ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
herausgefunden. Es ist tatsächlich der 21. Juli!«
»Bingo! Das ahnten wir doch. Er wurde also am selben Tag wie Lara geboren. Wissen Hoefners schon von der Geschichte?« Birte nickte. »Ich hab mit Edelgard telefoniert, von dem Jungen wusste sie bereits. Dass er am selben Tag geboren ist, habe ich ihr noch nicht mitgeteilt.«
»Wie hast du das Geburtsdatum herausgefunden?«
»Es gibt doch Telefone. Ich hab mir die Nummer von der Auskunft heraussuchen lassen und mit Frau Cardone telefoniert. Zum Glück kann sie einigermaßen gut Deutsch.«
»Was hast du ihr zur Begründung gesagt?«, forschte Markus nun weiter nach. »Sollte ich lügen, warum? Ich hab ihr gesagt, dass es in unserem Freundeskreis ebenfalls ein Kind gibt, das an dieser Schlafstörung leidet und auffällige Entwicklungssprünge aufweist, genau wie Rico. Was mich wundert ist, dass Frau Cardone darüber genauso wenig beunruhigt ist wie Edelgard. Sie schiebt es auf die Transformation, während der sie hochschwanger war. Ich habe ihr gesagt, dass wir diesen Zusammenhang auch vermuten. Wir haben vereinbart, dass wir in Verbindung bleiben wollen.«
Markus strich sich nachdenklich übers Kinn. »Vielleicht sollten wir Familie Cardone einmal zu uns einladen, dabei ergäbe sich möglicherweise die Gelegenheit, Ricos Fähigkeiten an der Uni auszutesten, schließlich kommen wir mit unserer Arbeit beim Thema Co-Kreation nicht wirklich voran. Bisher haben wir nur einfache chemische Verbindungen durch Mentalarbeit aufbauen können. Wenn aber dieser Rico ganze Bäume ohne ein zugrunde liegendes Samenkorn erschaffen und in rasendem Tempo wachsen lassen kann, dann sollte es sich in unser aller Interesse lohnen, der Sache nachzugehen. Ich werde das mal in der Uni ansprechen. Halte den Kontakt und versuche dabei einmal vorsichtig auszuloten, ob dazu eventuell Bereitschaft vorhanden wäre!«
»Eine sehr gute Idee! Dann könntet ihr Lara gleich mit unter die Lupe nehmen, schließlich verfügt auch sie über einzigartige Fähigkeiten.« Markus winkte ab. »Lars will das nicht, da ist nichts zu machen.«
***
Henning verspätete sich. Die achtundzwanzig Chormitglieder bedrängten Kerstin, ob sie nicht wüsste wo er sei? Die blieb jedoch verschlossen. »Habt Geduld, ich darf euch nichts verraten.«
Birte war von der Freundin durchaus gewohnt, dass sie beharrlich mauern konnte. Es blieb ihnen nichts übrig, als gespannt zu warten. So standen sie diskutierend in Grüppchen beieinander. Es konnte ja nur mit Hennings angekündigtem Eurythmie-Experiment zusammenhängen, war man sich einig.
Endlich hörten sie Motorengeräusch, ein Taxi hielt. Henning entstieg dem Wagen mit einer in den buntesten Farben gekleideten Begleiterin, die vielleicht Mitte dreißig sein mochte. Er entnahm dem Kofferraum einen länglichen Karton und dankte dem Fahrer durch freundliches Kopfnicken. »Entschuldigt, Leute, wir mussten ein wenig auf das Taxi warten. Jetzt kommt alle mit rein, die Probe beginnt!«
Einige Raucherinnen drückten ihre Zigaretten aus und folgten den anderen ins Pastorat. Wie gewohnt, nahmen sie Aufstellung, um mit den Aufwärmübungen zu beginnen. Henning stellte den Karton auf einem Tisch ab und lächelte nun seiner Begleiterin auffordernd zu, sich zu ihm zu stellen. »Ich möchte euch mit Christina bekannt machen, einer Eurythmietrainerin. Sie gibt seit vielen Jahren Workshops, und ich konnte sie gewinnen, mit uns ein dreiwöchiges Training im Rahmen unserer Konzertvorbereitung zu machen.« Der Chor begleitete seine Ankündigung mit Applaus.
Christina übernahm nun das Wort: »Henning hat mir von euch erzählt und von eurer Idee, mittels Eurythmie, was lediglich ein fürchterlich akademisch klingendes Wort für schöne Geste oder schöner Tanz ist, eure Gospels noch besser rüberzubringen. Er sagte mir, dass wir ausprobieren wollen, ob mittels der zum jeweiligen Song passenden Bewegungen ein Kraftfeld besonderer Art entstehen kann, das den Konzertbesuchern einen unvergesslichen Abend schenken könnte.
Ihr habt früher schon einmal das Milchreisexperiment gemacht, wie mir Henning erzählte. Ich kann euch versprechen - und ich weiß wovon ich rede - dass ihr mit eurer Idee von einem beeinflussbaren Kraftfeld nicht falsch liegt!« Birte war von der selbstsicheren und strahlenden Mimik der Trainerin fasziniert. Deren Gesicht verfügte über eine unglaubliche Ausdrucksstärke, wie sie das sonst nur von
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