Zeitreise ins Leben (German Edition)
geht nicht! Wir nehmen hier keine Fremden auf. Selbst wenn Ihr so weitermacht, wird Euch das nichts nützen!“ Seine kleinen Knopfaugen funkelten böse , seine Augenbrauen waren schief nach unten gezogen und ich wusste, dass ich so nicht weiterkommen würde.
„Wa rtet bitte ... nur einen Moment “, schrie ich und hantierte hektisch unter meinem Hemd herum. Die Bibel konnte unsere Rettung sein ! Schnell löste ich sie aus der Verschnürung und reichte sie ihm zur Türklappe hin.
„Bitte gebt das Bruder Bonifazius und sagt ihm, dass wir seine Hilfe brauchen. Unser L e ben hängt davon ab “, flehte ich und obwohl der Kno pfaugentyp skeptisch wirkte, stierte er doch ziemlich neugierig auf die Bibel. Bücher waren unbezahlbare Schätze und das war unser Glück, denn mit nur zwei Fingern schnappte er sich das Buch und zog es durch die L u ke. Danach knallte er die Verriegelung wieder zu und verschwand . Es war zum Verzweifeln und meine Tränen nun nicht länger aufzuhalten. Vielleicht war nun doch noch alles verloren! Der Kerl brauchte nur nie wieder zu kommen, dann wären Raimund und ich total am Ende . Ke i nen einzigen Tag würden wir länger durchhalten!
Die Zeit verging und es geschah nichts hi n ter diesen vermaledeiten Mauern. Dabe i konnte ich kaum mehr sitzen, nichts mehr denken. Raimund verlor inzwischen das letzte bisschen Gleichgewicht, rutschte, wie in Zeitlupe, vom Pferd und schlug mit einem dumpfen Stöhnen auf den harten Grund. Doch ich konnte ihm nicht helfen, hockte wie betäubt am Boden und dachte mir ein „Auch schon egal!“. Als die Türklappe dann erneut geöffnet wurde, rechnete i ch mit harschen Beschimpfungen und Prügel, doch als ich aufblickte, sah ich in die warmen Augen von Bruder Boni fazius . Endlich, dem Himmel sei Dank ... dachte ich und begann hyst e risch zu l a chen.
„Elisabeth “, rief er entsetzt. „Ihr seid es wirklich! Mein Gott, was ist Euch nur passiert?“ Er klang ehrlich bestürzt und zögerte auch nicht länger das Tor zu öffnen. „Uns wurde gesagt, dass Ihr tot seid ... alle beide.“ Das Klacken des schweren Riegels war Musik in meinen O h ren, Bonifazius Schritte ein Segen. A ls er aufgeregt und mit riesengroßen Augen zu mir he r über eilte, ging mein hyster i sches Lachen in schluchzendes Heulen über. Zuerst kniete er sich zu mir und sah mir fest in die Augen , lugte aber auch nach hinte n zu Raimund .
„ Für Erkl ärungen haben wir später Zeit! Ich sehe der Herzog braucht dringend meine Hilfe. Bitte, Elisabeth, nehmt die Pferde und ich kümmere mich inzwischen um ihn.“ Es waren le i se, aber eindringliche Worte und sie vertrieben meine Lethargie. Die Rettung war da und B o nif a zius für mich wie ein dicker Engel im Mönchsgewand. Galt es lediglich noch etwas weiter zu fun k tionieren und die Kraft für ein paar Schritte vorwärts zu sammeln. Ächzend kam ich in die Höhe, schnappte ein paar Mal nach den Zügeln, ehe ich sie erwischen konnte und hielt mich daran fes t . Bonifazius beugte sich inzwischen über Raimund, fühlte seinen Puls und zog sein linkes Augenlid vorsichtig in die Höhe. Sein Kopfschütteln war beunruhigend und als er Raimunds Umhang zur Seite schob und die verheerenden Wunden erblickte, fluc h te er so laut, dass ich vor Schreck zusammenzuckte. Eisern hielt ich mich an den Zügeln fest, um nicht wieder zu Boden zu fallen und Bonifazius weiterhin beobachten zu können. Der leistete inzwischen Schwerstarbeit, hievte den großen, schweren Mann auf seine Schultern und fluc h te wegen dem Gewicht gleich noch einmal so laut . Aber er gab nicht auf, stapfte los und b e kam einen ziemlich roten Kopf dabei . Mit Augen so groß wie Äpfel sah er mich an. Warum er Raimund nicht aufs Pferd schob, verstand ich nicht, doch der dicke Mönch war einfach nicht mehr zu halten. Einmal in Gang gebracht, lief er regelrecht weiter und immer weiter.
Im Inneren des Klosters wurde Raimund stillschweigend in ein Krankenzimmer gebracht, während Bon i fazius mir schon vorher eine Türe zu einem kleinen Zimmer öffnete. Ohne Worte ging ich hinein, ve r schloss die Türe und kippte wie tot vornüber auf die Pritsche.
Als ich erwachte, mussten mindestens zwölf Stunden vergangen sein. Langsam öffnete ich die Augen und sah Bruder Bonifazius mit einem Becher Wasser bei mir sitzen. Meine
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