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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Dave. »Die Demonstranten wurden von der Polizei angegriffen. Unprovoziert.«
    Sie wechselten einen Blick. »Du könntest recht haben«, sagte Shel.

Kapitel 11
    Ich habe das gelobte Land gesehen. Vielleicht werde ich nicht mit euch zusammen dorthin gelangen, aber heute Abend will ich, dass ihr wisst, dass wir, als ein Volk, in das gelobte Land eingehen werden.
    Martin Luther King Jr., 3. April 1968, am Abend vor seiner Ermordung Sie trafen direkt neben einem Highway ein, als gerade ein Sattelschlepper vorbeidonnerte. Dave landete auf den Füßen, aber der plötzliche Windzug riss Shel von den Beinen. Er stürzte, schlug einen Purzelbaum und saß schließlich im Gras, »Irgendwann«, sagte er, »sollte ich es schaffen, den Dreh rauszukriegen.«
    Es war 10:00AM am Sonntag, den 7. März 1965. Shel stand auf und sah einem Wagen hinterher, der in die Gegenrichtung vorüberraste. Sattelschlepper hatten sich während eines halben Jahrhunderts kaum verändert, aber Autos schon. Dieses war ein überdimensioniertes, grünes Cabrio.
    Er nahm einen Kompass zur Hand. »Nordosten ist dort.« Er zeigte in die Richtung, in die der Truck gefahren war.
    »Das ist wahrscheinlich die Route Zweiundzwanzig, die direkt durch Selma und dann weiter nach Norden führt.«

    Es war kalt. Windig. Ein paar Wolken verteilten sich über den Himmel.
    »Dieser Tag hat die Revolution eingeleitet«, sagte Dave. Im Augenblick sammelten sich Hunderte von Leuten vor der Brown Chapel in Selma; Leute, die die Diskriminierung leid waren, die es leid waren, nicht wählen zu dürfen, die es leid waren, weggedrängt zu werden, weil ihre Haut die falsche Farbe hatte.
    Shel nickte. »Vielleicht sollten wir mit ihnen marschieren.« Er hatte es scherzhaft gemeint, aber Dave blieb ernst.
    Sie hatten sich die Videoaufnahme angesehen, hatten gesehen, wie die Polizisten angegriffen hatten. Das hatte ihnen gereicht. »Es wäre aber besser für uns«, fuhr er fort, »wenn wir uns einfach eine Weile in der Nähe der Kirche herumtreiben. Vielleicht mit ein paar Leuten reden. Uns ein Gefühl für die Sache verschaffen. Und uns dann zurückziehen.«
    »Schätzungsweise.« Dave sah gar nicht glücklich aus. Wie sollte er auch? Sie standen am Scheitelpunkt einer der Schlüsselmomente der amerikanischen Geschichte, aber der sollte seinen Preis haben.
    »Das ist unsere Chance, Rosa Parks zu treffen«, sagte Shel. »Und Hosea Williams.« Sie machten sich auf den Weg.
    Hangaufwärts am Straßenrand.
    Dave hatte die Hände in den Taschen vergraben. »Weißt du«, sagte er, »wir haben darüber gesprochen, das Kolosseum zu besuchen und uns die Gladiatoren anzusehen. Das hier ist schlimmer. Diese Leute bekommen gar keine Gelegenheit, sich zu verteidigen.«
    Ein weiterer Wagen näherte sich. Eines dieser Endfünfziger-Modelle mit vier Scheinwerfern und Heckflossen. Sie streckten die Daumen raus, in der Hoffnung, er würde sie mitnehmen. Aber der Wagen fuhr vorbei.
    Ein paar Minuten später hielt ein Pick-up. Ein paar Jugendliche. »Wir fahren in die Stadt«, sagte der Fahrer. »Sie können auf der Ladefläche mitfahren, wenn Sie wollen. Sind ungefähr fünf Meilen.« Er hob eine Colaflasche an die Lippen und trank einen Schluck. »Wo wollen Sie hin?« Er sah kaum alt genug aus, einen Führerschein sein Eigen zu nennen.
    »Selma«, sagte Shel. »Das ist doch die richtige Richtung, oder?«
    »Oh, ja. Wohin wollen Sie in Selma?«
    »Zur Brown Chapel. Die ist ein paar Blocks von der Broad Street entfernt.«
    Der Fahrer verzog das Gesicht. »Sie wissen aber, dass das keine Kirche für Weiße ist?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Gehören Sie etwa zu diesen Leuten? Vielleicht sollten Sie doch lieber zu Fuß gehen.«
    Shel zeigte ihm einen Zehner. »Wir wüssten es zu schätzen, wenn Sie uns mitnehmen würden.«
    Der Junge überlegte. Nahm das Geld. »Okay. Klettern Sie rein.«
    Ruckartig fuhr er los. Uberwiegend passierten sie Baumwollpflanzungen und Farmen. Nach ein paar Minuten tauchten die ersten Häuser und Tankstellen auf. Straßenschilder kennzeichneten den Highway 22 als West Dallas Avenue. Ein großer, gepflegter Golfplatz kam in Sicht, der Selma Country Club. Und dann waren sie an der Stadtgrenze angekommen.
    Selma war eine typische Südstaatenkleinstadt; lange Straßen, beschattet von Ahornbäumen, hübsche Häuser mit gepflegten Rasenflächen, Schilder, die Passanten aufforderten, sich gut mit dem Herrn zu stellen. An diesem Tag flatterten überall Konföderiertenflaggen.
    Das

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