Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber
allerdings in meinem Pompadour, 11 weil sie nicht zu meinem Kopfputz mit dem Vogelkäfig passte.«
»War es eine Katzenmaske?«, stieß ich hervor.
»Ja, deshalb zog ich sie nicht an. Katze und Vogel, du weißt schon. Das verträgt sich einfach nicht. Woher weißt du, was es für eine Maske war?«
»Das erkläre ich dir später. Wo hattest du sie her? Etwa von einer alten Frau?«
»Ganz recht«, sagte Clarissa erstaunt.
»Hast du eigentlich diese Monna Esperanza schon einmal gesehen?«
»Nein, ich hörte nur ihren Namen. Gesehen habe ich bisher nur den spanischen Gondoliere. Warum fragst du mich all diese Sachen?«
»Ach, nur so. Und welches Ereignis solltest du verhindern?«
»Wenn ich das doch nur wüsste!«, sagte Clarissa. »Es hat mir niemand gesagt.«
Ich war entrüstet. »Aber wie kann man dich für etwas bestrafen, von dem du überhaupt nichts weißt?!«
Niedergeschlagen hob sie die Schultern. »Frag mich nicht. Ich weiß nur, dass ich damals auf ein wichtiges Fest gehen sollte, doch ich tat es nicht, weil ich Migräne bekam.«
»Oh«, sagte ich. Meine Gedanken überschlugen sich, weil Clarissas damalige Situation so sehr der meinen ähnelte. Fehlte jetzt nur noch, dass ich auch Migräne kriegte und dann für den Rest meines Lebens in diese Zeit ohne Dusche und Deo strafversetzt wurde!
»Also ist dann auf diesem Fest etwas geschehen, was du hättest verhindern sollen?«, fragte ich.
Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, vielleicht war es so, vielleicht auch nicht. Mir hat keiner etwas darüber gesagt. Mir wurde nur mitgeteilt, dass es ein schwerer Fehler war, nicht hinzugehen.«
Damit stand außer Frage, dass ich unbedingt zu dieser Feier musste, koste es, was es wolle. Ich würde das fragliche Ereignis verhindern, was immer es auch war, und dann würde ich endlich nach Hause zurückkehren dürfen. Gut, dass ich nicht zu Kopfschmerzen neigte!
Ich holte tief Luft. »Ich bin wirklich froh, dass wir darüber geredet haben.«
»Warum?«
»Weil ich nämlich heute Abend auch auf ein Fest muss. Und ich dich bitten wollte, mitzugehen.«
Clarissa meinte, es ginge leider nicht. Selbst, wenn sie hätte mitgehen wollen, wäre es unmöglich, weil sie nichts zum Anziehen hätte.
»Das ist kein Problem«, sagte ich. »Ich habe eine ganze Truhe voller Kleider, da ist auch eins für dich dabei. Sie sind dir vielleicht ein bisschen zu groß, aber man kann die Schnüre am Oberteil ja einfach fester ziehen.«
»Matilda wird es nicht erlauben.«
»Warum denn nicht? Du schuftest von früh bis spät, jeden Tag in der Woche. Warum kannst du nicht ein Mal ein bisschen Spaß haben? Schließlich sollst du ja nicht allein ausgehen. Ich bin als Anstandsdame dabei.«
»Du bist ein Mädchen und erst siebzehn, das zählt nicht.«
»Bartolomeo geht auch mit, für männlichen Schutz ist also gesorgt.«
»Ach«, sagte Clarissa.
»Und Monna Dorotea ist auch dabei.« Es fiel mir nicht schwer, die nötigen Argumente ein bisschen zurechtzubiegen. »Sie ist eine ehrbare verwitwete Dame, die in San Zaccaria logiert und dort mit mir die Kammer teilt.«
Dasselbe erzählte ich auch Matilda, als ich sie gleich darauf fragte, ob Clarissa mit mir und Monna Dorotea zum Fest des Messèr 12 Trevisan gehen dürfe.
Matilda erklärte sofort, das komme nicht infrage, worauf ich ihr anbot, bis zu meiner endgültigen Abreise jeden Tag von der Terz bis zur Vesper zum Putzen vorbeizukommen.
»Wohin reist du denn und wann ist das?«, wollte sie wissen.
»Nach … Rom. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass ich dort einen Cousin habe. Und die Abreise soll in zwölf Tagen sein.« Jedenfalls hoffte ich, dass sie dann stattfand, denn das war der nächste Mondwechsel.
Matilda wirkte nicht überzeugt. »Ich trage schon seit fünf Jahren die Verantwortung für dieses vorlaute, nichtsnutzige Geschöpf. Niemand soll mir den Vorwurf machen, ich nähme meine Pflicht als Dienstherrin nicht ernst. Von den Feiern der Reichen hört man nichts Gutes. Dort herrschen ungezügelte Vergnügungssucht und Sittenlosigkeit. Das ist nichts für anständige junge Frauen.«
Im Hintergrund ertönte ein krächzendes Räuspern. »Lass sie hingehen«, sagte Jacopo. Er war vom Küchentisch aufgestanden und kam in den Ladenraum gehinkt. »Sie ist jung und sollte hin und wieder feiern dürfen. Immer nur mit uns zusammenzuhocken, ist sterbenslangweilig. Sie hat ein bisschen Abwechslung verdient.«
Matilda wandte sich verblüfft zu ihm um. »Du hast gehört,
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