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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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die Gerüche auf der Straße, die Häuser in unmi t telbarer Umgebung. Und tatsächlich! V or meinem geistigen Auge tauchte ein Bild auf, das ich festhalten und e r weitern konnte. Ich sah mich durch den Nieselregen nicht wie üblich zur U-Bahn laufen, sondern zu einer Straßenbahn am unteren Ende der Ringstr a ße. Das ist es! An diesem Tag war ich also nicht wie üblich nach Hause gefahren, sondern in den neunten Bezirk aufgebrochen. Aber warum in den neunten Bezirk? Die nächste Erinn e rung wollte sich nicht gleich einstellen und ich wurde ungeduldig, fühlte wie ich an dem Tag unzufrieden und unausgeglichen gew e sen sein musste und sah mit einem Mal Rosas Gesicht wie eine Vision vor mir. Zuvor hatte ich schon ein paar Mal an diese Frau gedacht, doch nun stellte sich deutlich mehr Erinn e rung zu ihrer Person ein. Mit einem Mal wusste ich ihren ganzen Namen und, dass sie Wahrsagerin war. Ich war zu Rosa Weberknecht gefahren, um mir Karten für meine Zukunft legen zu lassen. Doch dieser Erinnerungsschub endete abrupt in der Wohnung von Rosa Weberknecht. Als würde mein Unterbewusstsein etwas vehement a b blocken. Kalter Schweiß brach mir aus und ich bekam eine Gänsehaut. Alles was ich noch an Erinnerung zusammenkratzen konnte, waren unzusammenhä n gende Bruchstücke, Bilder von komischen Farben und drehenden Möbeln. Mir wurde schwindelig und ich geriet in Atemnot. Sicherheitshalber stützte ich mich am kalten, groben Stein der Mauer ab und ve r suchte keine weit e ren Bilder mehr heraufzubeschwören. Sicher war nur, dass diese Rosa eine Schlüsselrolle innehatte und ich vermutlich bei ihr in Ohnmacht gefallen war. Am Ende war diese Wahrs a gerin gar der Grund warum ich hier in diesem zugigen Altbau fror. D ie Situation war schon verrückt und das einzig Positive daran meine überraschend gute, körperliche Ve r fassung. Ich fühlte mich wie nach einer grandiosen Verjüngungskur. Der emoti o nale Stress blieb natürlich, denn ich wusste ja nicht wie viel Zeit ich insgesamt verloren hatte und ob me i ne Eltern von meinem Aufenthalt hier wussten . Ich musste also eine Erklärung für all das finden und den Raum endlich verlassen. Ein Blick aus dem Fenster reichte eben bei weitem nicht, um alle Antworten zu bekommen. Die Bewegungsfreiheit als „Rollmops im F e derkleid“ war natürlich eingeschränkt, doch das hielt mich nicht länger auf! Ob Kloster, Spital oder Sanatorium ... ich wollte hier raus und zwar sofort. So schnell ich konnte schlurfte ich zur Tür und wunderte mich, dass sie nicht versperrt war. Die Tür knarrte so laut, dass sie mein Vorhaben ganz ohne Kameras verriet . Sollte ich mein Zimmer nicht verlassen dürfen, würden wohl in den nächsten Sekunden bereits die netten Herren mit der Zwangsjacke auftauchen. Doch selbst diese Vorstellung konnte mich jetzt nicht mehr aufhalten. Ich wollte Antwo r ten und die musste ich mir endlich h o len.
    Was zum Teufel ... dachte ich und guckte fassungslos nach vorne. D er schmale Gang bot ein abstruses Bild aus Wänden mit grobem Stein und Fackeln in schmiedeeisernen Vorrichtu n gen . In weiten Abständen boten sie notdürftig etwas Licht und rußten nebenbei die düsteren Mauern schwarz. Notb e leuchtung nach Stromausfall sah in der Regel anders aus und war in dem Fall sogar undenkbar, denn von elektrischen Installationen war weit und breit nichts zu erkennen . Keine Kabel, keine Steckdo sen – nur Feuer und Ruß und eine Atmosphäre, die schon als gruselig zu b e zeichnen war.
                  „Hallo! Ist da jemand?“, fragte ich, nachdem ich meine Unterlippe mit meinen Zähnen ma l trätiert und dem Knistern der Fackeln lange gelauscht hatte. Aber es blieb alles still. Dennoch gab ich nicht auf, drückte die Decke fester an meinen Körper, straffte die Schultern und machte mich auf den Weg. V orsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und versuchte nirgendwo anzustreifen. Das war natürlich nicht so einfach und als ich gerade ziemlich ung e schickt herumtänzelte, begriff ich plötzlich die Met a pher zu meinem Leben. Seit ich denken konnte, hatte ich mir einen Panzer zugelegt und versucht nirgendwo und bei keinem anz u streifen. So feige ! So trist! Wieso mir das gerade jetzt so klar wurde, wo ich doch andere An t worten suchte, verstand ich nicht. Aber es war eine kleine Erkenntnis und sie bewegte etwas in mir, verä n derte meine Haltung und ließ mich mit der Decke bewusst die Mauer streifen. Dazu grinste ich dümmlich, als hätte

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