Zeitreise ins Leben (German Edition)
das egoistische „... mir das nur antun?“
„Ach, Elisabeth! Wieso, weshalb ... ist das nicht mühselig zu fragen? Seit Anbeginn der Menschheit gibt es Hass und Liebe und wie oft liegt beides nahe beisammen? Beim Herzog ist es ähnlich wie bei dir. Dir hat Friedrich doch ebenfalls sehr Schlimm es angetan. Aber eben nicht nur “, antwortete Hanna und berührte sanft meine Wange. Abermals spürte ich dieses unang e nehme Gefühl, den leichten Stich im Herzen. Etwas an Hannas Formulierung machte mich stutzig. Ich konnte es nicht genau zuordnen und vielleicht war es nur mein In s tinkt, der mich ve r anlasste, nachzufragen.
„Was, bitteschön, hat Friedrich denn Gutes für Raimund getan, außer seine Rehabiliti e rung?“ und Hanna blinzelte überrascht. Ihr Gesichtsausdruck gefiel mir gar nicht und ihre plötzliche Unruhe zeigte mir, dass sie sich verplappert haben musste .
„Das soll dir dein Mann selber sagen! Das geht mich nichts an “, antwortete sie fahrig und wehrte jeden weiteren Kommentar diesbezüglich ab. Doch genau diese Reaktion verstärkte mein Gefühl, ließ etwas in mir erkalten und mich ins Leere starren. Es war genau jenes G e fühl von Di s tanz, das ich zuletzt auf St. Nimmerlein zwischen mir und Raimund gespürt hatte und bis heute nicht begriffen hatte . Doch Hanna lenkte mich ab, tätschelte meine Hand und erzählte einfach weiter.
„Mein Kind, ich wollte ja eigent lich von der Einladung erzählen “, hakte sie nach. „Also, wo war ich schnell? Ach ja, bei der Einladung ! Ich wollte dich also mit der Liebe deines Lebens zusammen führen, zugleich aber ein Mordkomplott gegen den König genauer untersuchen. Zwei Fliegen mit einer Klappe, sozusagen. Leider war dein Mann dann so gerissen, mich g e fangen zu nehmen und ich konnte gar nichts mehr beeinflussen, untersuchen oder gar ve r hindern. Es war furchtbar, so tatenlos herumzusitzen und abzuwarten. Noch viel schreckl i cher aber war es, als ich dich nach Friedrichs unverzeihlicher Attacke gefunden habe!“ Sie stockte kurz und ich schluckte hart bei dieser Erinnerung. „Bitte, Elisabeth, du musst mir glauben ! W enn ich eine Möglichkeit gesehen hätte, dir das zu ersparen, hätte ich es getan. “ Vorsichtig blickte sie zu mir herüber , d och ich zeigte keine Reaktion, fühlte mich leicht kat a tonisch, und war damit beschäftigt, all diese Information zu verarbe i ten.
„Dann hat die ganze Geschichte eine ordentliche Eigendynamik bekommen und ich kon n te mich letztendlich nicht einmal mehr auf meine Karten verlassen, war orientierungslos wie jeder andere und musste die Dinge auf mich zukommen lassen. Bis, tja ... bis Friedrich bei mir au f tauchte, weil er den Brief an dich abgefangen hatte. Da musste ich ihm alles über dich erzählen.“ Hanna wir k te bei diesem Geständnis nicht gerade glücklich und ich dachte daran, wie leicht und zugleich stark Friedrich etwas erzwingen konnte.
„ Das , Elisabeth ist das Einzige, worauf ich nicht sehr stolz sein kann, denn verraten habe ich ihm alles, nicht weil ich gefoltert wurde, sondern weil ich ihn verstanden habe “, erklärte sie und mir blieb fast die Spucke weg. Friedrich hatte sie also gar nicht unter Druck gesetzt, sondern sie einfach nur um den Finger gewickelt! Nicht Angst war das Motiv für ihren Verrat gewesen, sondern Zune i gung! Mein Versuch, diese Frau zu verstehen, wankte dadurch mehr denn je und ich verspürte eine Verbitterung, die ich bereits grässlich in meinem Mund schmeckte.
„Ich weiß wie das klingt, aber warte, du wirst verstehen! Friedrich hat mir alles erzählt von seiner Liebe zum Herzog, und dass der nicht nur mit Verachtung, sondern gar mit einem Mordkomplott reagiert hatte. Dein Mann hat Hochverrat begangen, der unter normalen U m ständen seinen Tod zur Folge gehabt hätte. Friedrich war also in einer ganz schönen Zwic k mühle, denn seinen Tod wollte er ja nun nicht gerade. Dennoch war sein Stolz verletzt, seine Wut gerechtfertigt. Die Bestrafung in Form von Folter war für ihn wichtig, das lüsterne Ve r gnügen dabei nur ein Nebene f fekt. Du hast ihn dann ebenso beschämt, Elisabeth, denn du hast ihn nicht nur überrumpelt, sondern beinahe umgebracht. Die Strafe folgte auf den Fuß, denn sonst wäre Friedrichs Ordnung und Sinn für Gerechtigkeit
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