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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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war sie dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.
    Maddy und ich waren überzeugt davon, dass die Sybarites bei dieser Affäre ihre Finger mit im Spiel hatten. Sie würden sich nicht an den Neugeborenen vergriffen haben, weil sie – ähnlich einem guten Wein – eine gewisse Reife des Blutes bevorzugten. Aber die Vielzahl an Todesfällen in adligen Kreisen ließ auf die Sybarites schließen, da diese Kreise ihr präferiertes Jagdrevier waren. Gut möglich, dass La Monvoisin in den Diensten der Sybarites stand oder sogar selbst eine Vampirin war. Da sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, ließ sich das im Nachhinein ja nicht mehr feststellen.
    Diese neue Qualität an Grausamkeit der Sybarites bedrückte Maddy und mich und ließen uns daran zweifeln, ob es je eine Chance gäbe, deren Sekte zu zerstören.
     
    Mir war nun endgültig klar, dass ich mich zunächst einmal auf die Suche nach Vampiren machen musste, die Maddy und mich im Kampf gegen die Sybarites unterstützen konnten, bevor ich mir überhaupt erst vornehmen konnte, gegen diese skrupellose Organisation vorzugehen. Maddy und ich alleine hatten nicht den Hauch einer Chance.
    Schweren Herzens nahm ich also von Maddy und Alexandre Abschied, um mich in den anderen Kolonien auf die Suche nach Gesinnungsgenossen zu machen. Da sich die Konflikte zwischen Neuengland und Neufrankreich weiterhin verschärften, beschlossen wir, dass Maddy in Québec bleiben sollte, um ihren Mann zu unterstützen. Außerdem hatten wir so die Gewissheit, uns nicht wieder aus den Augen zu verlieren, da Maddy versprach, in Québec auf mich zu warten, egal, wie lange ich für meine Reise brauchen würde.
     
    Die englische Kolonie Massachusetts war zu puritanisch, als dass sich dort auch nur irgendein Vampir hätte wohl fühlen können, also fuhr ich zunächst mit dem Schiff nach New York, welches ich als Ausgangspunkt für meine weitere Reise wählte. Da es zweckmäßiger war, reiste ich nun natürlich wieder als Mann, und so war es neben Maddy und Alexandre auch meine ganze elegante Garderobe, von der ich nach über zehn Jahren unbeschwerten Lebens hatte Abschied nehmen müssen.
    Ich hatte mir vorgenommen, zunächst alle britischen Kolonien Nordamerikas zu bereisen, deshalb war nach New York Pennsylvania meine nächste Station. Pennsylvania war erst vor wenigen Jahren von einigen Quäkern aus England besiedelt worden. Folglich begegnete ich in den Siedlungen unzähligen frommen Menschen, die mich freundlich willkommen hießen, aber natürlich keinen Vampiren.
    In Maryland war ich ebenso wenig erfolgreich. In Virginia traf ich in Jamestown allerdings tatsächlich auf einen älteren Vampir, der mit dem Anbau und Export von Tabak ein Vermögen gemacht hatte und dadurch zu einem achtbaren Mitglied der Jamestowner Gesellschaft geworden war. Er genoss seine Stellung und sein Ansehen und wollte nicht, dass jemand erfuhr, was er war. Aus diesem Grund war er schon früh dazu übergegangen, sich von Tierblut zu ernähren. Wenn ich dem Mann nicht eines Nachts zufällig bei der Jagd über den Weg gelaufen wäre, hätte ich insofern gar nicht bemerkt, dass in Jamestown ein Vampir lebt. Den Sybarites war er offenbar noch nie persönlich begegnet und wollte, als ich ihn daraufhin ansprach, auch nichts mit ihnen zu tun haben.
    In unserer Kolonie Carolina wurde ich in Charlestown erstmalig mit der Unmenschlichkeit des Sklavenhandels, an dem auch die Engländer beteiligt waren, konfrontiert. Charlestown war ein großer Umschlagplatz für die schwarzafrikanischen Sklaven, die in Afrika entweder auf Sklavenmärkten gekauft oder direkt von den Sklavenhändlern gefangen und verschleppt und dann für die Zwangsarbeit auf Baumwoll-, Tabak- und Zuckerrohrplantagen in die Kolonien gebracht wurden.
    Mit großem Abscheu beobachtete ich im Hafen von Charlestown, wie die großen Sklavenfrachter dort anlegten und die zuvor elendiglich zusammengepferchte menschliche »Fracht« mittels Prügeln und Peitschenschlägen an Land befördert wurde. Wenn schon die indianischen Ureinwohner der Neuen Welt von den europäischen Siedlern als »minderwertige Menschen« angesehen wurden, so sah man die schwarzen Sklaven offenbar gar nicht erst als Menschen an. Anders ließ sich diese menschenunwürdige Behandlung, die man ihnen zuteilwerden ließ, nicht erklären. Es erfüllte mich mit großer Wut und enormem Ekel, dass meine eigenen Landsleute sich in dieser Hinsicht genauso barbarisch verhielten wie die Franzosen und

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