Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Eine Tür fiel krachend ins Schloss. In der Ferne heulte eine Sirene auf.
    Er versuchte, sich zu erinnern, wie die letzten Augenblicke mit seinem Vater verlaufen waren. Shel hatte ihm vorgeschlagen, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Sein Vater hatte abgelehnt. »Lass uns zu einer anderen Zeit darüber reden.« Ein Scherz am Rande.
    Er hatte okay gesagt oder so was in der Art. Muss los. Schön, dich wiederzusehen, Dad. Dann war er gegangen.
    So war es doch, nicht wahr? Am Ende funktionierte er ganz automatisch. Er hätte den Konverter ebenso gut im Haus aktivieren können. Aber, nein. Das hatte er nicht getan. Keinesfalls.
    Während Shel noch versuchte, die Dinge in seinem Kopf zu ordnen, wurde die Tür geöffnet, und der andere Shel kam zum Vorschein. Er sah zu, wie sie sich verabschiedeten. Wie er den Gehweg hinunterging. Wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde. Dann tastete er nach dem Gerät an seinem Gürtel und verschwand.
    In Ordnung. Lass ihm noch ein, zwei Minuten.
    Shel probte in Gedanken noch einmal seine Ansprache, sah auf die Uhr und ermahnte sich, dieses Mal klar Stellung zu beziehen. Als er bereit war, trat er aus seinem Versteck und machte sich auf den Weg zum Haus.
    Lichter tauchten hinter ihm auf. Ein Wagen.
    Der Streifenwagen.
    Er hielt neben ihm am Bordstein an. Nur ein Beamter saß im Wagen. Er stieg aus. »Guten Abend, Sir«, sagte er. Er war groß, etwa fünfzehn Zentimeter größer als Shel. Er hatte einen kaum hörbaren britischen Akzent. Und misstrauische Augen.
    »Guten Abend, Officer.«
    Im Haus seines Vaters ging das Licht im Erdgeschoss aus. »Kann ich Ihren Ausweis sehen?«
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Ihren Ausweis, bitte.«
    Shel fischte seinen Führerschein aus der Tasche. Der Polizist ließ sich bei der Betrachtung unverschämt viel Zeit.
    Er scannte den Führerschein und sprach etwas Unverständliches in sein Mobiltelefon. Dann drehte er sich wieder zu Shel um. »Was machen Sie hier, Sir?«
    »Ich gehe spazieren.«
    »Mr Shelborne, Sie haben mindestens zwanzig Minuten lang nur hier herumgestanden.«
    »Ich habe ein bisschen frische Luft geschnappt, Officer.«
    »Warten Sie auf jemanden?«
    »Nein. Mein Vater wohnt dort drüben.« Er zeigte auf das Haus.
    »In dem Haus, das Sie beobachtet haben?«
    »Ich ... ich ... also, eigentlich habe ich es nicht beobachtet... «
    Der Beamte hatte noch mehr Fragen. Wusste sein Vater, dass er hier war? Was war das für ein Ding, das er da am Gürtel trug?
    Der Officer wurde gerufen. Offenbar die Ergebnisse des Scans. Der Mann lauschte, nickte und lauschte wieder.
    Sagte okay.
    Er sah Shel an. »Wie wäre es, wenn wir einfach rübergehen und guten Tag sagen?«

    »Okay, ist mir recht.«
    Aber sie hatten gerade ein paar Schritte getan, als die Lichter im Obergeschoss erloschen.
    Irgendwann ließen sie ihn gehen. Sie stellten ihm noch einige Fragen über den Konverter, schienen aber mit der Erklärung, es handele sich um ein experimentelles Gerät, das er für Carbolite entwickelte, zufrieden zu sein. Man riet ihm, er solle künftig davon absehen, »so unangemessen herumzulungern«. Und dann war es vorbei.
    Aber sein Vater war fort, und er musste von vorn anfangen.
    Zum Teufel mit diesen Paradoxien. Er würde zurückkehren und es noch einmal versuchen, aber dieses Mal würde er nicht warten. Wenn Shel auftauchte, der andere Shel, dann würde er einfach zu ihm gehen, und wenn sein Vater dann die Tür öffnete, würden sie beide vor ihm stehen. Hi, Dad. Du bist beim zweiten Mal auch nicht zurückgekommen.
    Er stellte den Konverter auf 10:59 PM ein und sah sich zu der Hecke an der Parvin Street um, hinter der sich bei seiner Ankunft ein dritter Adrian Shelborne verstecken musste. Dann atmete er tief durch und drückte auf den Knopf.
    Die Bäume und die Einfahrt verblassten. Nur noch einen Moment, dann würden sie, wie er inzwischen wusste, zurückkehren, und nur die Zeit hätte sich geändert. Aber die vage verschwommene Mischung aus Beton und Pflanzen veränderte sich nicht. Die Auffahrt war noch da. War weg. War wieder da. Dann wurde es dunkel um ihn.
    Das Atmen fiel ihm schwer.
    Er versuchte rauszukommen, freizukommen, aber er hatte keinen festen Boden mehr unter den Füßen. Er atmete Wasser. Drohte zu ersticken.
    Die Welt füllte sich mit Wasser.
    Panik machte sich breit. Er trat um sich, versuchte hochzukommen.
    Seine Lungen schrien nach Luft.
    Dann brach er durch und hinein in die Nacht, keuchend und hustend. Es war dunkel. Kein Mond, keine

Weitere Kostenlose Bücher