Zeitreisende sterben nie
Ich werde langsam gut darin, in Häuser einzubrechen.« Er war müde. Hatte Angst. War buchstäblich in Panik angesichts der Vorstellung, er könnte unter einem Hirntumor leiden. Vielleicht stimmte tatsächlich etwas nicht in seinem Oberstübchen.
Dave starrte immer noch zum Fenster hinein. »Ich glaube, du solltest lieber kein Risiko eingehen. Ruf die 911 an.«
»Ich will die Polizei nicht wegen eines falschen Alarms herzerren.«
»Es wäre besser, auf Nummer sicher zu gehen, Shel.«
»Ich habe nicht einmal einen Schlüssel. Die werden mich für verrückt halten.«
Er versuchte es an der Nebentür, aber die war, natürlich, verschlossen. »Hätte ja sein können, dass ich auch mal Glück habe.«
Dave ging zur Vorderseite des Hauses und stieg die vier Stufen zur Veranda empor. Und versuchte es an der Haustür.
Der Knauf drehte sich, und die Tür ging auf.
»Sonderbar«, sagte Shel, schob sich an Dave vorbei, betrat das Haus und lauschte. Luft strömte durch die Lüftungsschächte.
Dave drängte sich hinter ihm ins Haus.
»Wer ist da?«, fragte Shel. Irgendwo draußen bellte ein Hund.
Er schaltete weitere Lampen ein. Schaute sich um. Sah nichts. Keine Anzeichen für gewaltsames Eindringen.
Nirgends. »Ich gehe nach oben«, sagte er.
Dave begleitete ihn. Sie blickten in die Kleiderschränke und unter die Betten. Kontrollierten sämtliche Fenster.
Alles schien vollkommen in Ordnung zu sein. Er fand keinen Hinweis darauf, dass etwas nicht an seinem Platz wäre. »Muss ich mir eingebildet haben.«
Seine Schlüssel lagen unten in der Weidenschale, wo er sie gewohnheitsmäßig ablegte, wenn er zur Tür hereinkam.
»Der Tag war lang«, stellte Dave fest.
»Ja.«
»Soll ich noch bleiben?«
»Nein.« Shel kam sich dumm vor. »Mir geht es gut.«
»Okay.« Dave machte sich auf den Weg zur Tür. »Ich rufe dich morgen an«, sagte er.
»In Ordnung. Gute Nacht, Champ. Und danke.«
Shel blieb an der Tür stehen, während Dave zu seinem Wagen ging. Als er einstieg, zeigte er Shel einen erhobenen Daumen, mach dir keine Sorgen, alles wird gut. Dann startete er den Motor. Shel fiel ein, dass er den Q-Pod auf dem Rücksitz hatte liegen lassen. »Warte«, rief er.
Es tat gut, wieder zu Hause zu sein. Er setzte sich auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein, starrte eine Weile auf den Bildschirm, ohne jedoch wirklich achtzugeben. Stattdessen dachte er immer noch über die acht verlorenen Stunden nach und darüber, wie Linda reagiert hatte, als er versucht hatte, am Telefon mit ihr zu sprechen.
Schließlich ging er in die Küche und plünderte den Vorrat an Schokoladenkeksen. Inzwischen war es fast Mitternacht, aber er war immer noch nicht müde.
Er schaltete alle Lampen bis auf die auf dem Beistelltischchen neben dem Sofa aus. Natürlich ließ er auch die kerzenförmige Leuchte am Kopf der Treppe brennen. Das Haus kam ihm sehr still vor. Er setzte sich wieder und griff nach dem Q-Pod. Aus einer Laune heraus klappte er ihn auf, und das Display leuchtete auf.
NUTZERKENNUNG EINGEBEN forderte es ihn auf.
Er tippte Galilei.
Daraufhin fragte es: RÜCKKEHR?
Er starrte es an.
RÜCKKEHR?
Rückkehr, wohin? In den Allegheny National Forest?
Das Klügste wäre es, die Finger von dem Ding zu lassen. Es auf den Tisch zu legen und bis morgen zu vergessen.
Aber als er es versuchte, als er das Gerät zuklappte, weglegte und die Augen schloss, bekam er es nicht aus dem Kopf.
Rückkehr, wohin?
Okay, bring's zu Ende. Sicherheitshalber zog er eine Jacke an, ehe er auf die JA-Taste drückte und kurz überlegte, wie kalt es jetzt da draußen im Wald sein mochte.
Lächerlich.
Er drückte ENTER.
Das trübe Licht der Kerzenlampe wurde noch trüber und erlosch. Dann leuchteten andere Lampen auf. Zwei davon.
Darunter die, die er gerade erst ausgeschaltet hatte.
Er fühlte, wie er vom Sofa gehoben wurde, nur um gleich wieder darauf zurückzufallen. Er saß da und lauschte der Stille. Stand auf. Musterte die Lampen. Aber er war immer noch zu Hause. Immer noch in seinem Stadthaus. Und Gott sei Dank war er das.
Aber es war wieder passiert. Etwas war wieder passiert. Sein Herz pochte heftig.
Er klammerte sich an den Q-Pod. Klammerte sich an das Gerät wie an eine Rettungsleine.
Der Q-Pod machte das. Er wusste nicht wie, er wusste nicht einmal, was er machte. Aber das gottverfluchte Ding...!
Er saß da, rührte sich nicht. Was immer passiert war, er hatte keinen Schlaganfall erlitten.
Endlich legte er den Q-Pod auf den
Weitere Kostenlose Bücher