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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Achseln. »Aber da muss sie durch, ich kann es nicht ändern, auch wenn sie es manchmal nicht glauben will.«
    Eine Kundin kam aus der Kräuterhandlung. Durch die offene Tür erspähte mich Matilda.
    »Wieso stehst du da und hältst Maulaffen feil?«, rief sie.
    »Ich komme schon!«, rief ich zurück.
    »Ich bin zum Mondwechsel wieder da, pünktlich zum Terzläuten 9 «, sagte Sebastiano schon im Weggehen. »Such mich vorher nicht, ich bin die nächste Zeit unterwegs.« Gleich darauf war er um die Ecke verschwunden.
    Ich versprach Matilda, umgehend die Töpfe zu schrubben, doch vorher machte ich mich auf die Suche nach Clarissa. Sie stand in dem Gartenschuppen, wo sie mit verkniffener Miene auf der Arbeitsplatte gemahlene Kräuter abwog.
    »Wo warst du?«, wollte sie wissen.
    »Wasser holen.«
    »Du hast lange gebraucht. Hast du dich verirrt?«
    »Nein, ich bin hinter Bartolomeo hergelaufen, weil ich mit ihm sprechen wollte.«
    »Und, hast du ihn erwischt? Konntest du mit ihm reden? Was hast du herausgefunden?«
    »Sebastiano kommt in zwei Wochen her, weil dann wieder Mondwechsel ist. Vorher kann ich sowieso nicht zurück.« Ich blickte sie fragend an. »Hast du das gewusst?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ja, sicher. Es hängt irgendwie mit den Gezeiten zusammen, wann man reisen kann.«
    »Warum hast du es mir nicht gesagt? Ich dachte wirklich, ich könnte heute nach Hause zurück! Wieso hast du mich in diesem Glauben gelassen?«
    »Aus Rücksicht. Du warst so verstört. Ich wollte es nicht noch schlimmer machen.«
    Die Begründung kam mir ein bisschen dürftig vor, aber ich ließ es auf sich beruhen. Dafür bestand in einem anderen Punkt echter Klärungsbedarf. Allerdings wusste ich nicht recht, wie ich es angehen sollte, ohne dass sie sofort merkte, wer mich darauf gebracht hatte. Sebastiano hatte angedeutet, dass sie mir über ihre Zeitreise die Unwahrheit gesagt hatte, und ich war entschlossen, mehr herauszufinden.
    Während ich über die Formulierung einer passenden Frage nachdachte, schaute ich ihr beim Arbeiten zu. Auf der langen Anrichte gab es etliche Geräte. Bei den meisten konnte ich mir zusammenreimen, wozu sie benutzt wurden, bei anderen konnte ich nur raten.
    »Was ist das für ein Ding?« Ich deutete auf eine große Glaskugel mit mehreren Ausstülpungen.
    »Ein Alambik. 10 Man benutzt ihn zum Destillieren.«
    »Du meinst, um Schnaps zu brennen?«
    »Nicht doch.« Clarissa kicherte kurz und erleichtert stellte ich fest, dass sie ihre gute Laune wiederfand. »Wir brauchen es, um Parfüm zu machen. Aber das Prinzip ist dasselbe.«
    Sie erklärte mir die unterschiedlichen Gerätschaften. Es gab Mess- und Schüttelbecher, Reagenzgläser, Wiegemesser und Mörser zum Zerkleinern von Zutaten, Gewürzmühlen, Bretter, Spatel und Löffel in allen möglichen Größen, eine Waage, mehrere Sanduhren. Über der Arbeitsplatte hingen ebenso wie im Verkaufsraum büschelweise Kräuter in allen Duft- und Gestanksrichtungen von der Decke. An der gegenüberliegenden Wand gab es ein großes Regal, das vollgestopft war mit Säckchen, Kistchen, Tiegeln und Flaschen. Teils handelte es sich um fertig produzierte Waren, teils um Vorräte, erklärte Clarissa. Zusammen mit Matilda stellte sie alles her, was für die Gesundheit und die Schönheit zu haben war. Das ganze Jahr über hatten sie viel zu tun, nicht nur im Verkauf, sondern auch in der Herstellung. Sie fuhren zum Ernten bestimmter Pflanzen mit dem Boot zum Festland und sie gingen zu Händlern, um exotische Gewürze oder seltene Minerale zu erwerben. Pflanzen für die Medikamente und Kosmetika wurden teils frisch, teils getrocknet verarbeitet, sie mussten gemahlen, gekocht, gestampft oder destilliert werden. Fette wurden geschmolzen und gereinigt, Parfümessenzen gestreckt und vermischt, Gewürze und Minerale in kleinsten Mengen abgewogen.
    Bereitwillig führte Clarissa mir diverse Erzeugnisse vor und erklärte jede Einzelheit.
    »Es kommt mir fast vor, als würdest du das gerne machen«, sagte ich.
    »Das tue ich wirklich. Wie kommst du darauf?«
    »Weil du aus adligem Hause stammst. Da ist es sicher nicht üblich, den ganzen Tag zu schuften und sich rumkommandieren zu lassen.«
    Ein Hauch von Röte stieg in ihre Wangen. »Ehrliche Arbeit hat noch keinen umgebracht.«
    »Im Gegensatz zur Französischen Revolution«, stellte ich fest. Ich zögerte. Eben war mir von ganz alleine eingefallen, was an ihrer Geschichte ungereimt war. Ich entschied, nicht um den heißen Brei

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