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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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ei­ne Ein­gangs­tür hat­te das Haus. Guy stieß sie auf und sah hin­ein. Zu­nächst konn­te er nur Staub und Trüm­mer er­ken­nen, aber ge­ra­de, als er wie­der hin­aus­ge­hen woll­te und die Tür quiet­schend schloß, hör­te er die Stim­me.
    „Wed­daaa!“ rief die Stim­me, oder zu­min­dest hör­te es sich für den Rit­ter so an.
    Er zog sein Schwert aus der Schei­de und ging auf die Quel­le des Ge­räuschs zu. Er sah die Trep­pen, kam aber zu der Ent­schei­dung, daß nie­mand, der sei­ne fünf Sin­ne bei­sam­men hat­te, ih­nen trau­en wür­de. Er ging statt des­sen in das Hin­ter­zim­mer.
    Der Mann, der dort auf dem Bett lag, war alt, blind, und er stank.
    „Wer seid Ihr?“ frag­te Sir Guy. Der Mann gab dar­auf zur Ant­wort:
    „Wer seid Ihr?“
    „Sir Guy von An­gel, Ers­ter Rit­ter Sei­ner Kö­nig­li­chen Ma­je­stät, At­ti­la XXI. Kö­nig des Saar­lands“, war die Ant­wort von Sir Guy von An­gel, Ers­tem Rit­ter Sei­ner Kö­nig­li­chen Ma­je­stät, At­ti­la XXI. Kö­nig des Saar­lands.
    „Aha“, ant­wor­te­te der al­te Mann gänz­lich un­be­ein­druckt. Er sah oh­ne zu blin­zeln zu der feuch­ten und ver­dreck­ten De­cke hoch. „Ich bin der Bür­ger­meis­ter von Blan­cz. Wer hat ge­won­nen?“
    „Wie?“ frag­te Sir Guy. „Ach so…wir. Saar­land.“
    Der Mann nick­te. „Was wollt Ihr? Warum seid Ihr hier?“
    „Auf Be­fehl Sei­ner Kö­nig­li­chen Ma­je­stät, At­ti­las XXI. Kö­nig des Saar­lands. Ich bin ge­kom­men, um die Frau zu fin­den, die von die­sem fins­te­ren Schur­ken, Na­po­le­on XIV. aus die­sem Dorf ent­führt wor­den ist. Ihr müßt mir al­les sa­gen, was Ihr von ihr wißt.“
    Der Bür­ger­meis­ter starr­te noch im­mer nach oben und sag­te: „Frau? Wel­che Frau?“
    „Die jun­ge Frau“, sag­te Guy und schob end­lich sein Schwert wie­der in die Schei­de, „um die es in der Schlacht ging. Die Frau, die die Loth­rin­ger ent­führt ha­ben.“ Er mach­te ei­ne kur­ze Pau­se. „Da war doch ei­ne Frau?“
    „Ach, die Frau. Elen­des Flitt­chen. Mei­ne Toch­ter hat mir al­les über sie er­zählt. Wo ist mei­ne Toch­ter denn? Im­mer noch am Schlacht­feld?“
    Guy gab ein un­ver­bind­li­ches Ge­räusch von sich; der Bür­ger­meis­ter hielt es für Zu­stim­mung und sprach wei­ter:
    „Sie hat hier nur ganz kurz ge­wohnt. Ich ha­be kei­ne Ah­nung, wo sie her ist, und nach al­lem, was ich ge­hört ha­be, ist sie nicht mit Ge­walt ent­führt wor­den. Sie ist mit ei­nem Hau­fen Fuß­sol­da­ten aus Loth­rin­gen weg­ge­gan­gen. Klei­ne Hu­re.“
    „Wißt Ihr sonst noch et­was von ihr?“
    „Mal über­le­gen.“ Der Mann leck­te sich die Lip­pen. „Brand­ro­tes Haar bis zur Hüf­te. Brüs­te bis hier­hin.“ Er krümm­te sei­ne dün­nen Hän­de und hielt sie so weit von sich weg, wie er rei­chen konn­te, und der jün­ge­re Mann frag­te sich, ob er tat­säch­lich so blind war, wie er vor­gab. „Das hat mir mei­ne Toch­ter er­zählt, ver­steht Ihr“, füg­te der Bür­ger­meis­ter noch hin­zu.
    „Ih­ren Na­men wißt Ihr nicht mehr?“
    „Nein.“
    „Sonst noch et­was?“
    „Nein.“
    „Vie­len Dank.“ Guy zog sich zur Tür zu­rück.
    „Mei­ne Toch­ter weiß viel­leicht ih­ren Na­men“, rief ihm der Bür­ger­meis­ter nach. „Sie kommt bald zu­rück. Fragt sie.“
    Der Rit­ter schloß die Haus­tür hin­ter sich und ging zu sei­nem Pferd zu­rück. Er strich über die kur­z­en Stop­peln auf sei­nem pick­li­gen Kinn, band das Pferd los und stieg in den Sat­tel. Es sah so aus, als wür­de er nach Loth­rin­gen rei­ten müs­sen. Selbst wenn Na­po­le­ons Ar­mee nicht ver­nich­tet wor­den wä­re, hät­te ihn nichts da­von ab­ge­hal­ten. Es gab kei­ne be­wach­te Gren­ze, aber der Rit­ter hielt trotz­dem nicht viel von dem Un­ter­neh­men. Es schi­en je­doch kei­ne Mög­lich­keit zu ge­ben, dar­um her­um­zu­kom­men, und er ver­si­cher­te sich schnell selbst, daß er das auch gar nicht vor­hat­te. Der Kö­nig hat­te ihm einen Be­fehl ge­ge­ben, und den muß­te er aus­füh­ren – den woll­te er aus­füh­ren.
    Er ritt auf die Gren­ze zu, die kei­ne Gren­ze war. Es dau­er­te nicht lan­ge, bis er Gil­bert, sein Pferd, sah, das am Stra­ßen­rand im Schat­ten ei­ner Kas­ta­nie lag. Er hielt das

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