Zeitreisende sterben nie
einfach auf den Knopf drückt, nicht wahr?«
»Ja.«
»Gut. Also muss es am Konverter liegen. Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen um ihn machen musst.«
»Ich hoffe es.« Sie waren wieder in Bewegung und gingen an einem italienischen Restaurant vorbei. Dave fragte sich, wie viele der Geschäfte im Jahr 2018 wohl noch existierten. Zu seiner Zeit. »Shel«, sagte er. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass das wirklich passiert.«
Shel hielt ein paar Frauen an und fragte sie, ob sie ihm die genaue Zeit nennen könnten. Es war, wie eine von ihnen nach einem Blick auf die Uhr verkündete, die sie aus ihrer Handtasche genommen hatte, Viertel nach zehn.
Shel stellte seine eigene Uhr neu und winkte ein Taxi herbei.
»Haben wir eine Verabredung?«, fragte David.
»Ja, die haben wir.« Der Fahrer hielt an, und sie stiegen ein. »Siebenundsechzigste Ecke Fifth Avenue, Fahrer«, sagte er.
»Warum? Was ist da?«
»Da werden wir jemanden treffen.«
»Wir kennen hier jemanden?«
»Noch nicht, aber bald.«
Gegenüber dem Central Park stiegen sie aus, und Shel gab dem Fahrer einen Dollar. »Behalten Sie den Rest«, sagte er.
Der Fahrer bedankte sich und fuhr weiter.
Dave schüttelte den Kopf. »Woher hast du das Geld?«
»Man sollte stets vorbereitet sein.«
»Aber wie hast du das gemacht?«
»Gestern Abend bin ich mit ein paar alten Münzen hergekommen. Hab auf Rennen gewettet. Und eine Außenseiterwette gewonnen.«
»Eine Außenseiterwette?«
Er grinste. »Das ist nicht so schwer, wenn man eine Zeitmaschine hat. Und es hat mir haufenweise Geld zum Ausgeben eingebracht.«
Auch Dave musste grinsen. »Und wen besuchen wir jetzt? Noel Coward? George M. Cohan? Ethel Merman? Al Jolson?«
»Hab einfach Geduld.«
Es war kalt. »Ich hätte einen wärmeren Mantel anziehen sollen.«
»Beim nächsten Mal können wir... Warte mal. Das könnte er sein.«
»Wer? Wo?«
Ein Taxi kam die Straße herauf, fuhr an den Straßenrand und hielt. Ein Mann mit einem Überzieher und einer Melone stieg aus, bezahlte den Fahrer und sah sich nach einer Möglichkeit um, die Straße zu überqueren.
Er war übergewichtig, Ende vierzig, Anfang fünfzig, und er sah verloren aus. Etwas an ihm kam Dave vertraut vor, aber er konnte ihn nicht einordnen. Vermutlich würde sich herausstellen, dass er als Schauspieler in zeitgenössischen Filmen aufgetreten war. Von denen Dave nur sehr wenige gesehen hatte.
Das Taxi fuhr davon.
»Hast du ihn erkannt?«, fragte Shel.
»Ich habe keine Ahnung, wer das ist.«
»Schau hin. Aber was immer passiert, misch dich auf keinen Fall ein.« Er legte Dave mahnend eine Hand auf die Schulter.
Der Mann wartete auf eine Gelegenheit, die Straße zu überqueren. Der Verkehr führte in beide Richtungen über die Avenue. Aber der Mann sah nach rechts. In die falsche Richtung. Dave sah mit Entsetzen, wie der Mann sein Gewicht verlagerte und Anstalten machte, auf die Straße zu treten.
Shels Griff spannte sich. »Gewohnheit«, sagte er. »Und er sieht auch nicht aus wie der geduldigste Mensch in dieser Stadt.«
Direkt vor einer herannahenden Limousine stürzte er los. Der Fahrer fuhr ihn erst um und bremste anschließend.
Leute schrien, Bremsen quietschten. Der Wagen schleifte ihn ungefähr sechs Meter mit, ehe er zerknautscht und stöhnend am Rinnstein liegen blieb.
Jemand rannte auf die Straße und winkte, um den Verkehr aufzuhalten. Ein paar Leute eilten dem Unfallopfer zu Hilfe.
»Wer ist das?« Daves Geduld war am Ende.
Shel seufzte. »Winston Churchill.«
Die Menge verstellte ihnen die Sicht. Hupen plärrten. Der Fahrer stieg aus und rannte zurück, jammerte, er habe es nicht gewollt und es täte ihm leid. »Geht es Ihnen gut?«, verlangte er von dem Opfer zu erfahren. Seine Stimme übertönte die Menge mit ihrem lautstarken Geheul. Binnen Minuten hörten sie Sirenen, und ein Polizeiwagen traf ein. Ein Beamter sprang heraus und rannte zur nächsten Notrufsäule. Sein Partner kümmerte sich um den Verkehr und ließ die Wagen auf der Straße abwechselnd auf derselben Spur passieren.
Ein zweiter Streifenwagen fuhr heran. Einer der Beamten eilte zu dem Opfer, während der andere sich bemühte, die Menge zurückzutreiben. Dann, endlich, kam ein Krankenwagen. Medizinleute, Nothelfer, wie auch immer man diese Leute 1931 genannt hatte. Sie sprangen aus dem Fahrzeug, untersuchten den am Boden liegenden Churchill, und nach wenigen Minuten legten sie ihn auf eine Trage. Dann sprachen sie kurz mit einem der
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