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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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von Il Gioiello gehört?«
    Sie waren ungefähr fünfzehn und sahen gesünder aus, als Shel erwartet hatte, obwohl einer eine zahnärztliche Behandlung hätte brauchen können. Nun wechselten sie einen kurzen Blick und schüttelten die Köpfe.
    »Was ist Il Gioiello ?«, fragte Dave auf Englisch.
    »Galileos Villa. Aber die dürften wir auch so finden. Sie ist in der Karte verzeichnet.«
    Den größten Teil des Weges ging es auf einer Serpentinenstrecke bergauf. In der Nähe des Gipfels sahen sie einen Turm. Shel erkundigte sich, ob dies der Torre del Gallo sei.
    »Ja«, sagte der Fahrer. »Das ist er.«
    Shel benutzte sein Mobiltelefon, um ein Foto zu machen. »Er stammt noch aus dem Mittelalter«, sagte er.
    »Irgendwie scheint mir«, entgegnete Dave, »dass wir selbst gerade im Mittelalter sind.«
    »In diesem Punkt habe ich keine Einwände.«
    »Hat er da gelebt? Galileo?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was meinst mit eigentlich nicht?«
    »Der Legende zufolge hat er diesen Turm als Observatorium benutzt. Das war der Ort, an dem er sich vor der Inquisition abschotten konnte. Den Inquisitoren entkommen konnte.«
    »Aber das ist eine Legende? Dass er hier war?«
    »Ja. Wahrscheinlich ist das nie passiert. Sie haben ihn einfach in seiner Villa eingesperrt. Der Bursche hatte es schwer, auch nur zum Arzt zu gehen.«
    Immer mehr Häuser säumten die Straße. Der Wagen hielt an einer Querstraße an. »Wir müssen da lang«, sagte der Fahrer und zeigte in die angestrebte Richtung. »Arcetri ist direkt geradeaus. Etwa eine Meile von hier.«
    Sie dankten den Jungs, und Shel gab ihnen ein paar Münzen, worauf beide strahlten und begeistert ausriefen: »La Ringrazio, signore!«
    »War mir ein Vergnügen«, sagte Shel auf Englisch.
    Sie kletterten von dem Wagen, und die Jungs zeigten einander immer wieder die Münzen und schüttelten ungläubig die Köpfe. »Was hast du ihnen gegeben?«, fragte Dave. »Gold? «
    »Das sind Carlinos.«
    »Carlinos?«
    »Die sind aus Silber. Und sie sind etwas wert.«
    »Du hast dich offenbar gut vorbereitet.«
    »Klar.« Er schirmte die Augen vor der Sonne ab und blickte den Hügel hinauf. »Sieht aus, als müssten wir den Rest des Weges laufen.«
    Dave bestaunte immer noch den Turm.
    »In unserer Zeit«, sagte Shel, »ist er komplett restauriert worden. Heute beherbergt er ein Museum und eine Bibliothek, die dem Andenken Galileos gewidmet sind.«
    »Er ist schon ziemlich alt, nicht wahr?«, fragte Dave. »Hier, meine ich.«
    Shel ging forschen Schrittes auf eine Ansammlung von Häusern auf dem Gipfel zu. »Er hat noch zwei Jahre zu leben. Und er ist beinahe vollkommen blind.«
    Il Gioiello stand an einer kleinen Straße nahe einem bescheidenen Platz. Mehrere Leute hielten sich in einem Park auf und spielten ein Spiel, vermutlich Boccia. »Hast du gewusst, dass Boccia schon so alt ist?«, fragte Dave.

    Shel zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    Zwei Reiter tauchten am anderen Ende der Straße auf, ritten gemächlich dahin und hoben grüßend die Hände, als sie Dave und Shel passierten.
    Shel zeigte auf eine große Villa auf der anderen Seite der Piazza. »Das ist ebenfalls ein berühmtes Gebäude«, sagte er.
    »Was ist es?«, fragte Dave.
    »Einige Historiker meinen, dies sei der Geburtsort des Lustspiels.«
    »Das klingt einigermaßen subjektiv. Was ist das?«
    »Wenn ich nicht irre, ist das Il Teatro.«
    »Das Theater.«
    »Man nimmt an, dass während des Mittelalters hier Komödianten aufgetreten sind.« Shel warf erneut einen Blick auf die Karte. »Auf dieser Seite«, sagte er und zeigte auf eine Villa zu ihrer Linken, »ist Il Gioiello.«
    Das Haus umschloss einen Innenhof auf drei Seiten. Es war zwei Stockwerke hoch und von Dornenbüschen umgeben. Ranken kletterten an glatten, grau verputzten Wänden empor. Der Innenhof war eher bescheiden und führte hinaus auf offenes Gelände. Olivenhaine und Weingärten schlossen sich zu allen Seiten an.
    »Wie kommen wir da rein?«, fragte Dave. »Hat die Inquisition das Haus unter Beobachtung?«
    »Nein. Sie haben Galileo unter die Aufsicht seines Sohnes Vincenzo gestellt. Der soll dafür sorgen, dass er nicht gegen die Regeln verstößt.«
    »Sein Sohn?«
    »Vincenzo soll ein guter Katholik gewesen sein. Die Inquisitoren dachten, dass sie ihm vertrauen können.«
    »Und, konnten sie?«
    »Anscheinend schon.«
    »Und wie kommen wir dann an ihm vorbei?«
    Sie hielten wenige Schritte vom Haus entfernt inne. »Als Galileo älter wurde, waren die

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