Zeitreise ins Leben (German Edition)
. Dass er nicht gerade der netteste Mensch war, lag auf der Hand . Dass er mich verletzt hatte , war eine Ta t sache. Aber , dass er selbst jetzt noch meine Gefühle durcheinander brachte, war schlicht und ergreifend ein Rä t sel.
Wir standen uns gegenüber und sprachen kein Wort. Er blickte zu Boden und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Rabenhof rang mit seinem Gewissen und weil ich nicht wollte, dass er sich noch gegen mich entsch ied, ve r suchte ich meinem Instinkt zu folgen. Vorsichtig nahm ich seine Faust in meine Hand und strich mit meinem Daumen zart über seinen Handr ü cken. Die Berührung schien ihn zu überr a schen, denn er blickte verwundert auf und schien mich zum ersten Mal seit unserer Konfrontation wirklich anzu sehen. Der Schmerz , den ich in se i nen Augen sehen konnte, ging mir durch und durch. Zwischen uns war so viel unausgespr o chen und zugleich schon viel zu viel passiert, aber nun – hier in diesem einfachen, dun k len Raum – konnte ich plötzlich eine Sehnsucht zwischen uns spüren, die so verzweifelt schien, dass ich mich am liebsten in seine Arme gestürzt hätte. Doch das konnte ich nicht ris kieren ! Sein bisheriges Fehlverhalten ließ es nicht zu , aber an meiner Berührung hielt ich fest, stre i chelte über seinen Handrücken und genoss es, seinen Zorn mehr und mehr dahin schmelzen zu sehen. Sein Blick wurde weicher und seine Faust öffnete sich wie von selbst. Die Sinnlic h keit der Situation war nicht zu leugnen und mein Körper rea gierte darauf, obwohl ich das gar nicht wollte. Die Idee war ihn zu beruhigen und nicht ihn zu verführen . Aber die Anziehung s kraft dieses Mannes war einfach nicht von dieser Welt. Mein Geist moc h te ja willig sein, das Fleisch aber war schwach. Seine Lippen zogen mich magisch an, forderten mich heraus und ehe ich mich versah, gab ich ihm einen sanften, unschuldigen Kuss auf den Mund. D och g e nau damit überschritt ich eine Grenze, betrat verbotenes Terrain und verlor d ie sinnliche U n schuld des Moments . Sie verdampfte förmlich im flammenden Blick des Herzog s, der mir zei g te mir wie unfassbar naiv er meinen Kuss fand und wie unglau b lich ... dumm. Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln , bekam einen harten Zug, ehe er sich m ühelos z u rück holte, was ihn kurz zuvor noch naiv verlockt hatte . Er packte mich fest an den Obera r men und küsste mich wild und unbeherrscht, a ls wollte er mich für meine Naivität bestrafen. Aber i ch wollte seinen Kuss und öffnete mich ihm freiwillig, egal wie fehlgeleitet dieses Wollen in dem Moment sein mochte. Und genau das veränderte alles . Seine Leidenschaft bekam en d gültig Oberhand und auch wenn sein Vorgehen weiterhin wild und ungez ü gelt war , so hatte sich das Ge fühl zwis chen uns deutlich verändert. Der Mann war schlicht atemberaubend, sein Kuss eine erotische Sensation. Es mochte falsch sein und verrückt, aber ich drängte mich s chamlos an ihn und hätte vermutlich noch viel mehr mit mir geschehen lassen, wenn nicht das plötzliche Schlagen einer Tür alles verdorben hätte. Rabenhof und ich stoben au s einander, blickten uns atemlos an und bemerkten, dass wir nicht mehr alleine waren. Vale n tier hatte uns entdeckt und war wütend .
„Herzog! Zum Teufel noch einmal … was wird hier gespielt?“, krächzte er aufgebracht und mit einer Mordlust in den Augen, die mich erschütterte.
„Valentier“, rief Rabenhof betont ruhig und mit einer Coolness, die ich nie aufgebracht hätte. Selbst war ich zu keinem Wort fähig und stand wie ne ben mir und dachte mir nur, dass ich, abgesehen von den schlechten Rahmenbedingungen, noch nie etwas so Wunderb a res erlebt hatte. Während ich also noch in Flammen stand, hatte der werte Herzog sich bereits wieder unangenehm schnell u n ter Kontrolle . Ohne ein weiteres Wort zu sprechen, schob er mich zur Seite und ging mit Valentier aus dem Zimmer . Nicht ohne mir vorher noch mit se i nem Zeigefinger zu deuten , dass ich genau hier zu warten h ä tte. In meiner erotische n G e fühlsauflösung hätte ich wohl alles getan , was der werte Burgherr mit seinem Finger so g e deutet hä t te. Ja, ich war trun ken und nachhaltig erhitzt ... so sehr, dass ich am liebsten nach einem kü h len Bad geschrien hätte.
Erst als ich allein war, wurde mir bewusst, was für ein verwirrtes Bündel aus Emotionen ich mittlerweile war und
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