Zeitreisende sterben nie
dass sein Sohn ihn noch einmal besuchte.
Der Konverter war in seinem Schlafzimmer. Er lag auf dem Beistelltisch, auf dem er ihn zurückgelassen hatte, als er eine Stunde zuvor in aller Eile das Haus verlassen hatte. Der letzte Konverter.
Und dann kam ihm etwas in den Sinn, das ihm sämtliche Haare zu Berge stehen ließ. Wenn man in der Zeit reisen konnte, waren den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Dennoch neigte er immer noch dazu, gestern als etwas zu empfinden, was nur in der Erinnerung fortdauerte.
Aber Shel war gestern noch am Leben. So sicher wie sein Vater. So sicher wie Nero, irgendwo, irgendwann, aus seiner Kutsche fiel.
Alles währt ewig.
Er konnte zurückspringen und ihn warnen.
Die Lokalnachrichten fingen an. Mehr schlechtes Wetter. Eine Frau war in Brandywine von zwei maskierten Kindern überfallen worden. Die Identität des Opfers, das in der vergangenen Nacht durch einen Blitzschlag ums Leben gekommen war, wurde bestätigt. Den zahnärztlichen Unterlagen zufolge war das Opfer Adrian Shelborne, zweiunddreißig, Sohn des angesehenen einheimischen Physikers, der vor beinahe einem Jahr unter mysteriösen Umständen verschwunden war.
Er fuhr noch einmal zu Shels Haus und parkte etwas weiter unten an der Straße. Das Absperrband war noch da, aber die Brandermittler und Polizisten waren fort. Er klemmte sich seinen Konverter an den Gürtel. Ein paar Leute hielten sich in der Nähe der Absperrung auf, achteten aber nicht auf ihn.
Erstellte das Gerät auf 11:00PM ein, atmete tief durch und drückte, erfüllt von einem Widerstreben, das er nie zuvor empfunden hatte, auf den Knopf.
Im strömenden Regen kam er an. Blitze zuckten über den Himmel. Aber im Haus brannte Licht. Im Erdgeschoss.
Er huschte unter den Mauervorsprung über einem Laden, der ihm wenigstens etwas Schutz vor dem Regen bot.
Ein Van fuhr langsam vorbei und bog an der Kreuzung rechts ab.
Die Vorhänge in Shels Haus waren zugezogen. Die Garage stand offen, so wie zu dem Zeitpunkt, zu dem er hergekommen war, um sich die Folgen des Feuers anzusehen.
Er stand da, starrte das Haus an und versuchte, sich zu einem Entschluss durchzuringen. Er konnte Shel retten, aber er wusste, dass er es nicht getan hatte. Er wusste, dass er nicht hineingegangen war und ihm nicht erzählt hatte, was passieren würde. Aber bedeutete das auch tatsächlich, dass er es nicht tun konnte?
Wenn er Shel zurückholte, wie sollten sie das erklären? Er war jetzt definitiv und hoffnungslos tot. Identifiziert anhand zahnärztlicher Unterlagen.
Die Experimente hatten ihn eingeschüchtert. Wenn man nur plante, ein Buch aus einer Aktentasche zu nehmen, geschahen schon schlimme Dinge.
Der Mauervorsprung bot nicht viel Schutz. Ein weiteres Fahrzeug fuhr vorüber. In einem Haus auf der anderen Straßenseite wurde die Tür geöffnet, und er hörte Stimmen.
»Bis dann, Baby.«
»Bis morgen, Lenny.«
Es dauerte noch ein, zwei Minuten, dann tauchte ein Mann mit einem Regenschirm auf. Er ging in Davids Richtung, blieb dann stehen und stieg in ein Auto. Die Scheinwerfer flammten auf, er setzte auf die Straße zurück, drehte das Steuer in die andere Richtung und fuhr davon. Wasser spritzte unter den Reifen hervor.
Dave starrte die erleuchteten Erdgeschossfenster an. Er hatte keine Eile. Er musste sich nicht sofort entscheiden. Es gab keinen Grund, sich keine Zeit zu lassen, um noch einmal genau über alles nachzudenken. Er konnte herkommen, wann immer er wollte.
Er kaufte einige Bücher, die sich mit der Zeit befassten. Die Zeit in der Flasche von Edgar Mathews und Alle Zeit der Welt von Rice Bakar. Beiden konnte er nicht viel Sinn abringen. Was er brauchte, war Zeitreisen für Dummies.
Aber beide Bücher deuteten an, dass, wann immer mehrere Möglichkeiten existieren, das Universum sich teilt und alle Möglichkeiten eintreten. Also konnte es eigentlich kein wirkliches Paradoxon geben. Keine Schleife. Sollte er Shel retten, würde er einfach ein neues Universum schaffen, in dem Shel das Feuer überlebt hatte. Mehr war da nicht dran.
Oder der Versuch, einen Freund zu retten, führte zum Herzinfarkt. Aber wer konnte so etwas glauben?
Was er wirklich gern getan hätte, war, zurückzureisen und Michael Shelborne danach zu fragen. Aber das konnte er nicht, ohne ihm zu erzählen, was passiert war. Und er brachte es nicht über sich, das zu tun. Zumindest noch nicht.
Vielleicht später, wenn sein eigenes Gefühlsleben zur Ruhe gekommen war.
Am Ende tat er gar
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