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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Stadtzentrum bestand vorwiegend aus Geschäften und Lagerhäusern. Auf den Bürgersteigen drehten sich die Leute um und sahen zu, wie sie vorüberfuhren. Ein paar winkten den Jugendlichen in der Fahrerkabine zu.
    Der Verkehr nahm zu, und der Pick-up fuhr an den Straßenrand. Die Jugendlichen musterten sie kopfschüttelnd.
    »Näher will ich da nicht ran«, verkündete der Fahrer. »Die Kirche ist in dieser Richtung.« Er deutete nach Nordwesten.
    Sie kletterten herunter. Der Beifahrer sog pfeifend Luft durch die Lippen. »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre«, sagte er, »würde ich mich da raushalten.« Sie fuhren weiter, bogen an der nächsten Kreuzung links ab und verschwanden außer Sichtweite.
    »Danke fürs Mitnehmen«, sagte Dave.
    Sie gingen einige Blocks weit bis zur Broad Street, dem kommerziellen Herzen von Selma, wie es aussah. Da gab es eine Bank, das El Ranchero Cafe und ein Kino. An diesem Tag gab es außerdem Polizisten, wohin man auch blickte. Nach Osten zog sich die Stadt noch einige Blocks weiter an der Broad entlang, ehe die Straße zum Highway wurde. Das musste die US 80 sein, die Straße, auf der die Demonstranten ihren Marsch nach Montgomery, der Hauptstadt des Bundesstaates, antreten wollten.
    Sie überquerten die Broad Street und betraten das Schwarzenviertel auf der Nordseite. Hier waren die Straßen unbefestigt, die Häuser mehr oder weniger verfallen, und überall lag Müll herum. Sie gingen drei, vier Blocks weit, ehe sie sich nach Westen wandten. Wenige Minuten später hatten sie die Brown Chapel erreicht.
    Die Brown Chapel war eine hübsche, romanische Kirche mit zwei Türmen. Mehrere Hundert Leute, überwiegend Schwarze, aber auch ein paar Weiße, hatten sich vor dem Gebäude versammelt und verteilten sich auf einen Baseballplatz und mehrere Basketballplätze. Ein paar wütend aussehende Weiße standen auf der anderen Straßenseite und sahen zu. Sie bedachten Shel und Dave mit obszönen Gesten, als sie vorübergingen, und Shel glaubte, den Verschluss eines Gewehrs klicken zu hören.
    »Sieh dich nicht zu ihnen um«, sagte Dave. »Geh einfach weiter.«
    Auf dem Kirchengelände zeigten einige Leute anderen, wie sie sich im Fall eines Angriffs schützen konnten.
    Körperdeckung. Kopf einziehen. Keine Gewalt.
    »Ich sehe ihn nicht«, sagte Shel.
    Viele Kinder hielten sich bei den Demonstranten auf. Sie waren noch recht jung; sieben, acht, neun Jahre alt. Das Nachrichtenmaterial über den polizeilichen Übergriff hatte sich vorwiegend auf die Anführer der Demonstranten konzentriert, überwiegend erwachsene Männer, und Shel hatte auch Angriffe auf Frauen gesehen. Und er hatte gewusst, dass Kinder dabei gewesen waren. Aber irgendwie waren sie nicht ins Blickfeld gerückt.
    Ein älterer Mann in einem klerikalen Gewand schüttelte ihnen die Hände. »Willkommen, Brüder«, sagte er. Und eine junge Frau bedachte sie mit einem Lächeln. Sie beobachtete zwei Jungs, etwa acht oder neun Jahre alt, die sich einen Ball zuwarfen.
    Shel beugte sich zu Dave hinüber. »Wer bringt Kinder mit zu so einer Sache?«
    Ein weißer Bursche, der nicht weit entfernt an einem Pfosten stand, schaute in ihre Richtung. Er mochte ungefähr zwanzig sein. »Vielleicht tun sie das, weil es so wichtig ist«, sagte er. »Jetzt geht es um alles.«
    »Ist das das Leben eines Kindes wert?«
    »Wie die Dinge liegen, haben diese Kinder kein Leben.« Er näherte sich. Er war etwa so groß wie Shel, stämmig und erfüllt von einer Energie, die den Eindruck vermittelte, man könne ihm vertrauen. »Wie auch immer, wir sind froh, dass Sie hier sind. Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können.«
    Shel nickte. »Mein Name ist Shelborne. Das ist Dave Dryden.«
    »Josh Myers«, sagte der Fremde. »Viel Glück. Und ziehen Sie da draußen die Köpfe ein.«
    »Josh Myers?« Shel studierte sein Gesicht. Schwer zu sagen. »Kommen Sie zufällig aus Tucson?«
    Der Bursche kriegte große Augen. »Ja. Woher wissen Sie das?«
    Shel bemühte sich, sich eine Ausrede einfallen zu lassen. »Jemand da hinten ...«, er deutete vage in Richtung Kirche, »...sagte, Sie kämen von dort.« Er wechselte das Thema: »Die haben aber doch nicht ernsthaft vor, den ganzen Weg bis nach Montgomery zu marschieren, oder? Das sind beinahe hundert Kilometer.«
    »Nein. Ich glaube, sie gehen davon aus, dass sie festgenommen werden, ehe sie sich allzu weit von der Stadt entfernen können. Falls uns diese Schwachköpfe nicht vorher erschießen.« Er sah sich zu einem

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