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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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einmal mehr auf Raimund, der sich tapfer im Sattel hielt und weiter kämp f te , um nicht vom Pferd zu fallen . Ein Teil von mir zog sich schmerzhaft zusammen, weil er sich für mich und Ha n na aufgeopfert hatte und das in einem Ausmaß, dass ich mir wahrlich nicht ausgemalt hatte . Zärtlich strich ich ihm über die Wange und wünschte ihm mit all meiner Kraft Gesundheit und Glück. Wie gerne hätte ich ihn von all dem Übel befreit, seine Schmerzen einfach weggeküsst und ihn in die Arme g e schlossen, ... doch für la n ges Wunschdenken war keine Zeit. Wir mussten weiter und das so rasch als möglich !
     
    Das Kloster lag irgendwo zwischen Tsor und der Burg Rabenhof und soweit ich das abschä t zen konnte, eher im Norden des hiesigen Landstrichs. Die untergehende Sonne zu meiner Linken war somit beste Bestätigung für die korrekte Richtung. Rasch ver ließen wir das Bac h bett und bog en auf einen Weg ein, der in Richtung Norden zu führen schien. Im Dä m merlicht waren die Gegebenheiten nicht mehr so klar zu erkennen und das Vorwärtskommen b e schwerlich.
                  Die Nacht und die Kälte kam en überraschend schnell und ich war längst körpe r lich am Ende. Ein Rastplatz für die Nacht war im offenen Gelände undenkbar und so musste ich mich sputen, den angrenzenden Wald zu erreichen. Neben der körperlichen E r schöpfung, spielten inzwischen auch meine Nerven verrückt. Ständig kamen Tränen hoch und eine Portion Zwe i fel, ob ich es überhaupt schaffen könnte. Diese Flucht war närrisch, den richtigen Weg wus s te ich nicht und ständig meinte ich die zornentbrannten Augen des Königs im Nacken zu sp ü ren . Immer wieder blickte ich mich nach möglichen Verfolgern um und achtete wie besessen auf Ra i mund, der m anchmal bedenklich von rechts nach links schwankte. Nach allem was wir durchgemacht hatten, wollte ich ihn schließlich nicht noch am Wegesrand verlieren.
                  Wir erreichten den Wald erst, als es bereits stockdunkel war . Das Vorankommen war schrecklich umständlich, aber irgendwann bog ich vom Weg ab und schlug mich zu me i ner Rechten ins Unterholz . Mein Atem ging stoßweise , Blätter und Zweige klatschten mir ins G e sicht und zerkratzten meine Arme. Ich tauchte tiefer ein, hörte Geräusche von wilden Tieren. Mein Herz pochte schnel l, mein Körper zitterte. Ich konnte nur grau-schwarze Umrisse sehen, doch irgendwann fand ich e ine offenere Stelle, die als Rastplatz geeignet schien und vermu t lich von der Straße nicht zu sehen war. Die Gerä u sche der Nacht waren beunruhigend, das Unbekannte hinter der schwarzen Blätterwand schaurig. Aber ich biss die Zähne zusammen, band die Pferde fest und breitete das Kleid aus Gertrudes Beutel auf dem Waldboden aus, um nicht auf dem feuchten Untergrund liegen zu müssen. Anschließend versuchte ich Raimund vom Pferd zu ziehen und löste erneut die Zügel von seinen geschwollenen Händen. Sein Kö r per war jedoch viel zu schwer und bewusstlos wie er war, bekam er rasch Übergewicht und rutschte mir durch die Arme. Mit einem dumpfen Poltern schlug er auf den Boden und ich hatte alle Mühe das nervös tänzelnde Pferd davon abzuhalten, nicht auch noch auf seinen Kö r per zu trampeln. Raimund ächzte leise und rappelte sich fluchend hoch, indem er meine Hand ergriff. Gemeinsam schafften wir es, ihn auf die Beine zu stellen und halbwegs aufrecht zu ha l ten. Seine Augen glänzten im Fieber, zeigten aber keinen Ärger über den Absturz . Sein Atem ging flach und er war sichtlich bemüht, nicht in Ohnmacht zu fallen . Er probierte sogar ein Lächeln und dieser Versuch entschädigte mich für alles, was ich in den letzten Stunden durchgemacht hatte. Hauptsache er war am Leben, hier bei mir und weit, weit weg von Frie d rich! Ich musste es erst gar nicht laut sagen, denn ich konnte sehen, dass er von meinen G e fühlen wusste . Wir sprachen kein Wort, hielten uns in den Armen und waren uns in di e sem Moment näher als je zuvor. Leise seufzend senkte ich den Blick, nahm seine Hände und zog ihn hinunter zum Waldboden auf das Kleid. Wir mussten schlafen – wenigstens für ein paar Stunden. Raimund war sowieso so erschöpft, dass er augenblicklich einschlief. Ich musste nur noch seinen Umhang zurecht ziehen, damit ich auch ein wenig als Decke davon verwe n den konnte. Im Schlaf schlang er dann wie selbstverständlich seinen Arm um mich und drückte mich an seine Seite. Es war eine unbewusste Geste, doch sie

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