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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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handle lieber«, tönte es von oben. »Nimm das und geh zu der Feier.« Etwas kam von oben herabgesegelt und im ersten Impuls sprang ich zur Seite, um nicht getroffen zu werden. Doch die Alte hatte nichts nach mir geworfen, sondern nur einen Gegenstand aus dem Fenster fallen lassen. Ich streckte die Hände aus und fing ihn, bevor er auf dem Pflaster landen konnte. Auch ohne ihn näher anzusehen, wusste ich, worum es sich handelte. Es war die Katzenmaske.

    Das Fenster schloss sich wieder und Bart erklärte, ich könne rufen, so viel ich wolle, die Alte würde vorerst nicht mehr auftauchen.
    Ich hatte gar nicht vor zu rufen, denn ich war viel zu durcheinander. Wortlos starrte ich die Katzenmaske an und fragte mich, ob es dieselbe war wie die, die ich in der Zukunft gekauft hatte. Für mich sah sie ganz genauso aus mit der feinen Perlenstickerei um die Öffnungen für Mund und Augen und den zarten Schnurrhaaren aus Golddraht. Warm und weich lag sie in meiner Hand, genau wie beim ersten Mal, und es war, als würde eine innere Stimme mir zuflüstern, ich solle sie aufsetzen und mich davon überraschen lassen, was als Nächstes geschah.
    Dann kam ich mit einem Ruck in die Realität zurück. Die Maske hatte Zeit bis später. Zu viele wichtige Fragen mussten beantwortet werden! Ganz egal, ob Bart nur ein Bote oder sonst wer war, ich würde ihn löchern, bis ich wusste, was hier los war!
    »Ich möchte ein Geschäft mit dir machen«, sagte ich. »Wenn du mir alles sagst, was du weißt, versuche ich, Clarissa zu überreden, mit dir auszugehen.«
    Verblüfft starrte er mich an. Anscheinend hatte er mit allem Möglichen gerechnet, nur nicht mit so einem Vorschlag.
    »Sie könnte wirklich ein bisschen Abwechslung vertragen«, sagte ich. »Und dass du sie nett findest, habe ich schon mitbekommen.«
    Bart machte ein ärgerliches Gesicht, doch ich bemerkte auch die Röte auf seinen Wangen.
    »Was willst du von mir?«, fragte er.
    Sein Tonfall war ziemlich ruppig, aber das überging ich einfach.
    »Die alte Frau – wie ist ihr Name?«
    »Es wird dir kaum etwas nützen, ihn zu erfahren, aber bitte. Ich kenne sie als Monna Esperanza.«
    Das nützte mir wirklich nicht viel, aber ich fand, den Namen zu kennen, war immer noch besser, als gar nichts über einen Menschen zu wissen.
    »Sonst kann ich dir nichts über sie sagen«, fuhr Bart fort, bevor ich ihn weiter über die Alte ausfragen konnte. »Sie schickt mich gelegentlich auf Botengänge. Oder ich helfe im Laden aus.«
    »Ist sie … Macht sie dasselbe wie Sebastiano?«
    Bart zuckte nur die Achseln. Anscheinend ließ seine Mitteilsamkeit schon wieder nach.
    »Was sie wohl meinte, als sie sagte, dass ich handeln soll?«, überlegte ich laut. »Und was soll ich auf dem Fest tun? Ich meine, außer hinzugehen.«
    Abermaliges Achselzucken. Ich drehte die Maske in meinen Händen und schnitt ein weiteres wichtiges Thema an.
    »Als ich aus meiner Ohnmacht aufgewacht bin, hast du ganz vergessen, eine Kleinigkeit zu erwähnen. Zum Beispiel, dass ich nicht allein hier angekommen bin.«
    Mit einem Mal wirkte er wachsam. »Was meinst du damit?«
    »Tu nicht so!«, sagte ich aufgebracht. »Die Leute, die mit mir in der Gondel gesessen haben, waren doch gerade noch hier, um eine Maske zu kaufen. Eigentlich hätten sie mich wiedererkennen müssen, aber man hat sie wohl einer Gehirnwäsche unterzogen.«
    Er seufzte. »So war es nicht. Eigentlich alle, die hier ankommen, verhalten sich so wie diese Leute. Sie wissen nicht, wo und wer sie vorher waren. Sie ziehen sich an, gehen nach Hause und leben so weiter wie immer.«
    »Moment mal«, sagte ich ungläubig. »Was meinst du mit nach Hause ? Ein Zuhause, dass sie hier haben?«
    Bart nickte. »Mit allem, was dazugehört. Haus, Geld, Arbeit, manchmal auch Dienerschaft und sogar Familie. Es ist auf einmal da, wie aus dem Nichts und es fügt sich so ein, als wäre es schon immer hier gewesen, so wie die Leute selbst. Niemand empfindet es als Veränderung, nicht einmal ich, der davon weiß.«
    Ich starrte ihn an. Entweder war er ein ungewöhnlich fantasiebegabter Lügner, oder er sagte die Wahrheit. Ich entschied, ihm vorläufig zu glauben, denn einen besonders kreativen Eindruck hatte er bisher nicht auf mich gemacht. Bei genauerem Nachdenken erkannte ich sogar logische Zusammenhänge. Als ich nach meiner Ankunft in der Vergangenheit aufgewacht war, hatte sich die Story von den Räubern, die er mir aufgetischt hatte, so einstudiert angehört, als

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