Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
und Möbel verblassten und wichen einer grünen Landschaft mit ausgedehnten Rasenflächen und Gaslaternen. Rasen und Laternen nahmen mehr und mehr Kontur an, und sie stolperte heraus aus der erlöschenden Aura. Er fing sie auf, als sie den Halt verlor.
    »Willkommen in Ambrose, Ohio«, sagte er. »Wir sind zurückgereist. In die Vergangenheit. Es ist 1905.« Sie gab ein sonderbares Murmeln von sich. »Teddy Roosevelt ist derzeit der Präsident der Vereinigten Staaten.«
    »Unmöglich«, sagte sie. Mit riesigen Augen starrte sie zum Himmel hinauf, dann zu einem Wäldchen hinüber, zu der nahen Stadt, zu einem Bahnhof und auf die Schotterstraße, auf der sie standen. »Das kann nicht sein.«
    Dave war schon einmal mit Shel hier gewesen, als Thomas Edison hätte vorbeikommen sollen, aber sie hatten nicht sorgfältig genug recherchiert, und er war nicht aufgetaucht. Es war eine nette kleine Stadt mit Alleebäumen und weißen Lattenzäunen. Bei den Männern waren Strohhüte groß in Mode, bei den Frauen leuchtend bunte Haarbänder, und die Gespräche beim Frisör drehten sich vorwiegend um den Kanal, der durch Panama getrieben werden sollte.
    Vögel sangen, und in der Ferne ertönte das klare Läuten von Kirchenglocken. Er half ihr über die Schienen zu einem Gemischtwarenladen, wo sie innehielten.
    Sie lehnte sich an ihn und versuchte, alles auszublenden.
    »Es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt«, sagte Dave.
    »Das ist verrückt.« Menschen verbrannten Laub, unterhielten sich über Gartenzäune hinweg, irgendwer kochte Kohl. Ein einzelner Wagen, eigentlich mehr eine offene Kutsche mit einem Motor, der irgendwo im Heck untergebracht war, fuhr lärmend an ihnen vorüber und über die Schienen.
    »Wie lange?«, fragte sie.
    »Wie lange wir diese Geräte haben?«
    »Ja.«
    »Schon beinahe ein Jahr. Shels Vater hat sie gebaut.«
    »Okay.« Sie stand mehr oder weniger unter Schock.
    »Er ist zurückgereist, um Galileo zu besuchen.« Dave hoffte auf ein Lachen. Sie aber starrte nur stur geradeaus.
    Ein paar Leute kamen aus einem Drugstore, sahen kurz zu ihnen herüber und schlugen dann die Gegenrichtung ein.
    »Aber...?« Sie schien nicht in der Lage zu sein, einen vollständigen Satz zu formulieren.
    »Das Gerät ist nass geworden, und er saß fest. Er ist immer noch dort.«
    »Wo?«
    »Im siebzehnten Jahrhundert.«
    »Dann ist er tot.«
    »Das ist ein bisschen kompliziert.«
    Sie entdeckten ein Cafe und gingen hinein. Helen setzte sich auf einen Stuhl am Fenster. »Ich kann nicht glauben, dass das wirklich passiert.«
    Er erzählte ihr, was er und Shel getrieben hatten. Erzählte ihr von Michaels Entschlossenheit zu bleiben, wo er war.
    Die Kellnerin kam an ihren Tisch, und sie bestellten Kaffee.
    »Es ist schwer, irgendetwas davon für bare Münze zu nehmen«, sagte sie. »Selbst wenn ich das vor Augen habe.«
    Sie deutete hinauf auf die Straße vor dem Fenster. Zwei Männer fuhren in einem Pferdewagen vorbei. Schilder an den Wänden warben für Zigaretten und Coca-Cola.
    »Es gibt da noch etwas, das du wissen solltest.«

    »Moment. Wenn wir in der Zeit reisen können, dann können wir auch zurück und Shel besuchen.«
    Ihre Augen bettelten ihn an, ihr die Antwort zu geben, die sie hören musste.
    Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand. »Er ist nicht tot.«
    »Was?«
    »Du und ich haben am Mittwoch bei Appleby's zu Mittag gegessen. Danach sind wir zu mir gefahren.«
    »Ja?«
    »Das haben wir nicht getan, damit ich dir ein griechisches Medaillon geben konnte.«
    »Sondern?«
    »Weil Shel am Vormittag noch dort war.«
    Sie schloss die Augen.
    »Ich wollte, dass du ihn siehst. Aber er war fort, als wir angekommen sind.«
    »Er lebt, und du hast mich die ganze Beerdigung durchmachen lassen?«
    »Da wusste ich es noch nicht, Helen. Da wusste ich nicht mehr als du. Ich dachte, er wäre tot. Ende der Geschichte.
    Aber dann ist er bei mir zu Hause aufgetaucht.«
    »Also gut«, sagte sie. »Wo ist er jetzt?«
    »Ich weiß es nicht, Helen. Verloren in der Zeit. Irgendwo.«
    »Und was ist auf dem Friedhof.«
    »Er.«
    »Aber du sagst doch, er lebt noch.«
    In gewisser Weise wird er ewig leben. »Ja. Er ist immer noch da draußen. Aber er kommt nicht zurück.«
    Sie kämpfte sichtlich darum, die Lage zu begreifen und ihren Zorn zu beherrschen. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Ich wusste nicht wie.«
    Sie war blass geworden. Als er mit seinen Erklärungen fertig war, stand ein verlorener Ausdruck in

Weitere Kostenlose Bücher