Zeitreise ins Leben (German Edition)
strahlten mit einem dunklen, klaren Blau, das an die Tiefen des Meeres erinnerte . Es war ein atemberaubender Moment, ein E r kennen und ein Hoffen. Stumm nahm er meine Hand und hob sie an seinen Lippen, streifte mit se i ner Haut die meine und machte das künstliche Rot auf meinen Wangen unnötig. Seine Aufmerksa m keit pricke l te auf meiner Haut und machte mich verlegen.
„Ich weiß nicht ...“
„ Was weißt du nicht?“, fragte er sanft und umfing mich dabei mit einer Intensität, die ich sonst nur von Raimund kannte. Mein Atem ging unregelmäßig und er nahm mein Kinn in seine Hand, um mich zu beruhigen, hob es an und blickt e mir tief in die Augen. Unser be i der Blau vermischte sich zu einem einzigen Ozean. Wir tauchten ein, trieben in sanften Wellen dahin und spürten eine Gemeinsamkeit, die nie zuvor da gewesen war . Sein Blick wande r te von meinen Augen zu meinem Mund und der musste ihm, Dank Silvias Lippenrot, neckisch entgegen glänzen.
„Wunderschön siehst du aus ... und sündig “, meinte er und ließ seinen Daumen sanft über meine Unterlippe gleiten. Ich erschauerte und ertappte mich bei dem Gedanken, ihn küssen zu wollen. Ein Impuls, den er instinktiv erfasste und sogleich in die Tat umsetzte . Zärtlich knabberte er an meinen Lippen und versenkte sich schließlich in einen innigen Kuss, der viel zu süß war für die Situation in der wir beide uns befanden. Friedrich wollte ja nicht mich! Er wollte Raimund ... und damit war er schließlich nicht ganz alleine. Trotzdem war der Kuss Teil u n serer neuen Verbundenheit. Er war verlockend und er war durch und durch erotisch. Die Erinnerung an unsere Versöhnung wurde lebendig, weckte Sehnsucht und Verlangen , obwohl mein Verstand und mein Herz das nicht zulassen durf ten . Wir konnten empfinden, was i m mer wir wollten, doch ausleben durften wir es nicht mehr . Schließlich ging es einzig und alleine um Raimund. Er war das Opfer unserer Liebe und Leidenschaft. Der Kuss e n dete daher mit einem Gefühl des Bedauerns und war auf die Tatsache zurückzuführen, dass wir eigentlich Konkurrenten waren. Dennoch konnte ich es nicht lassen, Friedrich das ve r schmierte Lippenrot vom Mund zu w i schen. Es war eine selbstverständliche Geste und er ließ sie mit einem L ä cheln geschehen.
„Ich werde dich jetzt alleine lassen, Elisabeth. Bis zum Tag des Turniers hast du nichts von mir zu befürchten. Ich möchte, dass du das weißt “, sagte er ernst und ich fühlte eine warme Zuneigung für ihn. „Ich kann dir nichts versprechen “, ergänzte er und blickte mir d a bei tief in die A u gen. „Du weißt am besten, wen ich vor allen anderen begehre. Es fällt mir schwer, nicht an ihn zu denken. An ihn und dich. Doch das bringt mich nur in Rage . Auch jetzt gibt es noch Momente, wo ich dich am liebsten in den finstersten Kerker meiner Burg verbannen würde.“ Seine Augen flackerten dunkel und seine Worte weckten mit ganzer Kraft die Erinn e rung an Raimund, aber auch an die unzähligen, hässlichen Szenen zwischen uns . Wie gift i ger, saurer Regen prasselte die Flut der Bilder auf uns hernieder, verhärtete unsere Blicke. Die zarten Bande zwischen Friedrich und mir waren plötzlich zum Zerreißen g e spannt und meine Seele wieder auf dem besten Weg sich komplett zu verbarrikadieren. Es war ein ständ i ges Öffnen und Schließen und es war ... reines Seelenblut, das hier vergossen wurde. Einen M o ment lang herrschte Schweigen zwischen uns, denn jeder war mit der Nacht beschäftigt, die uns in gle i chem Maße trennte, wie einte.
„Ich brauche dich für das Turnier in vier Tagen und zähle hier auf deine Kooperationsb e reitschaft. Selbst ohne Drohung weißt du hoffentlich, dass dein und Raimunds Leben davon abhängt. Die Aufgabe ist gar nicht so schwierig. Du sollst ledi g lich während der Festivitäten an meiner Seite sein und dem Gewinner seinen Preis überg e ben.“ Beide wussten wir, welchen Sieger wir uns wünschten und beide blickten wir uns mit einer Intensität in die Augen, die andere nicht lange durchgehalten hätten.
„Ich erwarte, dass du mir bei meinem Vorhaben keine Schwierigkeiten bereitest, denn ich we r de deine Bereitschaft notfalls auch jetzt noch erzwingen. Selbst wenn ich mittlerweile kein wirkl i ches Vergnügen mehr daran finden könnte.“ Sein Blick war
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