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Zeitlabyrinth

Zeitlabyrinth

Titel: Zeitlabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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»Bleib ganz ruhig liegen, Andy! Ich hole Doc Whackerby.«
    Mit ungeheurer Anstrengung gelang es Roger, den Körper von Andy Butts so weit zu steuern, daß er wild aufsprang und mit rudernden Armen umkippte. Er riß den Scheunenbesitzer mit sich zu Boden.
    »Er ist wahnsinnig geworden!« kreischte der Mann und kam schwankend auf die Beine. Mit lautem Gebrüll ergriff er die Flucht.
    »Was machen Sie denn?« fragte Q’nell in seinem Innern. »Dieser Berserker hätte uns beinahe umgebracht!«
    »Geben Sie mir mein Bein zurück!« entgegnete Roger. »Wir müssen weg von hier.«
    »Verlagern Sie uns wieder in den Kanal!« befahl Q’nell. »Vorher lasse ich Sie nicht los.«
    »Sind Sie verrückt? Sie werden die Mistgabelzinken ebenso spüren wie ich!«
    »O nein, werde ich nicht! Ich überlasse das sensorische Nervensystem ganz Ihnen!«
    »Aber ich weiß doch nicht, wie ich zurückkommen kann!« flehte Roger.
    »Versuchen Sie es!«
    »Schön …« Auf dem Boden liegend, schloß Roger ein Auge. Er starrte in das formlose Grau, in dem pulsierende Flecken und blasse Lichtstreifen schwammen. Er suchte nach einem Anhaltspunkt – nach einem Anhaltspunkt zur Flucht. Statt dessen spürte er die Speckfalten seines jetzigen Körpers, den Stoppelbart auf den Wangen, das Zusammenziehen des leeren Magens, das Frösteln und Unbehagen eines morgendlichen Katers.
    »Brr!« rief Q’nell. »Wie widerlich!«
    »Still! Wie soll ich mich konzentrieren?«
    »Beeilen Sie sich! Der Barbar kommt zurück!«
    »Ich versuche es ja!« Roger biß die Zähne zusammen, erkannte mit einem dumpfen Schock, daß er keine Zähne hatte, und bemerkte gleichzeitig den Belag auf seiner Zunge, das verklebte Gefühl um die Augen, die winzigen Tierchen, die seine Kopfhaut untersuchten, schmutzige Socken – und eine unerklärliche Angst vor Doc Whackerby.
    »Er versucht die Herrschaft zu übernehmen!« rief Roger lautlos. »Der Besitzer dieses elenden Körpers!« Mühsam lenkte er die Aufmerksamkeit von den Reaktionen dieses Andy Butts ab und schuf in seinem Innern die Leere, die notwendig war, um die hypnotischen Kräfte auf den Plan zu rufen. Das Grau wurde dünner, wich zurück. Zwei Flecken von relativer Helligkeit schwammen in seinen Sichtbereich. Sie strahlten Ruhe aus.
    »Ich glaube, ich habe unsere’ Körper entdeckt«, teilte er Q’nell mit. »Ich werde versuchen, sie herbeizulocken …« Er zwang sich, nur an die beiden Ziele zu denken, die unbestimmt und formlos in der Ferne schwebten – oder nur Millimeter vor seinen Augen. Er hörte undeutlich erregte Stimmen und dröhnende Schritte und spürte einen Moment lang Andy Butts’ Angst. Mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung warf er sich auf den näheren der beide Flecken, spürte einen heftigen Ruck, als Q’nell von ihm getrennt wurde –
    Er fand sich in einer winzigen Hülle, die ihn wie eine Zwangsjacke beengte. Um ihn knisterte und dröhnte es; scharfe Gerüche stiegen ihm in die Nase. Verwischte grauweiße Formen bewegten sich vage. Er versuchte sich zu rühren, zu rufen, und spürte die Bewegung schwerfälliger Glieder, das Spiel ferner, unpersönlicher Muskeln unter einer unempfindlichen Haut. Sein Sichtfeld verschob sich, erfaßte eine wuchtige Gestalt neben sich. Er blinzelte. In der Box neben ihm stand ein kräftiges Zugpferd.
    »Q’nell!« wollte er rufen, aber statt dessen wieherte er schrill. Er zuckte zurück, spürte ein Hindernis hinter sich. Sofort und instinktiv keilten seine Hinterhufe aus. Bretter krachten und splitterten. Eine Welle von Pferdeangst ließ ihn die Box durchbrechen.
    Kleine, aufgeregte Gestalten spritzten auseinander. Er sehnte sich nach der Weite, rannte hinaus, scheute, als etwas Hohes, Dunkles vor ihm aufragte, übersprang einen Zaun und galoppierte aufs offene Weideland hinaus, wo er in Sicherheit war …
    Verschwommen stieg ein Bild von den tröstlichen Formen der Stute in seinem Innern auf. Er wurde langsamer, wandte sich dem Wind zu und versuchte ihren Geruch auszumachen. Er spürte, wie sein Herz langsam und wuchtig schlug; wie er die Luft durch breite Nüstern einsog; wie ein angstvolles Zittern seinen Körper durchlief und wieder verging, als er den Grund seiner Angst vergaß. Er warf den Kopf zurück und trabte wieder zum Stall. Die Stute tauchte auf, galoppierte in seinen Sichtkreis. Sie erreichte ihn, stupste ihn mit der Schnauze an –
    »T’son! Was haben Sie gemacht?«
    Die Worte schienen etwas zu bedeuten – fast. Aber es machte zuviel

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