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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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aussahen, als seien sie viel zu schade, um darin herumzulaufen.
    Sorgfältig legte ich alles wieder aufs Bett und schlüpfte in meine eigene Kleidung, denn mit einem Mal wusste ich, wo ich mich befand. Ganz ohne Frage war das hier ein Kurtisanenhaus. Mit anderen Worten, ein Bordell.

    Bedauernd warf ich einen letzten Blick auf das traumhafte Himmelbett und das schöne Kleid, dann machte ich mich auf, um Sebastiano zu suchen. Nachdem er mich hergebracht hatte, war es jetzt auch seine Aufgabe, mich woanders unterzubringen. Er hatte ja selbst gesagt, wir würden hier nur einmal übernachten.
    Der große Prunksaal war bei Tageslicht noch beeindruckender als in der Nacht. Die Wände waren mit glänzendem Leder bespannt, überall hingen kostbare Spiegel und Kerzenlüster aus Kristall. Der Boden bestand aus poliertem Terrazzo, der im einfallenden Sonnenlicht glitzerte.
    Aus einem der Räume, die von dem Portego abgingen, hörte ich Frauenstimmen, untermalt von Gelächter. Als ich mich an der offenen Tür vorbeistehlen wollte, tauchte dort ein hochgewachsenes, bildschönes Mädchen auf. Eigentlich sah sie eher aus wie eine Märchenfee, mit hüftlangem dunklem Haar, das wie Seide schimmerte. Sie trug ein ähnliches Gewand wie jenes, das die Frauen mir vorhin gebracht hatten. Als sie mich sah, lächelte sie. »Ah, du musst die arme verlassene kleine Anna sein! Hat dir das Essen geschmeckt? Warst du mit den Diensten der Zofen zufrieden?«
    Ich nickte stumm.
    »Du trägst das Kleid gar nicht, das ich für dich ausgesucht habe.«
    »Ich … ähm, es passte nicht.«
    »Wie schade. Sebastiano meinte, du hättest meine Figur, nur ein Stück kleiner. Ich habe es extra für dich kürzen lassen.« Sie musterte mich prüfend. »Hat es dir nicht gefallen?«
    Krampfhaft versuchte ich ihr zu vermitteln, dass ich eher aus Versehen hier war und deshalb kein neues Kleid brauchte, doch außer Gestammel brachte ich nichts zustande.
    Schließlich fiel mir die junge Frau ins Wort. »Ich vergaß, mich vorzustellen. Mein Name ist Marietta.«
    »Angenehm«, sagte ich überrumpelt. »Ist das dein Haus?«
    »Gewiss.« Sie lächelte sonnig. »Es ist zwar erst Mittag, aber wenn dir der Sinn nach einer frühen Feier steht, kannst du dich gern zu uns und unseren Gästen gesellen.« Einladend deutete sie in das Gemach, vor dem sie stand.
    »Äh … ich muss eigentlich mit Sebastiano sprechen. Ist er schon auf?«
    »Du findest ihn unten im Wassersaal. Er ist gerade von einer Besorgung zurückgekommen.« Ein weiteres sonniges Lächeln. »Und falls du etwas benötigst – läute einfach. Es gibt überall im Haus Klingelzüge.«
    »Vielen Dank.«
    Auf dem Weg zur Treppe kamen mir zwei Männer entgegen, beide ungefähr in Sebastianos Alter und geckenhaft elegant gekleidet. Sie waren in Partylaune und hatten schon zum Frühstück gebechert, was ich an der Schnapsfahne bemerkte, die beide umwehte.
    Beim Anblick des einen erschrak ich heftig, denn ich erkannte ihn – es war der stämmige Typ, der in der Zukunft Sebastiano mit dem Messer attackiert hatte!
    »Ein neues Schätzchen, sieh mal an!«, sagte er.
    »Potztausend, und was für ein hübsches«, stimmte der andere zu. »Davon hat Marietta uns gar nichts erzählt!«
    Der Stämmige streckte die Hand aus und umfasste meinen Oberarm. »Wollen wir nicht gebührend deine Ankunft feiern?«
    Wie gelähmt starrte ich ihn an. Mein Verstand sagte mir, dass ich so schnell wie möglich vor diesem Mann wegrennen sollte, doch meine Füße waren wie festgenagelt.
    »Lass sie los!« Marietta stand vor der Tür ihres Gemachs. Ihr strahlendes Lächeln milderte ihren scharfen Tonfall. »Sie steht nicht zur Verfügung.«
    »Was tut sie dann hier?«, fragte der Stämmige mit unangenehmem Lächeln, während er meinen Arm streichelte.
    »Sie ist meine kleine Cousine und nur zu Besuch da.«
    Die Männer lachten. Der Stämmige zupfte an meinen Haaren und ließ mich nur widerstrebend los, als ich zurückwich. »Falls dir je langweilig wird, kleine Cousine – frag nach den Brüdern Alvise und Giovanni Malipiero!« Er zwinkerte mir zu und tippte sich an die Brust. »Ich bin Alvise. Der da ist mein Bruder Giovanni.«
    Gut gelaunt zogen sie mit Marietta ab, die mir über die Schulter noch einen entschuldigenden Blick zuwarf, bevor sie mit den beiden Männern in ihrem Gemach verschwand.
    Ich beeilte mich, zur Treppe zu kommen.

    Das Zwischengeschoss des Hauses ließ sich über eine Tür vom Innenhof aus betreten. Hier unten waren die

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