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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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der Place Royale an. José öffnete mir den Schlag und drückte mir die Schatulle in die Hand.
    Ich betrachtete die kleine Samtschachtel. »Heißt das, ich mache jetzt genauso weiter wie vorher? Wie soll ich denn Marie erklären, wo ich die ganze Zeit war?«
    »Dir wird schon etwas einfallen.«
    »Und was tust du in der Zwischenzeit?«
    »Sebastiano suchen.«
    »Und dann? Bringst du ihn hierher? Oder treffen wir uns irgendwo?«
    »Wir treffen uns. Aber nicht irgendwo, sondern im Louvre.«
    »Warum dort?«
    »Weil da der Ball stattfindet.«
    Oje, das war ja heute schon! Mit einem Mal sank mir der Mut. Eben war mir noch alles ziemlich einfach vorgekommen: Ich musste sicherstellen, dass die Königin die Brillanten bekam, und Sebastiano musste – wem auch immer – das Leben retten. Danach wäre alles im Lack und wir konnten endlich heim. Doch tatsächlich konnte dabei alles Mögliche schiefgehen. Besonders die Sache mit der Lebensrettung. Wie schnell das ins Auge gehen konnte, hatte ich bei meinem ersten Zeitreiseabenteuer selbst erlebt.
    Trotzdem, der erste und wichtigste Schritt war, dass Sebastiano sein Gedächtnis zurückgewann. Alles Weitere würde sich dann schon finden, davon war ich überzeugt. Wenn wir erst wieder beide an einem Strang zogen, waren wir ein unschlagbares Team und würden den Job schon meistern. Garantiert.
    »Du solltest jetzt mit den Selbstgesprächen aufhören«, schlug José vor.
    »Okay«, sagte ich seufzend. Anscheinend hatte ich das alles vor mich hingemurmelt.
    Er reichte mir die Hand. »Und du solltest hier aussteigen. Wir sind da.«
    »Natürlich.« Ich nahm seine Hand und stieg aus der Kutsche. »Bist du sicher, dass du Sebastiano sein Gedächtnis zurückgeben kannst?«, fragte ich zweifelnd.
    »Ja«, sagte er ruhig, während er wieder auf den Kutschbock kletterte.
    Das war doch mal eine klare Ansage. Sofort fühlte ich mich besser. Allerdings hielt diese Empfindung höchstens drei Sekunden vor.
    »Bis heute Abend dann«, verabschiedete ich mich bedrückt.
    »Bis heute Abend.« Er ließ die Peitsche knallen, worauf die beiden Zugpferde lostrotteten. Ich blickte der davonrollenden Kutsche nach, bis sie abgebogen und außer Sicht war. Auf einmal hatte ich ein ganz mieses Gefühl. So, als würde gleich Murphy mit seinem Gesetz um die Ecke biegen und mir einen Strich durch die Rechnung machen.
    Doch es kam jemand anderes um die Ecke. Oder genauer, er kam aus einem der Häuser an der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Mir wäre fast die Schatulle aus der Hand gefallen. Es war Sebastiano. Mit großen Schritten strebte er in Richtung Straße. So ein Mist, José hatte ihn nur um Haaresbreite verpasst! Aber dafür war ich ja noch da. Glücksgefühle durchströmten mich, es kam mir vor, als hätte ich ihn ein paar hundert Jahre lang nicht gesehen. Was auf gewisse Weise ja auch den Tatsachen entsprach.
    In meiner Wiedersehensfreude hob ich beide Arme und winkte ihm wild zu. »Hier bin ich! Huhu!«
    Er erstarrte und fuhr zu mir herum. Dann stand er einfach nur da, mit hängenden Armen, als hätte ihm jemand ein Ventil herauszogen und die Luft abgelassen. Doch im nächsten Moment rannte er auch schon los.
    »Anna!«, schrie er, mindestens so laut wie vorgestern Abend auf der Brücke. Und dann stürmte er mit gewaltigen Sätzen auf mich zu. Der Degen an seiner Seite schwang auf und ab und schlug gegen seine Beine, aber das schien ihn nicht im Geringsten zu stören. Ich lief ihm entgegen, sodass wir uns in der Mitte des Platzes trafen. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen sah ich, dass er Tränen in den Augen hatte. In seinem Gesicht arbeitete es, er wirkte völlig fassungslos.
    Überschäumend vor Glück warf ich mich in seine Arme, und er umschlang mich, schwang mich herum und hob mich dabei hoch, bis meine Füße ein Stück über dem Boden baumelten.
    »Mein Gott, du lebst!« Er presste mich an sich, vergrub das Gesicht in meinen Haaren und sog tief die Luft ein. Dann stellte er mich wieder ab und schaute mir eindringlich ins Gesicht. »Du bist nicht tot!«
    Mir kamen ebenfalls die Tränen. Halb lachend, halb weinend schüttelte ich den Kopf. »Nein, das bin ich nicht!« Ich schlang beide Arme um ihn und küsste ihn stürmisch, es war mir ganz egal, wer alles dabei zusehen konnte. Er erinnerte sich wieder an alles! Atemlos vor Begeisterung strahlte ich ihn an.
    Er nahm mein Gesicht in seine Hände, als müsste er sich vergewissern, dass alles an mir echt war. Jäh verdunkelten sich seine Züge,

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