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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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be­frie­di­gen konn­ten? Die Be­ob­ach­tung dort hat­te man ein­ge­stellt, aber die Ak­ten von den Men­schen, die vor der Macht­über­nah­me der Re­bel­len dort ge­lebt hat­ten, wa­ren noch da. Das war zehn Jah­re her, und un­ge­fähr zur glei­chen Zeit war Ers­ter auf­ge­taucht. Die Er­in­ne­run­gen an sei­nen Coup wa­ren sehr va­ge, viel­leicht, weil ich zu der Zeit, als es pas­sier­te, Wäch­ter an der Ober­flä­che ge­we­sen war. Der vor­he­ri­ge Ers­te war un­ter äu­ßerst ver­däch­ti­gen Um­stän­den ums Le­ben ge­kom­men und mit ihm noch ver­schie­de­ne an­de­re. Wie hat­te der jet­zi­ge Ers­te ei­gent­lich ge­hei­ßen? War er vor­her nur Be­ob­ach­ter ge­we­sen? Nach­dem er ein­mal da war, muß­te man ihm ge­hor­chen. Das war die ein­zi­ge Mög­lich­keit, zu über­le­ben – für uns al­le.
    Aber: Wer konn­te das Mäd­chen ge­we­sen sein? Ent­we­der war sie von un­ten oder von oben… oder von drau­ßen. Der größ­te Teil der Welt war ab­so­lut un­be­wohn­bar, aber wa­ren nicht viel­leicht ein paar ein­zel­ne Or­te ge­blie­ben, an de­nen man le­ben konn­te? Ziem­lich un­wahr­schein­lich. Was aber war mit dem rest­li­chen Eu­ro­pa oder viel­mehr mit dem, was da­von üb­rig war? Es war durch­aus mög­lich, daß an den Gren­zen der Ge­gen­den, die wir be­ob­ach­te­ten und be­wach­ten, noch Men­schen le­ben konn­ten. Wenn sie aber von da­her ge­kom­men wä­re, dann hät­te man sie ge­se­hen, als sie in un­ser Ge­biet ein­drang – und das war nicht der Fall. Es gab kei­ner­lei Be­le­ge für ih­re Exis­tenz, be­vor sie in Blan­cz auf­ge­taucht war.
    Viel­leicht war sie ein­fach aus dem Nichts auf­ge­taucht, ge­nau wie die An­dro­iden, die die bei­den Ar­meen um­ge­bracht hat­ten. Viel­leicht hat­te sich die Schlacht gar nicht so ab­ge­spielt, wie je­der das an­nahm. Die Ge­gend, in der die Ar­meen auf­ge­stellt wor­den wa­ren, war so völ­lig un­be­deu­tend ge­we­sen, daß es dort kei­ne Schir­me gab, mit de­nen man die Aus­ein­an­der­set­zung hät­te be­ob­ach­ten kön­nen. Nur Wäch­ter Fell war Zeu­ge der Schlacht ge­we­sen, und jetzt war er tot.
    War Ers­ter an al­lem schuld, – oder war das Mäd­chen, das er jetzt ha­ben woll­te, der Grund für den Streit? Tau­sen­de von To­ten an der Ober­flä­che; der Mord an Fell, wie war das zu er­klä­ren? Gab es denn noch je­man­den au­ßer Ers­ter, der zu sol­chen Ta­ten in der La­ge war? In ei­ner ge­wis­sen Art stimm­te vie­les, wenn man da­von aus­ging, daß Ers­ter für al­les ver­ant­wort­lich war – sehr vie­les so­gar. Eben­so vie­les stimm­te al­ler­dings auch nicht.
    Das war nicht mein Pro­blem. Ich hat­te mei­ne An­wei­sun­gen, und die wür­de ich jetzt aus­füh­ren. Da­für war ich da – ge­bo­ren, aus­ge­bil­det, funk­ti­ons­tüch­tig.
     
     
    Er wuß­te, daß es nicht ehr­lich war, aber dar­an konn­te er auch nichts än­dern. Er war in ei­nem frem­den Land, weit von der Hei­mat ent­fernt, mit­tel­los, hung­rig. Was wür­de wohl pas­sie­ren, wenn der Wirt her­aus­be­kam, daß er für sein Es­sen nicht be­zah­len konn­te? Er wag­te gar nicht, dar­an zu den­ken. Er gab sich statt des­sen Mü­he, so viel zu es­sen, wie er nur konn­te. Es mach­te jetzt kei­nen Un­ter­schied mehr, wie­viel er aß, sein Schick­sal wür­de doch das glei­che blei­ben. Viel­leicht wür­den sie ihn nur hin­aus­wer­fen; viel­leicht kam er aber auch ins Ge­fäng­nis. Es war ihm ei­gent­lich egal, ob­wohl er es kaum wag­te, sich das selbst ein­zu­ge­ste­hen. Er be­kam sei­nen lä­cher­li­chen Auf­trag lang­sam satt. Er dach­te, daß At­ti­la XXI. ihn wahr­schein­lich schon voll­stän­dig ver­ges­sen hat­te, als er den Mann be­merk­te, der ne­ben ihm stand und auf ihn her­ab­sah. Guy tat so, als wür­de er ihn nicht be­mer­ken, beug­te sei­nen Kopf über die Scha­le und schob sich mit dem Löf­fel noch einen Bis­sen in den Mund. Dann aber setz­te sich der Mann ihm ge­gen­über an den Tisch, und der jun­ge Saar­län­der spür­te, wie sei­ne Au­gen ihn durch­bohr­ten. Dann sprach der Neu­an­kömm­ling.
    „So­viel ich ge­hört ha­be, ver­sucht Ihr ei­ne be­stimm­te jun­ge Frau aus­fin­dig zu ma­chen.“
    Guy hus­te­te,

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