Zeitreise ins Leben (German Edition)
ihn nicht bekümmern! Sie musste leiden , denn sie hatte ihn gedemütigt, wie noch nie eine Frau z u vor. Gekonnt schürte er seine Wut und griff zu seinem Messer. Doch dann begann sie zu singen und löste mit ihrer Stimme ein Meer von Gefühlen in ihm au s. Sie wusste nicht was sie tat, aber sie brachte die pure Magie zum Schwingen . Wie zuvor ihr schöner Körper, war es nun ihre Stimme, die ihm Einhalt gebo t und ihn nicht mehr klar de n ken ließ. Mit einem Mal war er so betört von ihrer Anmut und Schönheit, dass er seine Waffe beinahe fallen ließ . Elisabeth b e merkte es, hielt inne und versuchte mit einer Kerze den Raum auszuleuchten. Er aber zog sich geschickt zurück , lauschte und beobac htete weiter. Ein wenig Zeit wollte er sich noch gönnen, seinen Plan neu überdenken. Ihre Stimme hatte ihn mit ihrer emotionale Tiefe und Wehmut b e rührt und eine Seele offenbart, deren Gleichheit zu seiner unve r kennbar war.
Drei Tage lang hatte ich Friedrich nicht mehr zu Gesicht bekommen und mich insgeheim g e wu n dert, dass er tatsächlich Wort gehalten hatte . Morgen schon war der 28. Juni, der Tag des Turniers und der Tag , an dem ich Raimund endlich wieder sehen würde. Er war ganz deutlich die Liebe meines Lebens, egal wie sehr mich ein Band mit Friedrich verband oder wie viel Ac h tung und Respekt mir der König plötzlich entgegenbrachte. Die Einsamkeit des Tages, und die der Nächte machte mir jedoch zu schaffen. Ich war melancholisch, vielleicht sogar ein wenig d e pressiv, wollte in Raimunds Armen liegen und seine Liebe spüren. Dabei konnte ich von Glück sagen, so privilegiert behandelt zu werden. Je n ä her der Tag des 28. Juni rückte, desto mehr steigerte sich mein Verlangen und meine Seh n sucht nach Raimund. Friedrich ging es sicherlich genauso und vielleicht war das mit ein Grund, warum er sich nicht blicken ließ. Ich wusste, welch starken Gefühle Raimund auslösen konnte und war eifersüchtig. E i fersüchtig auf einen Mann, der genauso empfinden musste und den ich mittlerweile mochte und verst e hen konnte. Es war zum Haare raufen, nur dass ich mir das mit meiner komplizierten Flech t frisur nicht leisten konnte. Ich mochte Friedrich und wusste doch, dass er mein Feind war. Ein Feind, der mich für den heutigen Abend um ein gemeinsames Essen gebeten hatte, um den Ablauf des Turniers zu besprechen.
Ich trug ein schlichtes, blaues Kleid, kein Lippenrot und hatte nur wenig Puder aufgetragen. In den Privaträumen des Königs durfte ich mich auch ohne Anwesenheit Friedrichs an den prachtvoll gedeckten Tisch setzten. Drei Die ner standen bereit und warteten gemeinsam mit mir auf seine Majestät. Die Räumlichkeiten des Königs bewiesen außerordentlichen G e schmack und zeigten seine Vorliebe für Blau.
„Ich bin spät, entschuldige “, ertönte Frie d richs Stimme hinter mir und mein Herz begann zu rasen. Ich wollte aufstehen und ihn b e grüßen, doch er winkte mir nur müde zu und gab mir zu verstehen, dass um diese Zeit kein Hofzeremoniell notwendig war . Er lockerte salopp se i nen Kragen und setzte sich mir mit einem Seufzen gegenüber. Wie es schien, hatte er einen harten Tag gehabt , wirkte abgespannt und müde. Er brauchte etwas Ruhe und schien an einer Konversation vorerst nicht interessiert. Vermutlich war er in Gedanken bei wichtigen Staatsgeschäften oder Diskussionen , vielleicht auch bei dem morgigen Turnier . Sein Hunger war jedoch offensichtlich, denn verlangte umgehend den ersten Gang. Es gab aufgeschäumte , ge l be Suppe mit fein drapierten bunten Einlagen, Leberpastete mit Honigkruste auf Blattsalat und danach Ente im Speckmantel und Feigenr a gout. Die ersten drei Gänge waren so üppig, dass ich schon längst satt war, mir aber nichts anmerken ließ. Die Stimmung zwischen Frie d rich und mir war seltsam, so als müssten wir erst wieder ein wenig warm miteinander we r den. Wobei mein innerer Narr sofort auf die Zweideutigkeit des Wortes hindeuten musste.
Dessert brachte ich beim besten Willen nicht mehr herunter und winkte dankend ab. Auch Friedrich warf nicht einmal mehr einen Blick darauf. Stattdessen orderte er einen weit e ren Krug Portwein und befahl der Dienerschaft uns alleine zu lassen. Der Schutzwall aus fremde n Menschen fiel dadurch weg und zurück blieb en meine innere Unruhe, eine U n menge an Wein und mein innerer Tölpel. „Ein bisschen bi schadet nie “, gab der im
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