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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Leute um mich herum und versuchte, mich zu Sebastiano durchzukämpfen. Über die Schulter einer kreischenden Frau hinweg sah ich, wie er dem Maskierten mit einer harten Attacke den Degen aus der Hand schlug, worauf der Mann augenblicklich zurücksprang und sich in einen Pulk von Menschen zwängte. Gleich darauf wurde er von der fliehenden Menge verschluckt. Sebastiano wollte ihm nachsetzen, doch er hatte den Mann bereits aus den Augen verloren, das Gedränge war zu unübersichtlich.
    Nur ein paar Atemzüge später war der Aufruhr vorbei, die Leute beruhigten sich. Die meisten waren weggerannt, um sich in Sicherheit zu bringen, aber es waren immer noch etliche Gaffer übrig, die sich sensationslüstern um den Schauplatz des verhinderten Verbrechens drängelten. Der Kardinal war unverletzt, er stand mit wachsamer Miene inmitten seiner Garde, die sich schützend um ihren Herrn geschart hatte und das Gelände nach allen Seiten sicherte.
    »Anna?«, hörte ich Philippe von irgendwoher rufen, doch ich konnte ihn nirgends sehen. Ich gab keine Antwort, denn momentan hatte ich nur eins im Sinn – Sebastiano. Der schob gerade den Degen wieder zurück in die Scheide und ließ sich von den übrigen Gardisten beglückwünschen und auf die Schulter klopfen. Ich platzte beinahe vor Stolz, weil er den Attentäter in die Flucht geschlagen hatte. Und ich war überglücklich, weil er selbst unversehrt geblieben war.
    Endlich hatte ich mich aus dem Gewühl befreit und rannte auf ihn zu.
    »Sebastiano!« Wieder kam nur die französische Variante heraus, doch das spielte keine Rolle, denn er drehte sich sofort zu mir um. Ich stolperte über meinen Rocksaum, weil ich gar nicht schnell genug bei ihm sein konnte, und statt in seinen Armen zu landen, schlug ich direkt vor seinen Füßen wie der letzte Tollpatsch der Länge nach hin.
    »Autsch!« Ich schürfte mir die Hände auf, und mein rechter Ellbogen bekam auch was ab, aber viel schlimmer war der Dreck, in dem ich landete. Ungefähr tausend Leute waren hier vorbeigetrampelt, und mindestens die Hälfte von ihnen hatte vorher in alle nur vorstellbaren Sorten von Abfall getreten und reichlich davon auf dem Pflaster zurückgelassen. Wann war ich eigentlich das letzte Mal gegen Tetanus geimpft worden?
    »Lass dir helfen, Mädchen.« Kräftige Arme zogen mich hoch, und während ich betroffen meine besudelte Vorderseite betrachtete, klopfte Sebastiano sich die Hände an der Hose ab. »Hast du dir wehgetan?«
    Ich lächelte unter Tränen. »Halb so wild. Hauptsache, ich bin endlich wieder bei dir.« Angesichts der vielen neugierigen Blicke, die mich von allen Seiten trafen, scheute ich mich, Sebastiano einfach zu umarmen, obwohl ich mich schmerzlich danach sehnte.
    Glücklich sah ich ihn an. »Geht es dir gut?«
    »Kennt Ihr das Frauenzimmer, Foscaire?«, hörte ich den Kardinal fragen. Irritiert sah ich zu ihm hinüber. Er betrachtete mich mit hochgezogenen Brauen, dann schnippte er sich mit dem Zeigefinger einen Fussel von seinem roten Ärmel, als wäre der mindestens dreimal so wichtig wie ich. Foscaire nannte Sebastiano sich also hier. Das lag nahe, schließlich hieß er in seinem echten Leben Foscari, was sozusagen die italienische Variante davon war.
    Ich versuchte, ihm mittels aussagekräftiger Mimik Zeichen zu geben, mal eben unauffällig mit mir um den Block zu verschwinden, damit wir ein paar Takte unter vier Augen reden und uns zur Begrüßung küssen konnten. Als ich ihn anschaute, klopfte mein Herz prompt schneller. Ich hatte ihn so vermisst! Liebe Güte, mit dem Bart sah er wirklich sehr gut aus, das hatte ich mir vorher überhaupt nicht vorstellen können!
    Ungeduldig wartete ich darauf, dass er sich was Passendes einfallen ließ. Etwa: »Ich glaube, ich begleite diese arme junge Dame mal besser zur nächsten Apotheke, damit sie sich eine Salbe für ihre Abschürfungen holen kann.« Oder: »Das Mädchen sieht blass aus, ich bringe sie eben rasch nach Hause, sonst fällt sie am Ende noch in Ohnmacht.«
    Er sagte jedoch nichts dergleichen. Stattdessen musterte er mich stirnrunzelnd von oben bis unten und erklärte dann: »Nein, Eminenz. Ich habe das Mädchen noch nie gesehen.«
    Wie bitte? Entgeistert starrte ich ihn an. Was fiel ihm ein, mich vor versammelter Mannschaft zu verleugnen? Doch dann begriff ich, was dahintersteckte: Er musste weiter seine Rolle spielen. Offensichtlich war er ein Musketier in der Leibgarde des Kardinals. Und als solcher durfte er keinen Verdacht auf sich

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