Zeitreise ins Leben (German Edition)
„Weil ich einer von ihnen bin “, antwortete er knapp und Markus Mund klappte u n gläubig auf und zu. Mit großen Augen starrte er seinen Herrn an und konnte nicht glauben, was er ger a de gehört hatte.
„Sieh mich nicht so an, Mann! Es wäre mühselig, dir alles von Anfang an zu erzählen. Wic h tig ist nur, dass ich weiterhin auf deine Loyalität zählen kann. Bist du mein Mann oder bist du es nicht?“, fragte er und Markus nickte ihm wie selbstverständlich zu.
„Gut, denn ich kann mir vorstellen, wo sie Elisabeth hingebracht haben! Wir müssen schnell handeln und vor allem endlich mit dem König reden. Verstehst du?“
„Ja, ich verstehe! Ihr wollt die Soldaten des Königs für die Befreiung Eurer Frau nutzen und mit der Überzahl an Männern , aber vor allem mit der Macht des Gesetzes, diesen Kreis von U n gläubigen ein für allemal zerschlagen. Ist es nicht so?“
„ Das ist der Soldat wie ich ihn kenne! Gut kombiniert, Markus!“ Zufrieden nickte er ihm zu. „Ich habe mich schon einmal fü r die falsche Seite entschieden, aber das passiert mir sicher kein zwei tes Mal.“
24 . Kapitel
Zu später Stunde erreichten sie Hagenau. Der König konnte sie wegen dringender Amtsg e schäfte nicht persönlich in Empfang nehmen, ließ de n Leuten des Herzogs aber ein notdürft i ges Quartier einrichten. Der Herzog hingegen sollte in der Bibliothek auf ihn wa r ten u nd der harrte natürlich geduldig aus, obwohl er vom mörderischen Ritt und der Anspannung des Ta ges erledigt war . Die Bibliothek strahlte auf beeindruckende Weise Klarheit und Vielschic h tigkeit aus und weckte Raimunds Interesse. Bücher aus aller Welt und von unschätzbarem Wert wurden hier gelagert und in exakte r Anordnung wie Bilder zur Schau gestellt. Das Sy s tem, nach dem die Bücher gereiht waren, konnte er nicht durchschauen, doch es ging eine Faszin a tion von dieser ungewöhnlichen Art der Strukturierung aus. Direkt vor ihm, auf einem kleinen Tisch , befand sich ein herrlich gearbeitetes Schachspiel aus Marmor, das eine Erru n ge n schaft der Kreuzritter aus dem fernen Osten war. Dieser Raum spiegelte eine Mischung aus Okz i dent und Orient und zeigte die Weltgewandtheit eines wahren Königs .
Friedrich fand den Herzog leise schnarchend, mit verschränkten Armen und ausgestrec k ten Be i nen in der kleinen Bibliothek. Es war schon spät, selbst für einen vielbeschäftigten König , denn d as Amt forderte an manchen Tagen größtmögliche Aufmerksamkeit. Er war m ü de, doch die Ankunft des Herzogs hatte ihn schon vor Stunden beflügelt und vorangetri e ben. Erneut hatte ihm dieser Mann gezeigt, wie sehr er sein Denken und Fühlen zu beeinflu s sen vermochte . D a bei hatte er im Grunde keine Zeit für Ablenkung jedweder Art. Dieses Land war eine große Herausforderung, doch das war der werte Herzog nicht minder. Den Grund seiner unerwarteten Ankunft kannte er bereits, denn seine Informanten waren gut. Elis a beth war entführt worden und womöglich bereits tot. Für ihn war das ebenso schmerzhaft wie für den Herzog. Nur würde er das vor ihm nie zugeben. Raimund ! Was bot der doch für einen faszini e renden Anblick! Mit leicht geöffnetem Mund und entspanntem Gesicht lag er in Friedrichs Les e stuhl und schlief. Das Kaminfeuer belebte sein schönes Gesicht mit weichen Linien und dunklen Schatten. Für Friedrich war dieser Anblick Freude und Schmerz zugleich, denn mit diesem Mann regten sich viel zu viele Sehnsüchte. Nicht für einen Moment konnte er die A u gen von ihm lassen, betrachtete zärtlich seine gerade Nase, die dichten Wimpern und die dünne Narbe über der linken Augenbraue. Eine Narbe, die höchstwahrscheinlich durch seine eigenen Prügel stammte. Was hatte er diesem Mann nicht alles angetan und selbst nach T a gen noch mit ihm im Sinn gehabt! Er hatte es genossen, ihm Leid zuzufügen und ihn zu fo r dern. Irgendwann jedoch hatte er erkannt, dass er diesen Mann nicht brechen konnte und auf brutalem Wege niemals zu seinem Ziel kommen würde . Dabei hatte er noch einzelne Bi l der von seiner Gefangenschaft im Kopf. Bilder von Schmerz und Schwindel erregender Lust. Es ging gar nicht so sehr um den begehrenswerten Körper des Mannes, sondern vor allem um seine innere Stärke, seinen Mut und seine Willenskraft. Beides hatte Friedrich über
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