Zeitreise ins Leben (German Edition)
bewegte ich mich weiter und steckte meine Fackel in eine leere Halt e rung, um mit dem Licht kein Aufsehen zu erregen. Wachen waren auch hier nicht zu sehen, doch in einer Festung dieser Größenordnung waren sie mit Sicherheit irgendwo, da machte ich mir nichts vor. Die wenigen Fackeln an den Wänden tauchten die Eingangshalle in schummriges, bewegtes Licht, erzeugten Schatten und machten zusätzlich ein mulmiges G e fühl . Überall lauerte Gefahr, das konnte ich spüren, aber nicht sehen. Zu hören war nichts als mein Atem. Mein Instinkt warnte mich eindeutig vor jedem weiteren Schritt, doch ich wol l te einfach nur hier fort und das möglichst in einem Stück. Meine Nerven waren wie Drahtseile gespannt und mein Magen rebellierte, weil ich nicht wusste, wie ich aus alle dem herau s kommen konnte. Irgendwie musste ich es in mein Zimmer schaffen, ein paar Sachen packen und mit Ha n na, Gertrude und John flüchten.
Ein gespenstisches Kribbeln erfasste meinen Körper und ich musste wie unter Zwang zum ob e ren Rand der Treppe sehen. Mein Unterbewusstsein lenkte meine Aufmerksamkeit genau dorthin, wo die Gefahr lauerte und trotzdem traf mich der Schock seines Anblicks mit voller Wucht. Mit blutroten Augen stand Rabenhof am oberen Rand der Treppe und schien mich mit reiner Willenskraft zu fixieren. Mein Kreislauf sackte ins Bodenlose und nur mit höchster A n strengung konnte ich verhi n dern in die Knie zu gehen . Rabenhofs wildes Aussehen war so erschreckend, dass von meinem Zorn und meiner Selbstsicherheit nichts mehr übrig blieb . Seine Zähne waren gefletscht und i n meiner Panik hörte ich ihn gar knurren wie ein Tier . In sprungbereiter Haltung verharrte er dort oben und fixierte mich weiter, mit s einem mordlü s ternen Blick. Irgendwie hatte dieses Monster es doch tatsächlich geschafft mich zu überholen und mir den Weg a b zuschneiden !
Finito und aus … ging es mir durch den Kopf, denn das dreimonatige Lebensseminar würde hier und jetzt sein frühzeitiges Ende finden . Ich wusste es war aussichtslos, doch einen let z ten, beherzten Versuch wollte ich noch wagen. Blitzartig drehte ich mich um und lief so schnell ich konnte in Richtung Speisesaal davon, gab nichts mehr auf Deckung oder irgen d welche Wachen, sondern sprintete in beachtlichem Tempo vorwärts. So lange jedenfalls, bis mich etwas Hartes, Schweres im Rücken traf und mit solcher Wucht zu Boden riss , dass ich für einen Moment keine Luft mehr bekam. Das schwere „Etwas“ war niemand anderes als R a benhof selbst, der sich mit einem spektakulären Hechtsprung auf mich geworfen hatte. Dass er mir dabei nicht alle Knochen im Leib brach, grenzte an ein Wunder. Wie ein Stein lag der Kerl auf mir und ich hatte Mühe zu atmen. Meine Knie schmerzten und der Druck auf meinen Oberkörper war unerträglich. Mühsam versuchte ich mich aus meiner Position he r auszuwinden, mich zu bewegen und zu drehen. Doch e r schien sich darüber nur herzlich zu amüsieren . Von Aufgeben war jedoch keine Spur und irgendwann schien er ein Einsehen zu haben und ließ ein paar meiner Bewegungen zu. Offenbar war er intere s siert daran, warum ich ihn von Angesicht zu Ange sicht vor mir haben wollte. Also lag ich irgendwann auf dem Rücken und blickte in das Furcht einflößende Gesicht von diesem Berserker . Zähne bleckend drückte er mich weiterhin auf den kalten Steinboden und ließ keine we i tere Bewegung mehr zu. Er war ganz klar der Stärkere und lag so massiv auf mir, dass ich gar nicht mehr wusste, warum ich mich hatte umdrehen wollen. Er drückte sowohl meine Hände als auch meine F ü ße mit Leichtigkeit niede r, Bewegung war unmöglich. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich vollkommen wehrlos und ausgeliefert ... und diese Erkenntnis schmerzte mehr als jede Blessur an meinem Körper.
„Was ... um Himmels Willen ... wollt Ihr denn von mir?“, brachte ich schließlich keuchend he r vor und versuchte erneut meine Hände zu befreien. Sein Griff wurde fester, seine Miene undurchdringlicher. Er gab mir keine Antwort, hielt mich schweigend fest und hätte vermu t lich noch stundenlang so weiter machen können, ohne einen Krampf zu bekommen. Seine Augen blitzten böse, doch sein Mund wirkte auch ein wenig amüsiert. So wie er sich verhielt, kostete er seine Überlegenheit voll und ganz aus , genoss seine Stärke und lachte über meine kle i ne, nutzlose Rebellion . Mit der Zeit kam
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