Zeitreise ins Leben (German Edition)
wir unsere Kö r per impulsiv aneinander drängten . Fest hielt er mich im Arm, während seine Zunge auf u n verschämte Art in meinen Mund stieß und ihn lüstern erforschte. Ich war wie Gefangen von der Begierde und konnte nicht anders, als diesen Kuss mit gleicher Inbrunst zu erwidern ... b is ich mit einem Ruck von ihm fortgerissen wurde und wie aus einem Traum erwachte. Atemlos und verwirrt blickte ich auf, um zu ergründen, wer uns hier so brutal gestört hatte , d och es war ni e mand anderer als Rabenhof selbst. Sein Blick war starr und verschleiert, aber deutlich genug, um zu erkennen, dass er es für einen Fehler hielt. Warum er sich aber mit solcher Heftigkeit z u rückgezogen hatte, war mir ein Rätsel. Verwirrt und enttäuscht blickte ich zu ihm auf, denn s eine schroffe Zurüc k weisung war wie ein Schlag ins Gesicht.
„Verzeihen Sie, Frau von Hochdeutschland , ich habe mich ... vollkom men vergessen “, mei n te er heiser und seine ganze Haltung spiegelte nur noch Kälte und Distanz. Selbst sein Blick hatte jedes Glimmen verloren und schien mir alleine die Schuld für dieses „ kleine Missve r ständnis“ zu zuschieben. Für meinen Geschmack hatte sich der gute Herr jedenfalls viel zu schnell im Griff . Denn, abgesehen von dem beschämenden Gefühl zu viel von mir preisgeg e ben zu haben, schwebte ich immer noch auf Wolke sieben und versuchte verzweifelt Bode n haftung zu bekommen . Verrückt, denn s eine Reaktion war eindeutig. Während sich für mich eine vollkommen neue Dimension der Leiden schaft offenbar t hatte , war bei ihm der Kuss l e diglich als Missgeschick zu verbuchen. Er wollte mich nicht, konnte mich womöglich nicht einmal leiden. Dazu wurde sein Gesichtsausdruck immer verschlossener und sein Blick kalt, o b wohl ich das bei goldbraunen Augen nicht für möglich gehalten hätte!
Zum Kuckuck mit ihm! Sein beherrscht wütender Gesichtsausdruck brachte mich endlich von dieser verdam m ten Wolke herunter und was blieb , waren Enttäuschung und Schmerz . Ohne ein Wort drän g te ich mich an ihm vorbei, boxte ihm regelrecht in die Seite , um ihn aus dem Weg zu haben und eilte vo l l er Zorn die Treppen hinauf . Nichts wollte ich mehr sehen, hören oder gar spüren ! Dieser Mann war das Letzte für mich! Und es war gut, dass er mir dieses Mal nicht fol g te. Mit jedem meiner Schritte wuchs nämlich auch meine Wut ... auf ihn und auf meine eigene Schwäche. Eine derart blamable Hingabe hatte ich mir bisher noch nie geliefert u nd dann war das für den Kerl nichts weiter als heiße Luft! Wütend knallte ich die schwere Türe meines Zimmers zu , denn er sollte ruhig hören, was ich von ihm hielt! Am lieb s ten hätt e ich sie noch einmal geöffnet und immer wieder hart zugeknallt, nur um meiner Wut und Enttäuschung noch mehr Ausdruck zugeben. Stattdessen umfasste ich mit zittriger Hand den Schlüssel und drehte ihn zweimal mit dem Gedanken „Zutritt für immer verb o ten!“ um . Erst danach kamen die Tränen und ich ließ mich aufs Bett fallen , um ihnen freien Lauf zu lassen . Selbst jetzt konnte ich nur an seine Berührung und seinen Kuss denken. Nichts an ihm ließ mich mehr los, obwohl er sich danach so daneben benommen hatte.
„Sehr zurückhaltend “, schalt ich mich und schlüpfte mit gedämpfter Wut in mein weites Nachtgewand. „Echt gelungen, Elisabeth! Ganze vier Stunden hat es gedauert einen Eklat vom Zaun zu brechen! Bravo!“ Die Selbstgeißelung kannte keine Grenzen, denn an Schlaf war sowieso nicht zu denken. Ständig kreisten meine Gedanken um Rabenhof und unseren le i denschaftlichen Kuss.
„Aber von ritterlicher Zurückhaltung war bei dem Herrn ja auch nicht gerade etwas zu b e merken gewesen “, murmelte ich weiter und wälzte mich frustriert im Bett herum. „Verdammt, wie konnte er mich nur küssen?“, fragte ich mich dann zum wohl hundertsten Mal. „Und wi e so, ve r dammt, nur ein einziges Mal?“
Hartes Klopfen schreckte mich aus unruhigem Schlaf. Irgendwann war ich scheinbar doch noch eingenickt. Es war noch finster und mitten in der Nacht. Sofort dachte ich an Hanna, die vielleicht etwas brauchte oder nach mir sehen wollte, nachdem ich so schnell verschwu n den war.
„Ja, wer ist da?“, flüsterte ich schlaftrunken und wuschelte automatisch durch meine ze r zauste Mähne .
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