Zeitreise ins Leben (German Edition)
aufrichtig und in seinen Augen spi e gelte sich die gewohnte Entschlossenheit, sein Vorhaben mit allen Konsequenzen durchzuführen. Ich aber zitterte wie Espenlaub, denn ich wusste, dass ich in erster Linie sein Druckmittel gegen Raimund war. Meine Funktion war es demnach schön dazusitzen und Raimunds Wunsch auf Rehabiliti e rung zunichte zu machen. Mit Sicherheit wollte Friedrich seine freiwillige Auslieferung im Gegenzug zu meinem Überleben oder meiner Freilassung e r zwingen. Dabei wusste ich, dass er Raimund vor allem dorthin manövrieren wollte, wohin er mich längst gebracht hatte ... in sein Bett! Mir schauderte bei der Vorstellung, dass Friedrich mit aller Gewalt Raimunds Liebe und Bereitschaft e r zwingen wollte. Mir schauderte aber vor allem bei dem Widerspruch von Bereitschaft und Zwang, denn so klug und gebildet Friedrich vielleicht sein mochte, in dieser Angelegenheit agierte er rein emotional. Mir die be i den aber in leidenschaftlicher Verstrickung vorzustellen, war so ab surd und doch mö g lich , dass ich nicht verstehen konnte, wie Friedrich und mich jemals ein zartes Band hatte verbi n den können.
„Was meinst du dazu?“, fragte er ungeduldig, aber mit einer Wärme in den Augen, die mich davon überzeugte, dass eben dieses Band Bestand hatte.
„Es ist seltsam. Ich fühle mich ... und ich bin dir ... mein Gott, es ist so verrückt!“ Ich stammelte wirres Zeug, weil ich nicht fassen konnte, welche Nähe wir beide, trotz aller U m stände, aufgebaut hatten.
„Ich weiß “, meinte er und legte seine Hand behutsam auf meine Schulter. Er ve rstand, dass ich ihn mochte, selbst nach all dem, was er mir und Raimund angetan hatte. Aber so war das mit den Gefühlen nun einmal. Sie war en unvorher sehbar und jenes Grunde lement des L e bens, das Regeln und Wertigkeiten mit Leichtigkeit auf den Kopf stell en , verän dern und a n passen konnte .
„Friedrich ! W ir wissen beide, dass wir die gleiche Person lieben. Aber ich frage mich schon die ganze Zeit ... ich meine, glaubst du wirklich, dass du seine Liebe erzwingen kannst?“
„Nein “, antwortete er ernst. „Mittlerweile glaube ich das nicht mehr.“ Sein Blick wurde i n tensiver und ich konnte die Leidenschaft darin sehen, mit der er an jedes seiner Vorhaben heranging. „Ich lerne mit jedem Tag und ich lerne schnell. Inzwischen kann ich sogar verst e hen, warum er dich liebt. Und ich weiß, dass ich gegen eine Frau, die er für sich erwählt hat, keine Chance habe. Doch es gilt eine Schuld zu tilgen, einen Missstand zu klären. Du weißt es vielleicht nicht, doch ich halte mich an das Prinzip Auge um Auge und Zahn um Zahn! Ich mag ein Gerechti g keitsfanatiker sein, doch jeder muss für seine Taten bezahlen. So wie auch du für dein Verbrechen bezahlen musstest und noch wirst. Auch Raimund wird mit Siche r heit seinen Beitrag leisten, denn letztendlich entscheidet das Schicksal, wer Gewi n ner sein wird und wer Verlierer!“ Sein Gesicht spiegelte seine Kraft und seinen Zorn. Die Hände zu Fäusten geballt, stand er da, vollkommen vereinnahmt von dem Gedanken an Raimund. Und mir wurde einmal mehr klar, dass b eide Männer eine gemeinsame Vorgeschichte haben mussten , von der ich bi s her nur Raimunds Version kannte.
„Ich kann d ir ebenfalls nichts versprechen “, antwortete ich Friedrich und nahm eine se i ner Fäuste in meine Hand. Die Wut sollte gemildert werden, die Wogen geglättet. „Doch ich werde alles versuchen, um diese Angelegenheit zu einem guten Ende zu bringen. Das wü n sche ich mir von ganzem Herzen für alle Beteiligten!“ Seine Faust öffnete sich langsam, doch sein Blick blieb hart, ließ erst mit der Zeit ein wenig der vorherigen Wärme zu. Vielleicht war Friedrich doch nicht nur der rücksichtslose Tyrann, für den ich ihn bisher gehalten hatte . Ich wusste was ich fühlte und ich wollte ihn verstehen. Zu gerne hätte ich seine Version zu Ra i mund und seiner g emeinsamen Vorgeschichte gehört, d och dafür war es irgendwie zu früh und z u gleich auch zu spät. Trotzdem bemerkte er mein Interesse und mein Bedürfnis, ihn begreifen zu wollen. Er sah es in meinen Augen und ich konnte spüren, dass unser Band immer noch hielt . Ein Band, das vielleicht noch einmal unser aller Leben retten würde.
„Ich verlasse dich jetzt !
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