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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Zärtlichkeiten und erlebte unsere Versöhnung wie ei nen Rettung s anker oder einen Notaus gang . Nicht Raimund und der Gedanke an ihn rett e ten mich hier , sondern nur Friedrich und sein engagiertes Wollen, die Vergangenheit zu b e graben . Er hatte d ie Wunden, die er geschlagen hat te, zärtlich versorgt und meine Seele wieder zum Blühen gebracht . Frie d rich ha t te mich definitiv gerettet, o bgleich er auch der Verursacher meines Schmerzes war. Die Situation war mehr als verwirrend, denn selbst seine Versöhnung hatte plötzlich einen kleinen H a ken, denn sie war auch eine Bindung an ihn und zwar eine, der ich nicht entfliehen kon n te.
                  Ich weinte und wollte keine Gedanken an Raimund zulassen, um ihn nicht mit dem Vorg e fallenen in Verbindung zu bringen. Er war es, den ich wollte und den ich liebte. Mein G e fühl für ihn war inniger denn je und selbst der leise schwelende Vorwurf, er hätte mich im Stich gelassen, konnte daran nichts ändern. Bis zuletzt hatte ich gehofft er würde rechtzeitig e r scheinen, um mich zu retten. Doch solch ein romantisches Hirngespinst hatte nichts mit dem wirklichen Leben zu tun und war spätestens mit dem ersten, heftigen Stoß Friedrichs ins a b solut Lächerliche abgedriftet . 
                  Brrrr ... ich schüttelte mich, bei der Erinnerung an diese Nacht und ihre n schrecklichen Sz e nen. Automatisch hörte ich das grässliche Kratzen und Schaben der teuflischen Krallen im Hintergrund, spürte die furchtbare Finsternis in mir und die Bedrohung verschluck t zu werden . Unendlich viele Tränen quollen aus mir hervor und überschwemmten mich. Das Brodeln der Dunkelheit, das lauernde Schwarz ... es war so deutlich spürbar, dass ich bereits kurz vor eine m handfesten Nervenzusamme n bruch stand. Doch auch dieses Mal schaffte ich es, meine Gedanken auf die Versöhnung danach zu richten und das schwarze Biest damit zu besiegen . Er hatte die Abfolge seiner Handlung bewusst gewählt, um mir diesen Rettungsa n ker zu bieten und mich auf ein positive s Abschlussge fühl zu konditionieren . Friedrichs G e schenk im b ö sen Spiel.
     
    Silvia kam zu mir und trug ein frisches Kleid auf dem Arm, einen Krug Wasser, Tücher und eine Bürste. Sie wirkte irgendwie verhalten und ich ahnte schon, dass sie von dieser Nacht und ihrer Gewalt wusste. Wenn ich auf das vollkommen zerfetzte Kleid neben dem Bett sah, konnte ich nur erahnen in welche Raserei ich Friedrich getrieben hatte.
                  „G-g-guten Morgen “, sagte sie schüchtern und stierte auf das ruinierte Kleid am Boden. Gei s tesabwesend legte sie alle ihre Mitbringsel ab, schnappte sich die Wasserschüssel vom Vortag und verließ mich so rasch als möglich wieder. Die Begegnung mit Friedrichs Hure war ihr offenbar unangenehm. Doch was scherten mich ihre Befindlichkeiten? Vielmehr intere s sierte mich, was sie alles mitgebracht hatt e: Ein wunderschönes , dunkelrotes Kleid, eine Bürste, ein Haarband, Puder, ein Weidenstock für die Zähne und ein Schwämmchen zum W a schen. Das war ja wie Weihnachten und Silvester zusammen! Friedrich zeigte sich seit der Nacht also mehr als entgegenkommend. Als Silvia dann die Schüssel mit frischem Wasser brachte, war die Verlegenheit von vorhin ve r schwunden.
                  „S-s-sie beko mmen ein b-b-besseres Z-z-immer “, stotterte sie aufgeregt und mit ehrlicher Freude. Doch ich war nicht sicher, was ich darüber denken sollte. Natürlich war ich übe r rascht, wie sehr ich mit der vergangenen Nacht meine Lage verbessert hatte, doch wirklich wohl war mir bei der Sache nicht.
                  „Vielen Dank, Silvia “ , sagte ich daher kurz angebunden und schickte sie fort. Ich wollte mich endlich waschen . Das Wasser war nicht so kalt wie am Vortag und es war einfach wu n derbar, sich mit dem Schwämmchen, die letzten Reste der Nacht abzuspülen. Dieses Mal gab es etwas Seife, die zwar eine eigentümliche Konsistenz hatte, dafür aber bl u mig und nach Olivenöl duftete. Sie war wohl ein Mitbringsel aus Italien und mit Sicherheit die reinste L u xusware. Nach der Wäsche fühlte ich mich wie neu geboren . Das Kleid passte vortrefflich und zeigte, welch gutes Augenmaß Friedrich besaß. In einem p o lierten Spiegel konnte ich dann eine Gefangene sehen, die regelrecht erblüht war. Ich hatte eine Nacht der Gewalt und der Schmerzen hinter mir, doch zu sehen war davon nichts in meinem Gesicht.

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