Zeitreisende sterben nie
möglich war. Shel konnte nicht tot sein.
Wieder klingelte das Telefon. »Dave, ich habe es gerade gehört. « Katie. »Es tut mir so leid, Dave. Er war ein netter Kerl.«
»Ja.«
»Bist du in Ordnung?« Kurzes Schweigen. »Ich schätze, das war eine dumme Frage.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er.
Er stand immer noch unter Schock, als er in seinen Wagen stieg und zu Shels Haus fuhr. Das alles würde sich als schrecklicher Irrtum entpuppen. Alles andere war ausgeschlossen.
Als er eintraf, war das Haus eine rauchende Ruine. Wände und Dach waren eingestürzt. Die Garage neben dem Haus war rußgeschwärzt, stand aber noch. Shels Toyota schien nichts passiert zu sein. Der Musikalienhandel nebenan war geringfügig in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Apotheke auf der anderen Seite schien gänzlich davongekommen zu sein. Ein Streifenwagen und ein schwarzes Fahrzeug mit der Aufschrift CITY OF
PHILADELPHIA standen am Bordstein. Gelbes Absperrband versperrte den Zutritt. Zwei Feuerwehrleute standen auf einer Seite der Ruine. Halb unter rußgeschwärztem Schutt begraben konnte er eine Ecke des Sofas erkennen.
Und die Überreste des Sofatischs. Und den Rahmen von Shels Schreibtisch. In dem er die Konverter aufbewahrt hatte. Die den Brand bestimmt nicht überstanden hatten.
Einige Neugierige hatten sich auf der anderen Straßenseite versammelt.
Dave hielt an und stieg aus. Eine Polizistin kam auf ihn zu. »Sie müssen weiterfahren, Sir«, sagte er.
»Ich bin ein Freund des Eigentümers.«
»Das tut mir leid. Aber hier können Sie nichts tun, und Sie blockieren die Straße.«
»In der Zeitung steht, Dr. Shelborne sei tot in seinem Bett gefunden worden.«
»Ich glaube, so ist es.«
»Ist sicher, dass er der Tote ist?«
Die Frau war groß, ungefähr dreißig, und ihr Blick wanderte ständig zwischen ihm und seinem Wagen hin und her.
»Die Leiche war ziemlich schlimm verbrannt. Ich glaube nicht, dass man jetzt schon eine ordentliche Identifizierung
hat durchführen können. Aber soweit ich weiß, ist es ziemlich sicher. Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
Sie notierte seinen Namen, fügte die Kontaktinformationen hinzu und hielt fest, in welcher Beziehung er zu dem Toten gestanden hatte. Dann schlug sie ihm vor, sich am folgenden Tag telefonisch nach weiteren Informationen zu erkundigen.
Er fuhr ein paar Blocks weiter und zurück an die Bordsteinkante. Dort zögerte er kurz, ehe er sein Mobiltelefon zur Hand nahm und Helens Nummer wählte.
Eine junge Frau nahm den Hörer ab. »Büro Dr. Suchenko. Was kann ich für Sie tun?«
»Hier spricht David Dryden, Ma'am. Ist Dr. Suchenko zu sprechen?«
»Es tut mir leid, Mr Dryden. Sie hat gerade einen Patienten.«
»Sagen Sie ihr bitte, sie möchte mich anrufen? Es ist wichtig. Es wäre wirklich nett, wenn sie mich sobald wie möglich zurückruft.«
» Handelt es sich um einen medizinischen Notfall, Mr Dryden ?«
»Nein.«
»In Ordnung. Ich werde es ausrichten.«
Er war wieder zu Hause in seinem Wohnzimmer, als Helen sich meldete. » Was ist denn los, Dave ?«
»Sitzt du?«
»Dave, ich habe furchtbar viel zu tun.«
»Shel ist tot.«
»Was?«
»Der Blitz hat letzte Nacht bei ihm eingeschlagen. Sein Haus ist niedergebrannt.«
»Nein. Das ist nicht...«
»Er war im Bett. Sie haben ihn noch nicht eindeutig identifiziert, aber...«
» Wo bist du jetzt, Dave ?«
»Zu Hause. Ich war dort. Von dem Haus ist kaum noch etwas übrig.«
»Mein Gott.«
»Es tut mir leid.«
Keine Antwort.
»Bist du okay?«
»Ja, es geht mir gut«, sagte sie mit angespannter Stimme.
»Helen, wenn ich irgendetwas für dich tun kann ...«
»Ich weiß, Dave. Danke.«
Er schaltete den Fernseher an und ließ ihn laufen. Eine Gameshow. Er sah sich keine Gameshows an. Eigentlich sah er sich außer Nachrichtensendungen so oder so kaum etwas an. Abgesehen von den Spielen der Phillies und der Eagles.
Aber im Moment brauchte er die Stimmen im Haus.
Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden?
Er schloss die Augen. Wollte alles davonwünschen. Versuchte, sich einzureden, es sei ein Tag wie jeder andere.
Shel konnte jeden Moment anrufen, und ihre einzige Sorge wäre, wohin sie diese Woche springen sollten.
Wohin.
So viel zu Voltaire.
Er fragte sich, ob er zurück nach Italien reisen und Professor Shelborne informieren sollte. Das wäre vielleicht unnötig grausam, aber tat er es nicht, so würde Michael einfach so weiterleben und womöglich darauf warten,
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