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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Leinentüchern trocken und setzten uns in die Sonne. Einmal schlief ich dabei ein und träumte, irgendwo am Strand zu liegen.
    Dann wurde es allmählich immer kälter und die Waschaktionen wurden deutlich kürzer und unangenehmer.
    Trotzdem versuchte ich alles, um mich so sauber wie möglich zu halten, denn es war schlimm genug, dass ich tagein, tagaus im selben Zeug herumlief und bald entsprechenden Mief ausdünstete. Dabei war es mir kein Trost, dass meine Hausgenossen auch nicht gerade angenehm rochen; vor allem Matilda verströmte ein ziemlich strenges Odeur. Darin unterschied sie sich allerdings kaum von den meisten anderen Leuten, die mir bisher in dieser Zeit über den Weg gelaufen waren. Kein Duschgel, keine Waschmaschinen, kein Deo. Und keine Wasserspülung auf dem Klo. Die Vergangenheit stank mir im wahrsten Sinne des Wortes.
    Anfangs hielt ich ständig die Luft an, doch nach ein paar Tagen lernte ich, es heldenhaft zu ertragen, und im Laufe der der zweiten Woche fiel es mir nur noch am Rande auf.
    Clarissa borgte mir eins von ihren Unterkleidern, damit meines zur Wäsche gegeben werden konnte, doch wirklich frisch fühlte ich mich dadurch auch nicht. Ein paarmal war ich drauf und dran, mir Sachen zum Wechseln zu kaufen, aber dann sagte ich mir, dass es sich für die paar Tage nicht mehr lohnte. Ich hatte vor, das Geld von Sebastiano bei meiner Abreise Clarissa zu überlassen, denn mitnehmen konnte ich es nicht. Sie dagegen könnte sich davon bestimmt den einen oder anderen Wunsch erfüllen. Von Matilda wurde sie ziemlich kurzgehalten, was Taschengeld anging – genau genommen bekam sie gar keines, bloß einmal im Jahr neue Klamotten oder Schuhe, allerdings nur dann, wenn die alten schon restlos verschlissen waren. Im Vergleich zu ihrem früheren Leben, als sie sich noch in Samt, Seide und Spitze hatte kleiden können, lebte sie hier wie das Aschenputtel vom Dienst. Doch immer wenn ich sie darauf ansprach, wurde sie seltsam wortkarg. Ich vermutete, dass sie nicht an die schönen Luxuszeiten erinnert werden wollte, weil ihr das Leben hier dann noch trostloser vorkam.
    Um herauszufinden, wie viel die Münzen wert waren, die Sebastiano mir gegeben hatte, drückte ich mich ein paarmal bei Matilda im Verkaufsraum herum und tat so, als würde ich mich auf das Ausfegen konzentrieren, während ich beobachtete, welche Geldstücke über den Ladentisch wanderten. Bei der nächsten Gelegenheit fragte ich Clarissa über die unterschiedlichen Münzen aus und erfuhr so, was man sich für einen Soldo , eine Lira Tron oder einen Marcello kaufen konnte. Am meisten war der Dukaten wert, denn der war aus Gold. Auf diese Weise kam ich dahinter, dass Sebastiano mir ein kleines Vermögen überlassen hatte, lauter Gold- und Silberstücke, die ausgereicht hätten, den ganzen Kräuterladen leer zu kaufen. Clarissa würde sich davon eine Truhe voller neuer Kleider und Schuhe zulegen können.
    Bis auf ein paar kleinere Silbermünzen versteckte ich das Geld unter der Matratze unseres Bettes. Spätestens am Tag des Mondwechsels würde es in ihren Besitz übergehen.
    Manchmal, in der Stunde vor dem Schlafengehen, setzte ich mich zu Jacopo an den Küchentisch und schaute ihm beim Schnitzen zu. Seine Hände waren fast so knorrig und rissig wie das Holz, das er im Licht einer Öllampe bearbeitete, doch das, was dabei herauskam, war von zeitloser Schönheit. Er schnitzte Heiligenfiguren, die er anschließend polierte und wachste, bis sie wie altes Gold schimmerten. Wenn sie fertig waren, stellte er sie auf den Tisch und erzählte, was sie darstellten. Unter anderem den heiligen Sebastian, von Pfeilen gespickt, den heiligen Christophorus mit dem kleinen Jesus auf den Schultern, und natürlich den Schutzpatron von Venedig, den heiligen Markus, auf einem Löwen reitend.
    Alle paar Tage schnallte Jacopo einen Bauchladen um, legte eine Auswahl seiner Figuren hinein und humpelte auf Krücken zur Piazza, um dort seine Schnitzkunstwerke zu verkaufen. Meist wurde er alles binnen kürzester Zeit los, denn die Menschen dieses Jahrhunderts waren extrem fromm. Für viele war die Heiligenverehrung wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens.
    Auch für Clarissa, Matilda und Jacopo spielte Religion eine wichtige Rolle. Sie beteten vor allen Mahlzeiten und gingen jeden Sonntag zur Kirche. Damit erst gar keine Irritationen aufkamen, ging ich brav mit. Ich konnte mich ja schlecht damit herausreden, dass ich evangelisch war, zumal ich nicht mal genau wusste,

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