Zeitreise ins Leben (German Edition)
ten voll er Wärme zu mir. „Aber am besten erzähle ich dir alles von Anfang an.“ Ich würgte eine bissige B e merkung herunter, atmete tief durch und nahm mir vor, ihr diese Chance zu geben. Trotz allem war sie meine Hanna und hatte einen Platz in meinem Herzen. Was also hatte ich schon zu ve r lieren, wenn ich zuhörte?
„Wie du weißt, wollte ich dich anfangs in Tsor am liebsten verstecken. Die Karten haben mir deinen überaus gefährlichen Weg gezeigt und so wollte ich dich beschützen. Doch eben dieser Weg bot auch viel Wundervolle s, um das es sich lohn te zu kämpfen. Zuerst wollte ich dich gar nicht mit dem König und dem Herzog konfrontieren, aber es war dieses verdammte As der Kelche, das ...“, sie stockte und bemerkte meinen überraschten, aber wi s senden Blick.
„Ja, genau! Hätte ich dir das denn verwehren sollen? Die Liebe deines Lebens? Das kon n te ich nicht tun! So mächtig, wie das Schicksal nun einmal ist, hätte ich es sowieso nicht ve r mocht.“ Aufgewühlt sah sie mir direkt in die Augen und suchte darin nach Verständnis. Doch das konnte ich ihr noch nicht geben. Erst musste sie mir alles erzählen.
„Diese Einladung zum Fest sah ich dann als Chance. So konnte ich mit Friedrich in Kontakt treten und du mit dem Herzog . Dabei wusste ich am Anfang gar nicht , welcher der beiden Herren deine wahre Liebe wird .“ Amüsiert zwinkerte sie mir zu . „Du liebst sie bei de, wie du weißt “, ergänzte sie und ich wurde weiß wie die Wand. So deutlich hatte das bisher niemand ausgesprochen und ich mir selbst nicht ei n gestanden.
„Es ist – äh – nicht ganz so! Raimund ist der Mann den ich liebe. Er ist mein Leben, da b e steht kein Zweifel “, antwortete ich ein wenig zu schnell und Hanna lächelte milde.
„Und warum bist du dann so verunsichert?“
„Es ist ... es ist mir ja selbst unverständlich. Ich begreife nicht, wie ich außer Raimund z u sätzlich etwas für einen anderen Mann empfinden kann. Das Gefühl für Friedrich ist zwar anders, aber es ist mehr als nur Zuneigung, das gebe ich zu. Es ist verrückt und ich schäme mich dafür, denn es spürt sich wie Betrug an, gegenüber meinem Mann.“
„Ach, da kan n ich dich beruhigen, mein Kind “, antworte sie und winkte ab.
„Findest du das etwa normal?“, fragte ich verdutzt.
„Elisabeth, ein derart kompliziertes Beziehungsgeflecht ist mir wahrlich noch nicht unterg e kommen. So weit also zu deiner Frage, was normal ist oder nicht. Manchmal geschehen eben Dinge, die kurz zuvor noch unmöglich erschienen wären. Und wie es aussieht, müsst ihr Euch alle drei dieses As der Kelche teilen.“ Ich verstand nicht ganz und runzelte die Stirn.
„Aber das ist doch nicht so kompliziert, Elisabeth! Ihr liebt Euch alle drei! Um es ganz u n romantisch zu sagen: Jeder liebt hier jeden. Das klingt aufs Erste recht simpel, ist aber so kompl i ziert wie nur irgendwas. Natürlich kann man inzwischen sehen, dass die Portionen von dem K u chen nicht gleich verteilt sind, denn so wie es aussieht, hast du mit Raimund den bedeutend größeren Teil erwischt. Du kann st dich also glücklich schätzen “, ergänzte sie A u gen zwinkernd und ich wäre am liebsten in Ohnmacht gefallen. Das war mir eindeutig zu viel auf einmal.
„Moment! Wenn ich dich richtig verstehe, dann müsste Raimund ja ebenso in Friedrich ve r liebt sein, oder?“, fragte ich und spürte plötzlich einen unangenehmen Druck in der Brust. Hanna nic k te und der Druck wurde um ein Vielfaches stärker.
„Wie gesagt …“, unterbrach Hanna meinen leichten Schockzustand. „... es ist ein nicht g e rade einfaches Beziehungsgeflecht. Eine menage à trois, die in ihrer Intensität einmalig ist und wohl eher mit Mord und Totschlag enden würde, wenn ihr nicht die Me n schen wärt, die ihr nun einmal seid!“
„Aber wie? Wie kann er ihn lieben, wo er doch ganze drei Wochen gefoltert worden ist?“, fragte ich außer mir, weil mir plötzlich übel geworden war. „Gut, er wurde rehabilitiert, hat Friedrichs Gnade erhalten, aber wie kann er nur ...“, schluchzte ich und verkniff mir g e rade noch
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