Zeitreise ins Leben (German Edition)
dann der Singsang abrupt abbrach und in einen gurgelnden Laut überging, hatte ich erstmals das Bedürfnis aufzuspringen und von hier zu verschwinden. Ich steigerte mich in meine Angst und hatte das massive Bedürfnis zu rennen und nie wieder stehen zu bleiben. Doch da öffnete Rosa ihre Augen und richtete ihre ganze, beeindruckende Au f merksamkeit auf mich.
„Liebe Elisabeth! Ich hätte wirklich nicht geglaubt, so etwas in diesem Jahr noch erleben zu dürfen . Wunderbar, wirklich wunderbar “, meinte sie enthusiastisch und ich wunderte mich nur, warum sie so viel über sich sprach , wo es doch a n geblich um mich ging.
„Ja, natürlich! Du hast s chon Recht “, lächelte sie und ergriff liebevoll meine Hand „Hier geht es sicher nicht um mich, sondern ganz alleine um dich!“ D amit hatte sie auf etwas g e antwortet, das ich nicht einmal ausgesprochen hatte.
„Ich sehe in dir eine große Chance zur Veränderung! Eine Veränderung, die nur ganz w e nigen Menschen beschieden ist. Es ist zwar nicht unbedingt ein leichter Weg, doch deine u n gewöh n liche Stärke wird dir helfen.“ Das beklemmende Gefühl blieb , obwohl ich nicht sagen konnte, durch welche Aussage genau es entstanden war. Bis jetzt hatte Rosa nur g e sungen und nichts Böses gesagt. Warum also fühlte ich mich so kribb e lig?
„Ich werde dir am Ende unserer Sitzung einen Weg ze i gen, der sehr ungewöhnlich ist “, flüsterte sie und wackelte dabei mit ihren Fingern, während sie sich leicht über die Nase strich. G e nau die veränderte gleich darauf ihre Form, wurde länger und länger und schien mir frech entgegen zu schreien, dass sie hier fantastischer Beweis für Unwahrheit war. Mein Herz klopfte wild, doch ich versuchte, ebenso wie zuvor bei Rosas Pupillen, diese Tä u schung wegzubli n zeln und nicht hysterisch zu werden.
Die Lügennase von Pinocchio ... dröhnte es rau in me i nem Kopf, während ich wie verrückt weiter blinzelte. I r gendwann war ihre Nase wieder vollkommen normal und nichts mehr zu sehen von seltsamen Auswüchsen. Trotzdem fegte deutlich mehr Adr e nalin durch mein Blut und bei allen guten Vorsätzen, durchzuhalten oder Haltung zu wahren ... inzw i schen hatte ich wirklich Angst und war so verspannt, dass ich mit ersten Muskelkräm p fen rechnete. So freundlich und attraktiv diese Frau zuerst gewesen sein mochte, nun war sie mir einfach nicht g e heuer. Das Ungeheuer ist mir heuer wohl nicht ganz geheuer … ging es mir dämlich durch den Kopf und ich fragte mich ernsthaft, ob mein Hirn bereits gelitten hatte . Rosa schien von meinem kleinen Wahnsinn nichts zu bemerken oder stand einfach über den Di n gen, denn sie war mit ganzer Intensität in ein Pro b lem versenkt, das ich nicht einmal sehen konnte.
„Vorerst ...“, meinte sie schließlich leise und blickte mir in die Augen „… schlage ich vor, die Karten zu befragen.“ Und d a mit stellte sie ein violettes, mittelgroßes Bündel in die Mitte des Tisches, knöpfte es auf und machte dazu eine so gut gelaunte Miene, als hätte sie ein teures, wunde r schönes Geschenk für mich. Aus dem Bündel nahm sie Karten, die ich nicht kannte, die aber eindeutig nichts mit Crowley-Tarot oder Rider-Wate zu tun hatten. Rosa ste i gerte sich in eine Trance , hatte die Augen fest geschlossen und führte ihre Handlungen b e dächtiger und viel ruhiger aus . Mein Puls hatte sich in der Zwischenzeit auch ein wenig ber u higt. Zudem fühlte ich mich hal b wegs klar und hatte keine unheimlichen Fantasien mehr von verschobenen Körperteilen oder Re p tilienaugen.
„Nun, Elisabeth, sage mir in deinen Worten, worum es dir geht ! “
„Ich ... äh , komisch ... weiß jetzt gar nicht mehr ...“, sto t terte ich und ärgerte mich, dass ich den Faden verloren hatte. Grund da für war sicher meine Aufregung, aber auch die D i rektheit und Bestimmtheit Rosas . Irgendwie hatte sie alleine mit der Frage all meine Überl e gungen von Jobwechsel, Internetpartnersuche, Ausbildung, what ever ... als nichtig geoutet. E ine wirkliche Änderung war durch diese Überlegungen nicht möglich . Außerdem hatte ich sowieso das Gefühl, dass R o sa bereits mehr über mich wusste, als ich selber.
„Elisabeth, keine Angst! Diese Konfusion ist ganz
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