Zeitreise ins Leben (German Edition)
nes Kind, d em man das Spielzeug weggenommen hatte und kurz davor war zu explodieren . E n t schlossen zückte er eine Peitsche , die an der Wand hing und ging mit grimmigem Gesicht zu seinem Gefangenen. Dort flü s terte er ihm etwas ins Ohr und ich konnte an seinem Gesicht sehen , wie bösartig seine Worte waren. Als er dann noch mit seiner Zunge über Raimunds Ohr fuhr und mich dabei provokant anblickte, hätte ich ihm am liebsten meine Nägel ins G e sicht geschlagen. Noch nie in meinem Leben hatte ich solch blinden Hass empfunden oder derartigen Ekel verspürt. Nach Luft ringend stand ich da und kämpfte gegen das pechschwa r ze G e fühl der Mordlust. Doch genau das schien dem edlen Herrn wiederum zu gefallen. Mit einem gemeinen A u genzwinkern fuhr er mit dem Stiel der Peitsche langsam über Raimunds Hals und seinen starken Brustkorb entlang . Es war eine weitere Provokation mit kranker, er o tischer Note und obgleich ich wusste, dass er mit uns spielte, musste ich dem Verlauf der Pei t sche wie gebannt folgen. Die Peitsche streichelte zärtlich Raimunds Haut, reizte sanft und konnte doch jeden Moment bluti gen Schmerz verursachen. Friedrich war offensichtlich pe r vers und allem A n schein nach besessen von Raimund Rabenhof. Anders war das alles hier nicht zu erklären. D urch sein primitives Spiel mit dem Peitschenstiel lenkte er meine Au f merksa m keit zu einem ganz bestimmten Punkt auf Raimunds Brustmuskel. Die Wunde dort glich einem Zeichen und war mit Sicherheit schnell und tief geschnitten worden. Wunde r schöne Haut verunstaltet mit einem Buchstaben so groß wie ein Handrücken. Es war ein F und Raimund mit diesem Zeichen g e brandmarkt wie ein Stück Vieh.
Was ... für ein ... Scheusal ... dachte ich und bemerkte, dass selbst meine Gedanken stoc k ten. Schief geschnitten und Blut verkrustet lag das Zeichen genau über Raimunds He r zen und war Zeugnis einer abartigen Liebeserklärung. Friedrich fuhr mit seiner Peitsche liebevoll über das Zeichen hinweg und wirkte dabei regelrecht entrückt . Genau das war dann aber der Auslöser für diesen kleinen, unsichtbaren Hebel, der sich plötzlich in meinem Kopf u m legte und schlagartig alles veränderte. Es machte deutlich klick in meinem Gehirn und d a nach nur noch leise tick, tick, tick. Meine ureigenste Bombe war aktiviert worden und die Wandlung zu r Furie vorprogrammiert . Ich genoss dieses neue Gefühl und bemerkte, dass auch ich einen ganz gehörigen Wahnsinn in mir ha t te.
Friedrich ahnte von meiner Veränderung nichts, war vollkommen gefangen von seiner O b session zu quälen und zu demütigen. Er hielt sich nicht lange auf mit erotischen Nichtigke i ten, öffnete schon bald seine Peitsche und ließ sie mit ganzer Kraft in Rabenhofs Seite schna l zen. Der zuckte kaum zusammen, gab keinen Ton von sich. Seine Haut blutete nicht gleich, stand wie unter Schock . Dafür schoss danach umso mehr Blut aus der Wunde , lief in hellr o ten Bächen über Raimunds Seite und schürte in mir den Wahnsinn , denn ich seit dem E r kennen von Friedrichs Zeichen in mir spürte . Wütend wollte ich mich zur Seite drehen, um das Schauspiel nicht verfolgen zu müssen, doch genau das ließ der König nicht zu. Er wollte Drama und Leidenschaft , packte mich am Arm und zwang mich, jedes Detail seiner grandi o sen Aufführung an zu sehen. Hasserfüllt stolperte ich vorwärts , wurde an Friedrichs Körper gepresst und mit seiner rechten Hand festgehalten. Er selbst schien kein Problem damit zu haben, Raimund – im wahrsten Sinne des Wortes – mit Links auspeitschen zu wollen. Doch genau diese Überheblichkeit wurde ihm zum Verhängnis ! E r hielt mich nicht mehr so fest und konzentrierte sich auf den nächsten Schlag . Noch bevor er richtig ausholte, hatte ich bereits meine Hand zur Faust geballt. Ich achtete darauf den Da u men nicht zu umschließen und verstärkte meinen Druck bewusst auf beide Beine. Dann ging ich leicht in die Knie und konzentrierte mich auf meine Mitte, um den Fausthieb nicht nur mit der Kraft meiner Hand, sondern mit der Stärke meines Körpers ausz u führen. Nur so hatte ich eine Chance gegen einen kräftigen Mann wie Friedrich. Absolut konzentriert holte ich aus, zielte und zog mit vo l ler Wucht durch. Töten wollte ich ihn nicht, doch mit all meiner Kraft und meinem Denken wollte ich, dass er nicht noch einmal auf Rabenhof einschlagen konnte . Nicht noch einmal! Der Winkel stimmte,
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