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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Sofatisch. Vorsichtig. Dann stand er auf und mixte sich einen Rum-Cola.

Kapitel 4
    Die Welt sehen in einem Körnchen Sand, In einer Blume das Himmelsrund, Die Unendlichkeit in deiner Hand, Und die Ewigkeit in einer Stund.
    William Blake, »Auguries of Innocence«
    Hell drang der Sonnenschein durch die Vorhänge herein, und die Ereignisse des vergangenen Tages schienen weit weg zu sein. Shel stand auf und sah zur Uhr, wie es seine Gewohnheit war. Sie zeigte 4:02 an. Sein Wecker, den zu stellen er sich nicht die Mühe gemacht hatte, stand hingegen auf 7:12 Uhr. Er zog den Fernseher zurate. Die Sieben-Uhr-Sendungen liefen. Aber warum hinkte seine Armbanduhr drei Stunden hinterher? Furcht ergriff Besitz von ihm. Er versuchte, sie zu unterdrücken, stellte die Uhr und ging ins Maggies, um sich ein paar Pfannkuchen einzuverleiben.
    Normalerweise gönnte er sich noch etwas Ruhe und las die Zeitung, ehe er ins Büro ging, aber er wollte seinen Kopf besänftigen und sich seiner alltäglichen Arbeit widmen, also nahm er nur sein Frühstück ein und machte sich sofort auf den Weg zu Carbolite. Er fragte sich, welche Erklärung Linda dafür haben mochte, dass sie am Vortag einfach aufgelegt hatte. Zweimal. Sie war nicht gerade die gelassenste Person auf Erden, aber das war doch weit entfernt von ihrem üblichen Verhalten.
    Als er eintraf, saß sie in ihrem Büro. »Hi«, sagte er.
    Sie blickte von ihrer Tastatur auf. »Guten Morgen, Shel.«
    Er setzte sich. »Ich weiß nicht recht, was gestern los war«, sagte er. »Ich war ein bisschen in Not. Trotzdem tut es mir leid, dass ich nicht früher angerufen habe.«
    »Angerufen? Weshalb?«
    »Weil ich nicht zur Arbeit gekommen bin.«
    Sie schüttelte ruckartig den Kopf, beinahe, als wäre ein Geist auf ihrer Schwelle aufgetaucht. »Wovon sprechen Sie, Shel?«
    »Darüber, dass ich gestern nicht hier war. Ist Ihnen das etwa nicht aufgefallen?«
    Sie blickte kurz zu Boden, ehe sie ihn wieder ansah. »Shel, Sie waren hier. Zumindest bis zum Nachmittag. Geht es etwa darum?«
    »Um gestern Nachmittag?«
    »Sie erinnern sich doch, oder? Ich habe Ihnen vorgeschlagen, Sie sollten sich den Rest des Tages freinehmen, und Sie sind früher nach Hause gegangen.«
    »Linda, das ist zwei Tage her. Gestern war ich überhaupt nicht da.«
    »Das war gestern, Shel.«
    »Nein. Irgendwie reden wir anscheinend aneinander vorbei«, sagte er leise. »Ich habe den ganzen gestrigen Tag mit dem Versuch zugebracht, aus dem westlichen Pennsylvania zurück nach Hause zu kommen.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Worüber sprechen Sie eigentlich, Shel?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt.«
    »Aus dem westlichen Pennsylvania?«
    »Ja. Aus einer Stadt namens Sheffield. Dave ist hingefahren, um mich abzuholen.«
    »Dave?«
    »Dave Dryden. Ich glaube, Sie kennen ihn. Er war paar Mal hier. Jedenfalls habe ich von dort aus angerufen.«
    »Sheffield.«
    »Ja. Und Sie haben aufgelegt. Zweimal.«
    Ihr Unterkiefer sackte sichtlich herab, und sie sah besorgt aus. »Sie behaupten, ich hätte aufgelegt, als Sie mich angerufen haben?«
    »Daran erinnern Sie sich auch nicht?«
    »Shel, ich lege nicht einfach auf, wenn mich jemand anruft.«
    »Gestern schon. Ich habe da festgesessen und wollte Ihnen ...« Er brach ab.
    Linda stand auf und ging an ihm vorbei zur Tür. »Sally«, sagte sie, »würden Sie bitte eine Minute hereinkommen?«
    Sally war ihre Sekretärin. Dunkle Haut, dunkles Haar, Brille. Etwas zu ernst, vielleicht. Linda sah Shel an. »Sally, war Shel gestern hier?«
    »Ja, natürlich«, sagte sie. »Er war hier.«
    »Den ganzen Tag?«
    »Soweit ich weiß. Er ist nur, glaube ich, ein bisschen früher gegangen.«
    »Das ist doch verrückt«, sagte Shel.
    »Wollen Sie Ihre übrigen Kollegen fragen?«
    Er versprach, einen Termin beim Psychologen zu vereinbaren. Linda drängte ihn erneut, sich eine Weile freizunehmen, den Rest der Woche freizunehmen, aber Shel versicherte ihr, es ginge ihm gut. Doch als er vor seinem Computer Platz nahm, erlitt er den nächsten Schock.
    Die Devil's Disciples hatten sich Helden am Dienstagabend angesehen. Am frühen Mittwochmorgen, ungefähr um zwei Uhr dreißig, hatte das Ereignis stattgefunden, was immer auch passiert war. Den ganzen Mittwoch hatte er damit zugebracht, nach Hause zu kommen. Jetzt war Donnerstagvormittag.
    Nur war das eben nicht der Fall. Sein Computer zeigte an, dass immer noch Mittwoch war. Er steckte den Kopf in Bill Shanskis Büro auf der anderen Seite des Flurs.

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