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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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»Ich glaube, ich habe dich nicht ganz verstanden. Sagtest du, ihr wäret gekommen, um den Papst zu töten?«
    »Ja. Ja, darum hat man uns geschickt.«
    »Sehr schön. Ich freue mich, dass du dich dazu durchgerungen hast, die Wahrheit zu sagen.« Auf einen Wink von Cesare brachten die Gardisten Shel wieder herein. »Ich nehme an, jeder hat das Geständnis vernommen?«
    Shel stierte Dave finster an. »Idiot«, sagte er auf Englisch. »Jetzt werden sie uns umbringen.«
    Cesare seufzte. »Bringt sie weg«, wies er die Gardisten an.
    »Wartet noch«, sagte Shel. »Vielleicht gestatten Euer Eminenz, dass wir der Kirche eine Zuwendung zukommen lassen.«
    »Im Austausch gegen meine Fürsprache im Zuge eures Prozesses?« Er sah interessiert aus. »Habt ihr noch mehr Gold zu bieten?«
    »Ich habe Zugriff auf eine erkleckliche Summe.« Dave verfolgte das Geschehen aufmerksam, war aber überzeugt, dass Cesare sich nicht würde hinters Licht führen lassen. Sie würden ihnen einfach alles abnehmen, und am Ende würden sie immer noch der Inquisition zum Opfer fallen.
    »Und wo ist diese erkleckliche Summe?«
    »Im Moment nirgend...« Weiter kam er nicht. Cesare nickte, eine kaum wahrnehmbare Bewegung des Kopfes und der Augen, und einer der Priester schlug Shel so heftig, dass der auf die Knie fiel.
    »Bitte, vergeude nicht meine Zeit«, sagte Cesare.
    Shel kämpfte um jedes Wort. »Ich hege nicht den Wunsch, das zu tun, Eminenz. Dort auf Ihrem Schreibtisch liegen die Wandler.«
    »Die was?«
    »Die Wandler. Sie verwandeln Blei in Gold.«
    Der Kardinal sah Dave an und wollte offenbar seine Reaktion einschätzen. Dave bemühte sich um eine ärgerliche Miene, so, als hätte Shel gerade ein kostbares Geheimnis offenbart. Cesare griff zu einem der Konverter. »Solch ein Gerät«, sagte er, »würde uns sehr helfen, die Mission der Kirche voranzubringen.«
    »Soll ich Ihnen zeigen, wie es funktioniert, Eminenz?« Shel versuchte, sich wieder aufzurichten, aber einer der Gardisten drückte ihn runter.
    »Ich denke nicht. Mir wäre lieber, dein Freund zeigt es uns.« Er winkte Dave zu sich, reichte ihm einen Briefbeschwerer aus Blei und den Konverter. »Pater Dryden, mach uns doch ein bisschen Gold.«
    Der Briefbeschwerer war rund und mit einer Prägung versehen, die den Erzengel Gabriel bei der Heiligen Jungfrau darstellte.
    Dave stellte den Konverter so ein, dass er ihn eine Minute voran brachte. Er verlagerte den Griff um den Briefbeschwerer, als müsse er ihn in die richtige Position bringen. »So sollte es gehen«, sagte er. Dann lächelte er Cesare an, um sich seiner Aufmerksamkeit zu versichern, und drückte auf den Knopf.
    Der Raum und alles, was in ihm war, erstarrte, wurde durchsichtig und verschwand. Und als er eine Minute später, gemessen an der Zeit der Menschen im Raum, zurückkehrte, hatte sich das Szenario dramatisch verändert. Cesares Gesicht war vor Schreck verzerrt. Die Gardisten hatten Shel losgelassen und duckten sich nahe der Tür an die Wand. Der Linebacker bekreuzigte sich eifrig, und der Squashspieler hatte sich mit weit aufgerissenen Augen ein gutes Stück von der Stelle entfernt, an der Dave gestanden hatte. Shel hingegen war wieder auf den Beinen.
    Jemand schrie den Namen Satans. Der Linebacker hielt Dave ein Kruzifix vor die Nase. Dave stieß ihn weg und drehte sich zu Cesare um, der nicht minder erschüttert wirkte. »Sie missbrauchen Ihre Macht, Eminenz«, sagte er.
    Dann sammelte er die Goldmünzen und die Konverter ein. Einen reichte er Shel. Inzwischen waren sie allein mit dem Kardinal, der kein Bedürfnis zu verspüren schien, sich hinter seinem Schreibtisch hervorzuwagen.
    Dave wechselte wieder zu Englisch. »Bereit, Shel?«
    »Ja.« Er schüttelte den Kopf und versuchte, zu Sinnen zu kommen. »Das war die Sache beinahe wert.«
    Dave bedachte Cesare, dessen blasse Gesichtsfarbe in krassem Kontrast zu der roten Robe stand, mit einem gleichgültigen Lächeln. »Wir sehen uns in der Hölle, Eminenz.«
    Shel klemmte den Konverter an seinen Gürtel. »Mir ist gerade erst klar geworden«, sagte er, »dass ich meine Skulpturen gar nicht bekommen habe.«
    »Vergiss es. Gehen wir heim.«
    Einer der Gardisten hatte die Beherrschung zurückerlangt und kam mit einem Schürhaken in den Raum zurückgerannt. Shel drückte auf den Knopf und verschwand. Dave folgte einen Moment später. Aber als er sich im Kleiderschrank materialisierte, war er allein.

Kapitel 38
    Geh hin, Fremder, und verkünde den Spartanern, dass

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