Zeitreise ins Leben (German Edition)
Festigkeit seines Körpers waren Beruhigung und Trost z u gleich. Doch eigentlich war meine G e fühlsauflösung so massiv, dass ich mich weniger auf Friedrichs interessante Männlichkeit , als auf die heilsame Stärke seines Wesens konzentri e ren konnte. Ich stürzte mich regelrecht in seine Arme, drückte mich fest an ihn und weinte meinen Ku m mer heraus. Friedrich war überrascht über meinen Temperamentsausbruch, doch er wich nicht zurück, hielt mich fest und wiegte mich wie ein kleines Kind sanft hin und her. Er flü s terte beruhigende Worte, strich mir sanft das Haar aus dem Gesicht und hob mich schließlich in die Höhe, um mich zurück in mein Bett zu bringen. Dort legte er mich fürsor g lich zurück auf meine Pritsche und deckte mich zu.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?“, fragte er, wischte meine Tränen fort und zeigte d a bei jene Wärme, die mir bereits vertraut war. Unsere Verbindung war noch da und in meinem erschöpften Zustand ein Segen für mich. Der Liebesentzug von Raimund hatte mich ganz schön schockiert und mir das Herz aus dem Leib gerissen.
„Was machst du hier?“, fragte ich ihn schließlich, nachdem ich mich wieder ein wenig g e fasst hatte.
„Ich habe hier Geschäftliches zu erledi gen “, meinte er trocken, doch etwas in seiner Stimme verriet mir, dass da noch mehr war. „Und ich woll te wissen, wie es um dich steht “, ergänzte er . Ich war erstaunt.
„Oh! Es ... es ge ht mir schon viel besser. Danke “, erklärte ich und fand es geradezu umwe r fend, dass ein so bedeutender Mann sich die Zeit nahm, nach mir zu sehen.
„Nun, den Eindruck hatte ich eben nicht gerade. Du bist einfach nicht in der Lage zu g e hen! Also lass diese Ausflüge gefälligst “, er wollte streng wirken, konnte sich aber ein freundliches Augenzwinkern nicht verkneifen. Und es stimmte ja auch! Ich war körperlich nicht fit und seelisch ebenso wenig . Was also sollte ich sagen , was erklären ? Meine Unterlippe bebte b e reist ve r räterisch.
„S chsch ! Nicht weinen, cara “, flüsterte er und strich sanft über meine Wange.
„Warum tust du das?“
„Was glaubst du?“, entgegnete er leise und die Nähe zwischen uns fühlte sich wunde r schön an. „Du bist mir nicht gleichgültig “, erklärte er und küsste mich spontan auf die Lippen. Sanft, aber eindringlich arbeitete er sich vor und meine Lippen öffn e ten sich wie von selbst. Ich stöhnte auf, wollte diesen Kuss, wollte Trost und Liebe ... und durfte ihn eigentlich gar nicht zulassen. Doch ich ließ mich fallen, genoss seine Zärtlichkeit und seinen Zuspruch. Mit Tränen in den Augen versucht e ich die Leidenschaft zu negieren, egal wie sehr es in me i nem Bauch flatterte.
„Nicht ... “, hörte ich dann aus meinem Mund, allerdings wie aus weiter Ferne. Etwas in mir hatte doch noch die Notbremse gezogen.
„Aber dein Kuss s pricht eine ganz andere Sprache “, antwortete Friedrich mit dunklen A u gen und einem Lächeln auf den Lippen, das verriet, wie sehr er diese Bestätigung für sich selber haben musste.
„Ich liebe Raimund ! Friedrich, bitte “, wisperte ich und konnte meine Augen nicht von se i nen schönen Lippen wenden. Er wiederum starrte wie gebannt auf die meinen, strich mit se i nem Da u men darüber und erzeugte einen neuen, lustvollen Schauer in mir.
„Siehst du ...“, sagte er und erfreute sich an meinem Zittern. „... wir haben mehr gemei n sam, als die meisten Eheleute es je haben werden.“ Damit streichelte er über meine Wange und ich hä t te am liebsten laut losgelacht oder geheult ... was wusste ich schon, was ich noch fühlte? Ich war viel zu verwirrt von dieser seltsamen Liebe, der ich nicht nachgeben durfte. Ich konnte, nein, ich wollte nicht betrügen. Raimund war mein Mann und ihn galt es zurüc k zuerobern. Dabei wusste ich nicht einmal, warum ich sein Herz überhaupt verloren ha t te. Friedrichs Anwesenheit auf St. Nimmerlein war ungewöhnlich und vielleicht sogar mit ein Grund, warum Raimund so entschlossen abreisen wollte. Doch klären konnte ich das nicht mit Friedrich, sondern alleine nur mit Raimund. Gefragt hätte ich Friedrich
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