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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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worüber wir geredet haben? Was ist mit deinen Ohren geschehen?«
    »An manchen Tagen sind sie besser als sonst«, behauptete Jacopo. »Es muss am Wind liegen. Als ich heute Morgen auf der Piazza war, wehte er besonders stark.«
    Matilda grummelte noch ein wenig herum, erklärte sich dann aber zu unserer Erleichterung damit einverstanden, dass Clarissa zu der Feier ging, allerdings mit der Auflage, dass sie bis Mitternacht heimkommen müsse.
    Auch Jacopo hatte noch Verhaltensmaßregeln für Clarissa, die er ihr unter vier Augen in der Küche mitteilte, während ich rasch unter Matildas strenger Aufsicht den Ladenraum ausfegte.
    Gleich darauf brachen wir nach San Zaccaria auf, denn wir mussten uns ja noch umziehen. Ich hätte erwartet, dass Clarissa mehr Begeisterung zeigen würde, doch sie schaute eher skeptisch als fröhlich drein. Nach allem, was sie von sich erzählt hatte, war sie früher eine richtige Partyqueen gewesen, sie hätte sich eigentlich freuen müssen, wieder einmal unter Leute zu kommen und ordentlich einen draufzumachen. Doch sie wirkte seltsam in sich gekehrt, fast so, als wäre sie am liebsten gar nicht mitgegangen.
    Auf dem Weg zum Kloster versuchte ich, in Erfahrung zu bringen, ob sie Zeitreisende kannte, die ähnlich wie die Tasselhoffs ohne Erinnerung an die Zukunft hier gelandet waren, doch viel wusste sie nicht darüber. Sie hatte wohl gehört, dass hin und wieder Leute aus anderen Zeiten kamen, aber von denen kannte sie niemanden außer mir.
    »Die ganze Sache wird immer geheimnisvoller«, meinte ich. »Sobald Sebastiano das nächste Mal auftaucht, werde ich darauf bestehen, dass er mir alles erklärt. Und falls José oder Monna Esperanza mir noch einmal über den Weg laufen, werde ich auch sie ausfragen. Ich finde, es geht einfach nicht, dass man in eine fremde Zeit verschleppt wird und dann über wichtige Dinge im Unklaren gelassen wird. Dass man dich seit fünf Jahren hier ohne Angabe von Gründen schmoren lässt, finde ich unerträglich!«
    Ich erwartete, dass Clarissa in meine Empörung einstimmte, doch sie schaute nur gedankenverloren vor sich hin.
    An der Klosterpforte ließ Schwester Giustina uns ein und beanstandete sofort, dass ich einen unangemeldeten Gast mitbrachte, worauf eine weitere Münze aus meinem Beutel nötig war, damit sie Clarissa hineinließ.
    »Aber keine laute Musik und keine Männer in der Zelle!«, rief sie uns nach.
    In Doroteas und meiner Zelle empfing uns das ohrenbetäubende Krächzen des Papageis. »Meine Schöne, meine Schöne!«, kreischte Polidoro. Er wiegte sich auf seiner Stange hin und her und beäugte Dorotea, die auf dem Schemel vor dem Spiegel saß und große Kriegsbemalung auflegte.
    »Da bist du ja«, sagte sie über die Schulter. »Und du hast einen Gast mitgebracht!«
    »Das ist meine Freundin Clarissa«, erklärte ich. »Sie geht mit zu der Feier. Ich übrigens auch.«
    »Oh, das ist wundervoll!« Dorotea strahlte sich im Spiegel an. »Dann stehe ich nicht allein da, wenn Alvise zwischendurch seine langweiligen Geschäfte besprechen muss.«
    »Alvise?«, fragte Clarissa.
    »Alvise Malipiero«, erklärte Dorotea. »Ein Bekannter von mir.«
    Für einen Moment kam es mir so vor, als sei Clarissa erschrocken, doch dann lenkte mich Dorotea ab, indem sie aufsprang und unsere Kleidertruhen hervorzerrte. Sie bestand darauf, dass Clarissa und ich alle möglichen Sachen anprobierten, wobei ihr ganz egal war, wem sie gehörten. Bei der Gelegenheit merkte ich, dass sie sich ein Paar von meinen seidenen Strümpfen ausgeborgt hatte, und bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass sie auch ein Haarband trug, das am Morgen noch in meiner Truhe gelegen hatte. Dafür lieh sie Clarissa großzügig ihre roten Schuhe und eine Elfenbeinbrosche und sie bestand darauf, dass ich ihr neues gelbes Seidentuch anlegte.
    Die folgende Stunde verbrachten wir damit, uns für die Feier schön zu machen. Clarissa zog ein rotes Seidenkleid an, das Marietta mir in die Truhe gepackt hatte, und ich nahm das blaue, das mir schon am Vortag so gut gefallen hatte. Wie ich beim Blick in den Spiegel feststellte, hatte es genau die Farbe meiner Augen.
    Polidoro geizte nicht mit lautstarken Komplimenten, bis schließlich Orsola aus der Nachbarzelle herüberkam und sich wegen des Krachs beschwerte, worauf Dorotea ein Laken über den Käfig warf. Im Gegenzug erklärte sich Orsola bereit, Clarissa eine Maske zu leihen.
    Während wir uns anzogen und uns gegenseitig frisierten und mit Doroteas

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