Zeitmanagement fuer Faule
wollen »jetzt komm doch erst mal runter, setz’ dich hin und ruh’ dich aus«, – bringt gar nichts, denn er fühlt sich wohl im Trubel. Es ist gesünder, im eigenen Rhythmus zu leben, als sich ein fremdes Tempo aufzuzwingen. Was für den einen viel zu schnell ist, mag einen anderen tödlich langweilen. Der Zeitforscher Robert Levine stellt fest: »Eine Balance zwischen dem Tempo des Arbeitslebens und des Privatlebens ist für die seelische und körperliche Gesundheit möglicherweise wichtiger als die simple Frage, ob an einem Arbeitsplatz großer oder nur geringer Zeitdruck herrscht.« Mit anderen Worten: Dass ein Mensch und seine Aufgaben sich entsprechen, ist wichtiger als das objektive Maß an Stress, das eine Tätigkeit mit sich bringt.
Systematiker und Spontane
Systematikern fällt es leicht, sich Ziele zu setzen, detaillierte Pläne auszuarbeiten und sie danach Schritt für Schritt zu realisieren. Sie denken nicht groß darüber nach, was an der Reihe ist – wozu auch: steht doch auf ihrer Liste. Systematiker freuen sich, wenn sie etwas erledigt haben – und widmen sich dem nächsten Punkt auf der Liste; eins nach dem anderen, unbeirrbar – so erreichen sie ihr Ziel.
Bei einem spontanen Menschen stößt diese Vorgehensweise nicht nur auf Misstrauen, sondern oft sogar auf Ablehnung: »Ich kann doch gar nicht wissen, wann ich wozu Lust habe!« Ein spontaner Mensch lässt sich von seinen Stimmungen und Gefühlen leiten und kann dabei durchaus erfolgreich sein – solange er diszipliniert ist und die richtigen Stimmungen kultiviert.
Es erfordert sicher Training, um das hinzubekommen, doch es ist möglich – und dann haben die Spontanen einen großen Vorteil: Sie genießen südländisches Flair – im Einklang mit ihrer inneren Uhr. Sie haben Lust auf etwas Kreatives – sie widmen sich einer kreativen Aufgabe. Am Nachmittag, wenn sie müde sind, machen sie ein Nickerchen und kümmern sich dann um ihre E-Mails, ehe sie die To-do-Liste für den nächsten Tag schreiben. Wer freiberuflich tätig ist, gehört hier zu den Privilegierten. Allerdings erfordert es ein hohes Maß an Disziplin, seinen Tag strukturiert UND nach der inneren Uhr zu gestalten. Ein Widerspruch? Probieren Sie es aus. Auch als Angestellte können Sie über Ihre Zeit verfügen. Sprechen Sie mit Ihrem Chef – nur Mut! Letztlich ist er an seiner Bilanz interessiert, und was Sie ihm vorschlagen, bedeutet Gewinnmaximierung!
Zwischen Stoppuhr und stopp Uhr
Wie Menschen mit Zeit umgehen, hängt außerdem davon ab, wo sie leben. In Mittel- und Nordeuropa sowie angelsächsischen Ländern wird die Zeit als linear und messbar betrachtet – wir leben monochron und legen Wert darauf, unsere Zeit so effizient wie möglich zu gestalten, planen im Voraus und exakt nach der Uhr.
In Südeuropa, dem romanischen, hispanischen, russischen und arabischen Sprachraum gehen die Uhren anders: Polychrone Zeitgenossen lassen sich in kein Zeitraster zwängen. Sie nehmen Zeit nicht linear wahr und folgen ihrer Intuition und Stimmung. Die Uhr, nach der sie sich richten, heißt der »günstige Augenblick«.
Robert Levine, Autor des Buchs Eine Landkarte der Zeit, nennt die polychrone Zeit sehr treffend die »Ereigniszeit«. Menschen, die hier zu Hause sind, lassen ihren Tagesablauf von den Ereignissen bestimmen. Sie essen nicht um zwölf Uhr mittags, sondern wenn sie hungrig sind. Sie stehen auf, wenn sie ausgeschlafen haben. Busse fahren los, wenn sie voll sind. So ist auch Pünktlichkeit in vielen Ländern der Welt keine Tugend, sondern unhöflich bis brüskierend. Wer auf den Philippinen verabredet ist, kommt mindestens eine Viertelstunde zu spät. In Südamerika gilt bei Einladungen eine Stunde Verspätung als angebracht. In Ländern, in denen die Uhren nach der Ereigniszeit gestellt werden, ist der Individualismus auch weniger ausgeprägt als in unseren Breiten, wo mehr Wert auf Leistung denn auf Zusammengehörigkeit gelegt wird.
Bei uns ist Zeit Geld und Leute tun so seltsame Dinge, wie Bücher über Zeitmanagement lesen. Und haben womöglich auch noch Spaß dabei. Es besteht eine Art kollektiver Zwang, jeden Augenblick irgendwie zu nutzen. Alles muss sich lohnen, ständig muss etwas herausspringen. In Kulturen, in denen soziale Beziehungen wichtiger sind, wird ein entspannter Umgang mit der Zeit gepflegt. Ein gutes Vorbild für kluge Zeitmanager!
Vertrauen Sie Ihrer intuitiven Bauchuhr, die den Takt Ihres Lebens im Rhythmus Ihres Herzens schlägt. Denn so
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