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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wir hier liegen, wie es uns befohlen ward.
    Inschrift des Momumentes an den Thermopylen
    Dave suchte weiter. Er versuchte es mit Kitty Hawk, North Carolina, im Dezember 1903 und sah zu, wie die Gebrüder Wright ihre Flugmaschine in die Luft brachten. Bedauerlicherweise gab es dort keine Spur von Shel.
    Weder Orville noch Wilbur konnten sich erinnern, jemandem begegnet zu sein, der Ähnlichkeit mit Adrian Shelborne hatte. Dave dankte ihnen und entschuldigte sich völlig verschüchtert, ohne auch nur einen Versuch zu machen, sie in Geplauder zu verwickeln, wie Shel es stets getan hatte. Nun ja, sie waren beschäftigt. Aber das war nicht der Grund dafür, dass er es nicht versuchte. Es war einfach frustrierend. Da hatte er Cesare Borgia und seinen Schlägern die Stirn geboten und brachte gegenüber den ersten Piloten auf Erden kein Wort heraus.
    Bei der Suche nach Michael Shelborne hatte er gelernt, dass es besser war, nach einem Ereignis zu suchen als nach einer Person. Von dem Kometen von 1811 abgesehen, der ihm keine Hilfe wäre, hatte Dave zwei Ereignisse ausgegraben, die mitzuerleben ihn nicht gerade in Begeisterung versetzte.
    Leonidas und die Spartaner.
    Und Sokrates an seinem letzten Tag.
    Gott sei Dank hatte Shel kein Interesse am Little Big Horn gezeigt.
    Er fand ihn auf der Straße zu den Thermopylen. Es war ein zerklüftetes Land, nur Felsenklippen und Schluchten, hier und da ein paar vereinzelte Bäume und Gräser und massenweise kahler Boden.
    Shel sah gut aus. Viel besser, als Dave erwartet hatte. Er war braun gebrannt. Fit. Beinahe, als wäre er hier im Urlaub.
    »Shel«, sagte Dave. »Wie läuft es?«
    »Dave.« Seine Stimme klang freundlich, sachlich. Östlich von ihnen erkundeten bewaffnete Soldaten das Gelände.
    »Bist du es wirklich? Was machst du hier?«
    »Dich suchen.«
    »Warum?«
    »Ich wollte mich vergewissern, dass es dir gut geht. Wann kommst du nach Hause?«
    Er schüttelte den Kopf. Sah sich zu den Soldaten um. »Das sind die Thespier«, sagte er. »Sie werden mit den Spartanern ihr Leben lassen.«
    »Shel...«
    »Mir geht es gut, Dave. Aber ich gehe nicht mehr zurück.«
    »In Ordnung.«
    »Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen musst. Ich werde keine Dummheiten anstellen.« Der schöne Schein verblasste. Ein gehetzter Ausdruck trat in seine Augen.
    »Helen würde wollen, dass ich dich grüße.«
    »Ja«, sagte er. »Ich denke, das würde sie. Wie geht es ihr?«
    »Sie kommt klar.«
    »Hat sie wieder jemanden gefunden?«
    Dave musterte ihn einen endlosen Moment lang. »Es ist erst ein paar Tage her. Ich denke, sie braucht ein bisschen mehr Zeit.«
    »Du hast ihr nichts erzählt?«
    »Nein. Ich habe sie an dem Tag, an dem du da warst, mit nach Hause genommen. Als ich dachte, du wärest da.«
    »Oh.«
    »Ich wollte es dir überlassen, ihr alles zu erklären.«
    »Vergiss es einfach, Dave, okay? Vergiss es.«
    »Das wird nicht passieren, Shel. Du wirst nicht in diesem Grab landen. Das weißt du so gut wie ich.«
    »Ich weiß es nicht.« Er atmete tief durch. »Pass auf, lass uns einfach nicht darüber reden, ja? Ich weiß, du willst nur helfen, aber das Beste, was du für mich tun kannst, ist, mich in Ruhe zu lassen.«
    »Sie vermisst dich, Shel. Wenn du dich nicht durchringen kannst, zu ihr zurückzukommen, dann hast du sie nicht verdient.«
    Das trug ihm ein langes Schweigen ein. Der Wind rauschte. Soldaten kamen vorbei, marschierten weniger, als dass sie spazierten, und sahen zu ihnen herüber.
    »Ich versuche, mein Leben zu leben«, sagte Shel. »Weißt du, wie lange es für mich her ist, seit ich bei der Beerdigung war? Bei meiner Beerdigung? Zwei Jahre. Zwei Jahre, in denen ich damit zurechtkommen musste.
    Zwei Jahre, in denen ich mich gefragt habe, wie es dazu kommen kann. Ich weiß nicht mal so genau, ob ich zurück kann. Vielleicht gibt es wirklich so etwas wie ein Infarktprinzip. Wenn ich nach Philly zurückgehe, dein Philly, dann kann ich nicht sicher sein, dass ich nicht vom Blitz erschlagen werde. Und ich weiß, wie verrückt sich das alles anhört. Aber ...« Seine Stimme versagte.
    Unter den Thespiern brach Jubel aus. Neue Truppen waren aufgetaucht und strebten nun mit staubiger Rüstung zum Pass. Die Thespier wurden immer lauter, brüllten und schlugen mit Schwertern auf Schilde. Die Neuankömmlinge antworteten in gleicher Weise.
    »Das dürften die Spartaner sein«, sagte Shel.
    »Mag sein.« Dave kümmerte das wenig. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir

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