Zeitreise ins Leben (German Edition)
, um die ständig drohende Ohnmacht zu verhindern. Mit einem bewusstlosen Mann im Würg e griff war eine Geiselnahme wohl kaum durchzustehen. Außerd em war es langsam an der Zeit, konkr e te Schritte zu setzen und endlich weiter zu kommen. Zuerst ließ ich mir die Namen der Männer geben, um die Angelegenheit persönlicher zu machen, danach gab ich erste Anwe i sungen für den Aufbruch.
„Hermann, du gehst vor und verscheuchst jeden Soldaten, der unseren Weg kreuzt. Schick sie fort, sag ihnen, dass der König sie sprechen möchte oder lass dir etwas B esseres einfa l len. Und unterstehe dich, sie zu warnen! Und du, Frankof, wirst dem Gefangenen beim Gehen helfen! No t falls wirst du ihn tragen, kapiert?“ Friedrich versuchte sich zu bewegen und etwas zu sagen, e r stickte aber beinahe an seinem eigenen Speichel und hing gleich wieder defensiv in meinem Arm. Zum Glück war er hilflos, denn mit meinem kleinen Messer hätte ich unter normalen Umständen keine Chance gehabt, gegen einen kräftigen Mann, wie ihn.
Es könnte klappen ... dachte ich. Es ist vollkommen bescheuert, aber es könnte klappen! Wenn alle Beteiligten funktionierten, hatten wir eine Chance. Der einzige Zufluchtsort, der mir für später einfiel, war das Kloster St. Nimmerlein , d och das danach war jetzt nicht so wichtig! Viel wichtiger war es, sich mit ganzer Kraft auf jeden einzelnen Schritt zu konzentri e ren, als gäbe es kein mo r gen. Frankof stütze Raimund, der stöhnend sein Bestes gab, um vorwärts zu kommen. Knapp vor den beiden ging Hermann und nahm seine Rolle als Späher wahr. Dann kam auch schon ich mit dem König. Der ließ sich zwar nur schwer vorwärts b e wegen, bekämpfte mich aber nicht, weil er versuchte Luft zu beko m men. Trotzdem waren wir ein lahmer Haufen und boten einen en t sprechend erbärmlichen Anblick. Es war zum Haare raufen, oder eher zum Lachen, aber genau das konnte ich mir nicht leisten. Ich musste we i terhin die Rolle der Furie spielen, die Kontrolle wahren und alles koord i nieren. Ohne diese Art von Irrsinn wäre ich wohl keine zwei Meter weit gekommen. Das Einz i ge, das ich dafür zu tun hatte, war meine Wut zu schüren und das war beim Anblick von Raimunds R ü cken nicht sonderlich schwer. Der glich einer einzigen, verheerend roten Katastrophe. Frie d rich hatte wahrlich ganze Arbeit geleistet und diesen Mann drei Wochen lang nur geschunden. Wild zerrte ich am König und ließ Hermann und Frankof nicht aus den Augen . Mittle r weile meinte ich bereits aus minde s tens drei Personen gleichzeitig zu bestehen. Ich sah alles, registrierte jede Gefühlsschwankung , hatte den König fest im Griff und behielt so insgesamt den leben s notwendigen Übe r blick.
Schritt für Schritt handelten wir uns aus dem Kerker bereich und schlichen vorsichtig we i ter. Das dunkle Gewölbe erschien endlos, das Vorankommen war zäh und Nerven aufreibend. Als Hermann dann sogar stehen blieb, wollte ich bereits losbrüllen oder ihm eins überbr a ten , a ber der hilfreiche Kerl hatte nichts Böses im Sinn. Listig deutete er auf die Tür vor uns und zeigte mir, dass wir beim Geheimgang angelangt waren. Vorsichtig öffnete er die Türe und wir traten alle der Reihe nach in den Geheimgang. Zuerst ließ ich Hermann ein Stück schneller v o rangehen, um eine Falle aus zu schließen , dann kam Frankof mit Raimund und danach ich mit dem K ö nig. Frankof stöhnte inzwischen unter der Last Raimunds und mir ging es mit Friedrich nicht viel besser. Er stampfte zwar brav mit, aber der Kerl war schwer und meine Muskeln krampften schon die längste Zeit . Außerdem fühlte ich mich wie unter Drogenei n fluss, hatte dem König in meiner Aufregung bereits ein paar Schnitte am Hals verpasst und mir selbst meine Nägel blutig gerissen , so fest umklammerte ich das Messer. Trot z dem kamen wir voran u nd nach ein paar hundert Metern wusste ich, dass Hermann die Wahrheit gesagt hatte. Es war kein Hinterhalt und der helle Lichtpunkt am Ende des Ganges tatsächlich der Weg in die Freiheit. Natürlich atmete ich auf, doch anmerken konnte ich mir davon nichts lassen.
„Egal was uns da draußen erwartet. Ihr wisst, dass Euer König nur eine Chance hat: Ihr müsst alles tun, um uns weit erhin die Flucht zu ermöglichen “, kreischte ich und die beiden nickten mechanisch, während seine Majestät einen ärgerlichen Gurgellaut von sich gab.
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