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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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verdrehte Welt! Ich stand unter Schock und blickte ständig zwischen meiner Hand, Raimund und dem lädierten Hals des Königs hin und her. Die Schnitte an Friedrichs Hals waren nicht sehr tief, aber zah l reich. Er war immer noch ohne Bewusstsein und seine Atmung hol p rig, aber gleichmäßig.
                  Raimund legte das Messer zur Seite und wischte über meine verletzte Handinnenfläche. Ich benahm mich seltsam, erlebte alles wie durch einen dicken Nebel aus Watte und ahnte, dass mich diese Verrücktheit mehr Substanz gekostet hatte, als ich zurzeit verkraften konnte. Raimund konnte sehen, dass ich noch Zeit brauchte , ließ mich sitzen und packte stattdessen den König unter den Schultern . Wild schnaufend und mit eine m Ingrimm, der unmenschlich erschien, schaffte er es ihn an de n nächstbesten Baumst amm zu lehnen und zu binden. D a bei war Raimund schwer verletzt und über Wochen ausgehungert worden! E s kostete ihm sicher das letzte bisschen Kraft, das noch in ihm schlummerte . E r ließ es sich dennoch nicht nehmen, ihn so fest zu verzurren, dass Friedrich selbst im bewusstlosen Zustand jammerte . Ein Knebel wäre sein Todesurteil gewesen und Raimund kämpfte sichtlich mit der Entsche i dung, dieses nicht zu vollstrecken . Sein Hass auf diesen Mann war verständlich, seine En t scheidung vom Knebel abzusehen dafür umso bewundernswerter. Es zeigte Größe und innere Stärke, selbst wenn diese Handlun g unsere Flucht frühzeitig verraten könnte .
                  Raimund kam zu mir zurück, weil ich weiterhin verwirrt am Boden hockte und einen zwe i ten, imaginären König zu umklammern schien. Er überlegte nicht lange, zog mich in se i ne Arme und drückt mich so fest an sich, dass er vor Schmerzen zusamme n zuckte. Und genau das war die Initialzündung , um endlich zu erwachen. Seine Umarmung, seine Wärme, sein Schmerz waren so real , dass ich schlagartig klar wurde .
     
     

6 . Kapitel
     
     
     
    Wir ritten zügig voran, obwohl ich darauf achten musste, dass Raimund nicht vom Pferd fiel. Er war viel zu schwach für einen halsbrecherischen Ritt und hatte seine Hände so stark mit den Zügeln umwickelt, dass ich meinte, sie würden ihm irgendwann schwarz und geschwo l len abfallen. Es dauerte eine Weile, bis ich das ganze Ausmaß unserer Flucht begreifen kon n te, oder die Tatsache, dass die größte Gefahr tatsächlich hinter uns lag. Die drei Gefangenen befanden sich gut versteckt und verschnürt im Wald, blieben vielleicht noch Stunden unb e merkt. Mit Verfolgern war nicht so rasch zu rechnen und unseren Vorsprung gut. G alt es nur noch so rasch als möglich den einzigen Zufluchtsort zu erreichen, den ich kannte: das Klos ter von St. Nimmerlein. Den Weg dorthin wusste ich jedoch nicht, kannte lediglich die Himmel s richtung . Aber ich hoffte auf wache Momente von Raimund und auf  seine Anweisungen . Durch unser schnelles Tempo hatten wir Zeit gewonnen, aber irgendwann war trotzdem mit einem Suchtrupp des Königs und ein paar Hunden zu rechnen. So lenkte ich die beiden Pfe r de in ein nahe gelegenes Bachbett, platzierte ein paar Fetzen meiner Kleidung in der falschen Ric h tung und folgte eine Zeit lang dem Wasserlauf. Raimund jedoch hielt sich nur mit letzter Kraft auf dem Pferd und fieberte mittlerweile so hoch, dass sein Körper regelrecht glühte. Phase n weise fantasierte er so stark, dass ich jedes Mal erschrocken zusammenfuhr, wenn er plöt z lich laut das Wort ergriff.
                  Zum Glück hatte sich tatsächlich niemand um meinen Hengst gekümmert, denn selbst der kleine Beutel von Gertrude hing noch am Sattelgurt und lieferte den Umhang von Ger t rude, den ich nun vorsichtig um Raimunds zitternden Körper wickelte. Er stöhnte leise und ve r suchte in seltsam rollenden Bewegungen seine Augen zu öffnen. Schnell lockerte ich die Hal f te rschlinge um seine Hände , damit eine bessere Blutversorgung möglich war. Danach ve r suchte ich ihm etwas Wasser vom Bach einzuflößen , konnte aber nicht erkennen, ob er wir k lich etwas davon schluck te . Sein Zustand war apathisch, seine Bewegungen unko n trolliert. Ich versuchte es dennoch immer wieder, ehe ich selbst meinen Durst stillte. Wir ha t ten nicht viel Zeit, aber ich genoss das klare Wasser und wusch mir ausgiebig das Gesicht und meine Hände. Ich schrubbte wie eine Verrückte und schien alle Erinnerungen an Frie d rich und die letzten Stunden damit abw a schen zu wollen. Mein Blick fiel

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