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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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hätte er sie schon öfter erzählt. Beispielsweise den Tasselhoffs, die offenbar vor mir aufgewacht und dann völlig unbelastet von irgendwelchen Erinnerungen an die Zukunft davonspaziert waren, geradewegs in ihr neues Leben, das wie aus dem Nichts da gewesen war und auf sie gewartet hatte.
    »Wen hat Sebastiano außer mir und den Tassinis sonst noch alles angeschleppt?«, erkundigte ich mich. Natürlich versuchte ich, Tasselhoffs zu sagen, aber daraus wurde nichts.
    »Insgesamt ein Dutzend, höchstens.«
    »Und du stehst jedes Mal mit einem Vorrat an Kleidung parat? Und mit der Räubergeschichte? Und du fragst alle, wo sie wohnen und wie sie heißen, bevor sie nach Hause gehen dürfen?«
    »Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, damit wir wissen, um wen es sich handelt und welche Rolle sie möglicherweise noch spielen.«
    »Sicher. Ihr könntet ja sonst die Übersicht verlieren.«
    »Zum Spotten besteht kein Anlass. Es ist das Werk höherer Mächte, alles hat einen Sinn und erfüllt einen Zweck, auch wenn wir ihn nicht erkennen.«
    »Du meinst, diese Leute ziehen praktisch in ein vergangenes Leben um und das wäre für irgendetwas gut?«
    »Das weiß nur Gott allein.«
    Ich merkte, dass ich nicht weiterkam, und wechselte das Thema. »Wo wohnen die Tassinis?«, fragte ich.
    »Du bist eine Fremde für sie«, wehrte Bart ab. »Jeder Versuch, dich bei ihnen in Erinnerung zu bringen, würde dir nichts als Ärger eintragen.«
    »Keine Sorge, ich halte mich zurück. Ich will es einfach nur wissen, weil mich ihr Schicksal interessiert.«
    »Sie bewohnen ein Haus am Campo dei Mori, aber bald beziehen sie einen neuen Palazzo am Canal Grande, nicht weit weg vom Rialto. Das ist kein Geheimnis, denn sie erzählen es überall herum. Die Bauarbeiten haben schon begonnen.«
    Irgendwas klingelte leise bei mir, als ich das hörte, doch ich konnte nur daran denken, wie unerträglich snobistisch Juliane Tasselhoff sich immer benommen hatte. Als hätte sie in der Zukunft geahnt, dass sie in der Vergangenheit stolze Besitzerin eines Palazzo in bester Wohnlage Venedigs sein würde. Gewesen war. Ach, verflixt, bei diesem Durcheinander konnte man nicht einmal mehr die korrekten Tempi auseinanderhalten.
    »Gehst du auch auf die Feier?«, fragte ich.
    Er nickte verdrossen. »Monna Esperanza will es so.«
    »Vielleicht rasierst du dich vorher«, empfahl ich. »Weil ich nämlich Clarissa fragen will, ob sie mitkommt.«
    »Warum?«
    Ich lächelte. »Das war unser Handel, schon vergessen? Natürlich kann ich nicht garantieren, dass sie auch wirklich kommt, die Zeit ist ziemlich knapp bis dahin. Aber ich mache mich gleich auf den Weg zu ihr und frage sie, ob sie Lust hat, mitzugehen.«
    Damit hatte ich anscheinend bei ihm Boden gutgemacht, denn er lächelte tatsächlich zurück. Nur ein bisschen und nur mit einem Mundwinkel, aber dafür, dass er sich sonst immer wie der letzte Miesepeter gebärdete, war es schon ganz beachtlich.
    Dorotea kam aus dem Laden und schwenkte eine silberne Halbmaske. »Ich habe eine gefunden!« Hochmütig deutete sie auf Bart. »Bist du für den Verkauf zuständig, Bursche?«
    Das Lächeln verschwand. »Wenn es sein muss«, meinte Bart mürrisch. Widerwillig ging er mit Dorotea in den Laden zurück, um den Kaufpreis für die von ihr ausgewählte Maske zu kassieren.
    Ich blieb in der Gasse stehen und blickte an der Fassade des Hauses hoch. Vielleicht schaute die alte Esperanza ja von da oben zu mir herunter. Doch sie war nicht mehr zu sehen und das Fenster blieb geschlossen.

    Dorotea war ganz aufgekratzt, weil sie eine so schöne Maske gefunden hatte. Sie erklärte, dass sie sich ihre gute Stimmung nicht verderben wolle, indem sie jetzt schon ins Kloster zurückkehrte. Stattdessen wolle sie noch bei einer guten Bekannten vorbeischauen, die zufällig ganz in der Nähe wohne.
    »Das trifft sich gut«, sagte ich. »Dann kann ich so lange auch eine gute Bekannte besuchen.«
    Ihre gute Bekannte war vermutlich niemand anderer als Alvise, während es sich bei meiner um Clarissa handelte. Ich wollte sie unbedingt während der Feier dabeihaben. Nicht bloß, um ihr und Bart einen Gefallen zu tun, sondern weil ich mir davon moralische und anderweitige Unterstützung versprach. Vier Augen sahen mehr als zwei. Auf Doroteas Augen konnte ich nicht zählen, die tendierten dazu, an jedem Spiegel hängen zu bleiben. Ganz abgesehen davon, dass ich ihrem Lover keinen Fingerbreit über den Weg traute.
    Als ich das vertraute Backsteinhäuschen in

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