Zeitreisende sterben nie
Unterricht gegangen bin«, sagte er, als er den Wagen von der Tankstelle und auf der U. S. 6 Richtung Südosten lenkte. Les war Shels direkter Nachbar, der Mann, dem die Apotheke gehörte. »Er sagt, dein Wagen steht in der Garage.«
»Ja. Okay. Übrigens habe ich versucht, dich noch einmal anzurufen. Ich wollte dir sagen, du musst dich nicht beeilen, aber ich habe nur die Mailbox erreicht.«
Dave tastete in seinen Taschen herum, wurde aber nicht fündig. »Ich muss es auf meinem Schreibtisch liegen lassen haben. In den Unterricht nehme ich es nie mit.« Er nickte. »Ja, genauso war es. Weil ich gleich nach dem Unterricht losgefahren bin.« Er zuckte mit den Schultern. »Macht nichts.« Sie krochen hinter einem Sattelschlepper her. Dave wartete auf eine passende Gelegenheit, zog raus und fuhr an ihm vorbei. »Hast du wirklich keine Ahnung, was passiert ist, Shel?«
»Ich habe zu Hause gearbeitet. Und dann war ich da, wo du mich gefunden hast.«
»Und das ist alles?«
»Ja.«
»Was hast du da?« Dave musterte den Q-Pod.
Shel zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Etwas von meinem Vater.«
»Du musst wirklich zum Arzt, Shel«, sagte Dave kopfschüttelnd.
»Sieht so aus.«
Auf der langen Fahrt zurück nach Hause drehte sich das Gespräch vorwiegend um Hirntumore und Amnesie und diverse Neurosen; Themen, mit denen keiner der beiden vertraut war, was Dave aber nicht daran hinderte, munter weiter zu theoretisieren. Schließlich, was sollte es sonst sein? Shel krümmte sich auf der ganzen Fahrt. »Aber selbst wenn ich einen Tumor hätte oder so was in der Art«, sagte er, »wie bin ich dann da rausgekommen? Zu Fuß?«
Sie hatten gerade die Mautstation in Harrisburg hinter sich, als er feststellte, dass er seine Schlüssel nicht bei sich hatte. Er würde in sein Haus einbrechen müssen.
Es war bereits dunkel, als sie an einer Raststätte hielten. Während des Essens fand Shel eine Erklärung. Der Q-Pod musste eine Art mentaler Störung ausgelöst haben. Das würde erklären, warum sein Vater gewollt hatte, dass er die Geräte zerstörte. Die QPods waren Waffen! Allerdings erklärte das immer noch nicht, wie er in den Allegheny National Forest geraten war.
Dave schüttelte den Kopf. Es ergab nach wie vor keinen Sinn. »Ich denke, das hat eher etwas mit dem Druck zu tun, unter dem du stehst. Dein Vater ist verschwunden, Shel. Das zehrt an dir. Es kann kein Zufall sein, dass das so kurz, nachdem du ihn verloren hast, passiert ist.«
»Wie bin ich dorthin gekommen?«
»Vielleicht mit einem Bus. Oder einem Taxi.«
Schließlich, erpicht darauf, das Thema zu wechseln, erkundigte sich Shel nach Helen Suchenko.
»Die ist nett, nicht wahr?«, sagte Dave.
»Ja. Sieht aus wie eine Herzensbrecherin.«
»Sie ist Ärztin.«
»Wirklich? Ahhh ...« Er zögerte. »Du hast sie als eine alte Freundin vorgestellt. Wie eng ist denn diese Freundschaft?«
Dave lächelte. »Mach dir keine Gedanken«, sagte er vage sorglos. »Zwischen uns ist nichts Ernstes.«
Shel glaubte, er hätte so etwas wie Widerstreben in der Antwort wahrgenommen. »Sicher?«
»Absolut.«
Dave lieferte Shel kurz vor elf vor seiner Haustür ab. Die Außenbeleuchtung flammte auf, als sie in die Einfahrt einbogen.
Als Erstes warfen sie einen Blick in die Garage. Der Toyota war da, genau wie Les gesagt hatte.
Shel seufzte. »Jetzt müssen wir einbrechen.« Hilflos musterte er das Haus. »Ich habe einen Ersatzschlüssel im Büro, aber an den komme ich genauso wenig dran.«
»Wie wäre es, wenn du heute Nacht mit zu mir kommst?«
»Das bringt auch nicht viel.« Kurz glaubte er, eine Bewegung in einem der Fenster zu sehen. Ein Gesicht, das zurückzuckte. »Warte mal. Was ist das?«
»Was ist was?«
Aber es war verschwunden. »Ich dachte, ich hätte da drin jemanden gesehen.«
»Ist das dein Ernst?«
»Genau da. Im Esszimmer.«
Dave ging zum Fenster und stierte hinein. »Ich sehe nichts.«
»Ich auch nicht. Jetzt nicht mehr.«
»Aber es brennt Licht.« Im Arbeitszimmer.
»Das habe ich letzte Nacht eingeschaltet.«
»Vielleicht sollten wir die Polizei rufen.«
»Kommt mir vor, als hätte ich das schon mal erlebt. Aber, nein. Vermutlich habe ich es mir nur eingebildet.«
»Und warum willst du nicht mit zu mir kommen?«
»Dave, ich muss doch trotzdem herkommen, um mich zur Arbeit umzuziehen. So, wie ich bin, kann ich schlecht losgehen. Na ja, ich könnte schon, aber das würde mir nur noch mehr Ärger einbringen. Nein, es ist schon in Ordnung.
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