. Wie sieht er zum Beispiel aus?«
»Man sagt, Seine Gnaden sei ein höchst stattlicher Mann.«
»Stattlich … Heißt das, er ist, ähm, fett ?«
»Manche weniger nachsichtige Zeitgenossen belieben es womöglich so auszudrücken.«
Himmel, redete der Typ gestelzt! Aber dann sah ich das kurze Beben in seinem rechten Mundwinkel. Anscheinend amüsierte er sich heimlich doch ein bisschen, was ihn mir sofort sympathischer machte.
»Und ist es wahr, dass er verschwendungssüchtig ist?«
»Es steht mir nicht an, darüber zu befinden.«
»Ja, gut, aber Sie haben doch bestimmt schon davon gehört, oder?«
Mr Fitzjohn nickte schweigend und höflich.
Nachdenklich rührte ich meinen Tee um und biss in einen der leckeren kleinen Kuchen. »Wissen Sie denn zufällig auch, ob er Feinde hat? Also Leute, die ihn vielleicht gern … vom Thron schubsen würden?«
»Den Thron hat Seine Majestät der König inne.«
»Ja, aber der ist doch – Sie wissen schon.« Ich machte eine kreisende Handbewegung vor meinem Gesicht. »Also hat der Prinzregent die Macht. Können Sie sich vorstellen, dass sich irgendwer seinen Posten unter den Nagel reißen will?«
Um Mr Fitzjohns Mundwinkel zuckte es erneut, diesmal deutlicher. »Nun, unterstellen wir einmal, Seine Gnaden würde durch einen bedauerlichen Unglücksfall aus dem Leben gerissen. Dann kann nicht einfach ein beliebiger Usurpator an seine Stelle treten. Die Nachfolge fiele vielmehr entsprechend der gesetzlichen Thronfolge dem jüngeren Bruder des Prinzregenten zu.«
Ich sah interessiert auf. »Wer ist das?«
»Seine Gnaden Prinz Frederic, der Herzog von York. Er lebt seit vielen Jahren im Ausland, doch das würde ihn gewiss nicht davon abhalten, zur Erfüllung seiner Pflichten nach London zurückzukehren.«
»Also kann sich nicht einfach irgendwer das Amt schnappen?«
Diesmal
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