Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)
überhaupt?«
»Er kommt aus derselben … Gegend wie ich. Aber ich kenne ihn eigentlich nur flüchtig. Er hat mir vorgespielt, dass er mir helfen will, doch in Wahrheit wollte er nur die Br… sich nur bereichern.« Rasch wechselte ich das Thema und deutete auf das Haus, aus dem Sebastiano vorhin gekommen war. »Was hattest du denn gerade dort zu tun?«
»Ich hatte eine Besprechung mit Seiner Eminenz.«
Ich fuhr zusammen. »Richelieu? Wohnt der da etwa?«
»Allerdings.«
Beklommen blickte ich über seine Schulter zu dem Haus hinüber. Ob Richelieu da gerade irgendwo am Fenster stand und uns beobachtete? Es war ziemlich weit weg, am anderen Ende des Platzes, der wirklich riesig war. Aber vielleicht hatte er ein Fernglas. Ob die Dinger schon erfunden waren? Damit hätte er bestimmt auch fabelhaft das geheime Kommen und Gehen der Königin ausspionieren können.
»Woran denkst du?«, wollte Sebastiano wissen.
»Ach, an nichts.«
»Dafür hast du gerade sehr nachdenklich ausgesehen.«
»Na ja, wenn du mich schon fragst … Meinst du nicht, dass der Kardinal etwas dagegen hat, dass du mit mir … dass du und ich …«
»Er hat gewisse Vorbehalte«, gab Sebastiano zu. »Doch solange er davon überzeugt ist, dass ich damit höheren Zielen diene, wird er keine Einwände gegen unser Beisammensein erheben.«
»Warte mal.« Entgeistert sah ich ihn an. »Soll das heißen, du stellst es ihm so dar, als würdest du dich aufopfern? Dass du mit mir ins Bett gehst, um höheren Zielen zu dienen ?«
»Er wird sich schon denken können, dass es kein großes Opfer für mich bedeutet.«
Mein Ärger nahm zu. »So wie es auch kein Opfer gewesen wäre, wenn du dich an Marie herangemacht hättest, wie er es ursprünglich wollte?«
Sein Gesicht verschloss sich. »Du hast diese Unterhaltung belauscht?«
»Und was wäre, wenn?«, fuhr ich ihn an.
»Deswegen also der Wein auf meinem Wams.«
»Das war ein Versehen.«
Er sah nicht so aus, als würde er das glauben. »Dann war die Verabredung zum Theater wohl auch ein Versehen. Oder doch eher der Versuch, mich auszuhorchen und von der Herzogin fernzuhalten?«
»Ich wollte dich wiedersehen!«
Auch das quittierte er nur mit einer ironisch hochgezogenen Braue. Aufgewühlt erkannte ich, dass wir schon wieder stritten. Doch ich war mindestens so sauer wie er, denn er hatte es gerade nötig, mir Vorwürfe zu machen!
»Du misst mit zweierlei Maß«, hielt ich ihm aufgebracht entgegen. »Schließlich wolltest du auch nicht aus reiner Zuneigung mit mir ausgehen. Sondern bloß für die höheren Ziele !«
Er seufzte, und seine Züge glätteten sich wieder. »Anna, so weit waren wir doch schon. Wir drehen uns mit diesem Streit nur im Kreis. Du selbst hast gesagt, dass es eine besondere Verbindung zwischen uns gibt, die über das gewöhnliche Maß an Anziehung hinausgeht. Ich wollte das zuerst nicht wahrhaben. Dennoch habe ich inzwischen erkannt, dass du recht hast.« Bittend sah er mich an. »Ich habe mich in dich verliebt, Anna. Bis über beide Ohren, vollständig und rettungslos.«
Mein Herz schmolz. Ich merkte, wie mir Tränen in die Augen schossen, und ich wollte irgendwas sagen, doch ich brachte kein Wort heraus. Meine Lippen bebten, und ich presste sie zusammen, um es zu verbergen.
Er streichelte meine Hand. »Die Motive, aus denen wir uns zuerst verabredet haben – lass sie uns vergessen und von vorn anfangen. Ich werde mit seiner Eminenz reden und ihm erklären, dass es mir ernst mit dir ist.«
Ich schaute zu ihm auf und suchte in seinen Augen nach Anzeichen von Taktik. Doch ich sah nur tiefe und ehrliche Zuneigung.
Ein wenig zittrig holte ich Luft. »Wenn du ihm das sagst, kriegst du sicher Ärger.«
»Nicht, wenn ich ihm glaubhaft versichern kann, dass du dich von dem verschwörerischen Bündnis der Herzogin und der Königin losgesagt hast.«
An der Stelle fand ich einen weiteren Themenwechsel angebracht. »Wieso bist du mir eigentlich vorgestern Abend gefolgt?«, erkundigte ich mich.
»Ich habe dich beschattet«, gab er unumwunden zu. »Der Liebhaber der Königin war dabei beobachtet worden, wie er die Brillanten verpfändete. Folglich war zu erwarten, dass die Königin Mittel und Wege finden würde, sie wieder auszulösen, denn der König hat ihr befohlen, sie auf dem heutigen Ball zu tragen. Am Ende hat man dich beauftragt, den Schmuck zurückzuholen, offenbar in der irrigen Annahme, dass niemand dir folgt.«
Heroisch unterdrückte ich meinen Zorn, denn dass Richelieu
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