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Zeitlose Zeit

Zeitlose Zeit

Titel: Zeitlose Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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vorher war ich lange Zeit anderswo, und danach bin ich irgendwo hoch oben gewesen, in einem Haus. Ich machte etwas zusammen mit anderen Leuten. In dem Haus bekam ich in die Hände, was ich meine. Genauer kann ich es nicht beschreiben. Das andere ist für immer verlorengegangen. Heute hat mir jemand ein Modell gezeigt, und ich glaube, daß ich in dem Haus ein Foto vom Original zu diesem Modell gesehen habe. Dann brachte die Stadt ihre Lastautos ...« Er verstummte.
Sie schwiegen beide.
Schließlich sagte Vic: »Bist du sicher, daß es nicht nur die Angst vor Bill Black ist, daß er dir und Junie auf die Schliche kommen könnte?«
»Nein, das ist es nicht.«
»Okay.«
»Diese großen Sattelzüge draußen«, sagte Ragle. »Die fahren sehr weit, nicht? Weiter als fast jedes andere Fahrzeug.«
»Nicht so weit wie ein Düsenflugzeug oder ein Dampfer oder ein Fernzug«, sagte Vic. »Aber manchmal zweitausend Meilen.«
»Das ist weit genug«, sagte Ragle. »Viel weiter, als ich neulich gekommen bin.«
»Kämst du dann hinaus?«
»Ich nehme es an.«
»Und dein Preisausschreiben?«
»Ich weiß nicht.«
»Solltest du nicht weitermachen?«
»Doch.«
»Du hast Probleme«, sagte Vic.
»Ja. Aber ich will es noch einmal versuchen. Nur weiß ich diesmal, daß ich nicht einfach marschieren kann, bis ich draußen bin. Sie lassen mich nicht hinaus; sie werden mich jedesmal zurückschicken.«
»Was möchtest du tun, dich in einem Faß verstecken und zusammen mit dem Bruch zum Hersteller zurückgeschickt werden?«
»Vielleicht hast du einen Vorschlag«, sagte Ragle. »Du siehst, wie sie be- und entladen werden. Ich habe sie heute zum ersten Mal gesehen.«
»Ich weiß nur, daß sie die Ware von dort liefern, wo sie hergestellt, produziert oder gezüchtet wird. Ich weiß nicht, wie scharf sie durchsucht werden, wie oft man die Türen öffnet oder wie lange du eingesperrt wärst. Du könntest am Ende irgendwo einen Monat lang stehen. Oder sie räumen die Fahrzeuge aus, sobald sie hier wegfahren.«
»Kennst du einen von den Fahrern?«
Vic überlegte.
»Nein«, sagte er schließlich. »Eigentlich nicht. Ich sehe sie, aber das sind nur Namen. Bob, Mike, Pete, Joe.«
»Mir fällt nichts anderes ein«, sagte Ragle. Und ich werde es wieder versuchen, sagte er zu sich selbst. Ich will diese Fabrik sehen ; nicht das Foto und nicht das Modell, sondern sie selbst. Das Ding an sich, wie Kant gesagt hat. »Nur schade, daß du dich nicht für Philosophie interessierst«, sagte er zu Vic.
»Manchmal schon«, meinte Vic. »Aber nicht gerade jetzt. Du meinst Probleme wie: Wie sind die Dinge wirklich? Als ich neulich abends mit dem Bus heimfuhr, sah ich, wie die Dinge wirklich sind. Ich durchschaute die Illusion. Die anderen Leute im Omnibus waren nichts als Attrappen. Der Bus selbst ...«. Er machte eine ausholende Armbewegung. »Eine hohle Hülle, nichts als ein paar Stützen, dazu mein Sitz und der vom Fahrer. Aber ein echter Fahrer. Der mich wirklich heimfuhr. Nur mich.«
Ragle griff in seine Tasche und zog das kleine Metallkästchen heraus, das er immer bei sich trug. Er öffnete es und hielt es Vic hin.
»Was ist das?«
»Die Wirklichkeit«, sagte Ragle. »Ich gebe dir das Wirkliche.«
Vic nahm einen der Papierstreifen heraus und las.
»Da steht ›Trinkwasserbrunnen‹«, sagte er. »Was heißt das?«
»Hinter allem«, sagte Ragle, »steht das Wort. Vielleicht ist es das Wort Gottes. Der Logos. ›Im Anfang war das Wort.‹ Ich komme nicht dahinter. Ich weiß nur, was ich sehe und was mit mir geschieht. Ich glaube, wir leben in einer anderen Welt als der, die wir sehen, und ich glaube, für kurze Zeit wußte ich genau, was die andere Welt ist. Aber ich habe das wieder verloren. Seit jener Nacht.«
Vic gab ihm das Kästchen mit den Wörtern zurück und sagte: »Ich möchte, daß du dir etwas ansiehst.« Er deutete zum Fenster hinaus. »An den Kassen«, sagte Vic. »Das große, kräftige Mädchen mit dem schwarzen Pulli. Mit dem großen Busen.«
»Die kenne ich«, sagte Ragle. »Toll.« Er sah zu, als sie an der Kasse Zahlen eintippte. Sie lächelte fröhlich. »Ich glaube, du hast sie mir sogar schon vorgestellt.«
»Ganz im Ernst, ich möchte dich etwas fragen«, sagte Vic. »Das mag jetzt übel klingen, aber ich meine es ganz ernst. Glaubst du nicht, du könntest deine Probleme besser in dieser Richtung lösen als durch irgend etwas anderes? Liz ist intelligent – jedenfalls hat sie mehr auf dem Kasten als Junie Black. Attraktiv ist sie ganz

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